* 6 Juli 1850, † 16. April 1933: Ingenieur
Otto Frederik August Busse
d.J. wurde 1850 als Sohn des Otto Frederik August Busse d.Ä.
(1822-1883) geboren, dem Leiter der Maschinenabteilung und
Lokkonstrukteur der "Det sjællandske Jernbaneselskab" (SJS).
Da das Heim der Familie direkt über den
SJS-Werkstätten lag, prägten Lokomotiven schon die Kindheit
des Jungen. Nach der Schulzeit erlernte Otto F. A. Busse d.J.
zunächst das Schmiedehandwerk und bereiste anschließend
Deutschland, wo er sich zum Ingenieur des Eisenbahnwesens ausbildete.
1875 kehrte er heim und arbeitete zunächst unter seinem Vater
bei der SJS. Im folgenden Jahr wechselte er zu den "Jydsk-Fyenske Jernbaner"
(JFJ), wo er 1881 die technische Leitung übernahm. Schließlich
wurde er beim Zusammenschluß der SJS und JFJ 1892 technischer
Leiter der neugegründeten DSB.
Als "Maskinchef"
der DSB war Otto F. A. Busse d.J. für die Beschaffung und den
Betrieb der Lokomotiven verantwortlich. Da diese bisher als fertige
Muster bei verschiedenen Herstellern eingekauft worden waren, fand er
hier eine kaum überschaubare Typenvielfalt vor und sah sich mit
hohen Unterhaltungskosten konfrontiert. Otto F. A. Busse d.J. änderte
diesen Zustand mit einem neuen Programm zur Standardisierung des
Lokparks. So wurden nur noch wenige Typen in höheren Stückzahlen
geordert, um Einsparungen bei der Instandhaltung und dem
Ersatzteilbestand zu erreichen. Darüber hinaus übernahm er
selbst den Entwurf neuer Loktypen. Die fertigen
Konstruktionszeichnungen dienten als Grundlage von Ausschreibungen
und der Auftragsvergabe an verschiedene europäische
Lokomotivproduzenten. So erhielt die DSB maßgeschneiderte
Maschinen zu moderaten Preisen. Auf dem Reißbrett von Otto F.
A. Busse d.J. bzw. unter seiner Leitung entstanden in chronologischer
Reihenfolge die DSB-Baureihen:
A,
"lille P",
D,
O,
K,
C, G(ii), Hs(ii), F(ii), J(ii) und schließlich die
legendäre
P. Letztere gilt zu Recht
als Dänemarks schönste Dampflok und als Meisterwerk von Otto F. A. Busse d.J.
Allerdings hatten seine Ingenieure H. G. Dorph und R. Olsen wesentlichen Anteil an der
Entwicklung der Reihe P. Darüber hinaus sorgte Otto F. A. Busse d.J. auch für
die einheitliche Entwicklung des Wagenparks der DSB und sorgte hier für
die Übernahme moderner Technologien: So führte er die Vakuumbremse sowie
die Dampfheizung ein und verbesserte die Belüftung und Beleuchtung.
Auch der neue Salonwagen
S 8 für
den königlichen dänischen Hof beruhte auf einem persönlichen Entwurf Busses.
Der Wagen wurde 1900 bei
A/S Scandia gebaut, die
Einrichtung gestaltete der Architekt P. Berg.
Otto F. A. Busse d.J. zeigte sich als engagierter Ingenieur. Mehrfach unternahm er
Studienreisen und zeichnete sich durch eine Reihe von Innovationen
und Patenten aus. Zu letzteren zählte u.a. das
seitlich verschiebbare Drehgestell der Reihe "lille P". 1904
rückte er als "Maskindirektør"
in den Vorstand der DSB auf. Durch zahlreiche Veröffentlichungen
in internationalen Fachzeitschriften machte er seine Konstruktionen
einem breiten Publikum bekannt. In den späteren Jahren seiner
Karriere zeigte er sich aber gegenüber neuen Errungenschaften
zunehmend abweisend. So wurde z.B. die allgemein bewährte
Überhitzertechnik für Dampfloks bei der DSB erst nach
seiner Amtszeit eingeführt. Offenbar nahm auch seine
Bereitschaft zu Kompromissen ab und so kam es 1910 zum Bruch mit der
Leitung der DSB. Offiziell ging Otto F. A. Busse d.J. aus
gesundheitlichen Gründen in allen Ehren in Pension,
tatsächlich wurde er aber aus dem DSB-Vorstand verwiesen.
Auch im Ruhestand blieb Otto F. A. Busse d.J. dem Eisenbahnwesen eng verbunden und engagierte
sich in betreffenden Debatten. Er verstarb am 16.04.1933 in
Kopenhagen. Sein Lebenswerk wurde in der internationalen Fachpresse
gewürdigt, wie in der österreichischen Zeitschrift "Die
Lokomotive". Sein Andenken wurde u.a. mit dem Straßennamen
"Otto Busses Vej" als Adresse der kopenhagener
DSB-Zentralwerkstätten und mit der Taufe der DSB-Lok EA 3008 auf "Otto
Busse" geehrt. Sein Wirken prägte entscheidend die gesamte Dampflokzeit der DSB.
Quellen:
Nørregård, Georg (1961): Vognfabrikken Scandia Randers 1861-1961. Randers: Scandia.
Thestrup, Poul (1997): På sporet 1847-1997: Jernbanerne, DSB og samfundet. 3 Bd. Odense: Jernbanemuseet.
Willer, Tine (2010): Den gule by. Dansk jernbane-Klub.
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