Steckbrief DSB S 8


Die DSB beschaffte 1900 für das dänische Königshaus einen zeitgemäßen Salonwagen, der europaweit in Schnellzüge eingestellt werden konnte. Der Wagen war wesentlich geräumiger als sein Vorgänger S 1 und bot ein besseres Laufverhalten durch ein Fahrwerk mit Drehgestellen. Die Konstruktion des Wagens übernahm der technische Leiter der DSB Otto F. A. Busse d. J., während die Inneneinrichtung von dem Architekten Axel Berg entworfen wurde. Der Bau des Fahrzeuges erfolgte bei Scandia unter Verwendung möglichst vieler in Dänemark gefertigter Komponenten. Damit war der neue Salonwagen bewußt eine Demonstration der Leistungsfähigkeit dänischer Ingenieurs- und Handwerkskunst. Der Wagenkasten war aus Holz aufgebaut und mit Eisenblech beplankt. Das Dach war mit einem Oberlichtaufbau versehen, in dem auch die Behälter für warmes und kaltes Brauchwasser untergebracht waren. An beiden Fahrzeugenden befanden sich Einstiegsräume mit eingerückten Türen sowie Übergänge mit Faltenbälgen an den Stirnseiten. Von einem der Einstiegsräume gelangte man direkt in einen Salon, an den sich ein weiterer Salon gleicher Größe anschloß. Beide Aufenthaltsräume waren jeweils mit einem Sofa, vier Sesseln und einem Tisch eingerichtet, der zweite Salon ließ sich darüber hinaus als Schlafabteil mit Seitengang umgestalten. Der verbleibende Teil des Wagens war mit einem Seitengang versehen, von dem aus zwei Schlafabteile mit Waschgelegenheit für die Dienerschaft sowie zwei WCs erreichbar waren. Die Gestaltung der Innenräume war prunkvoll mit reichlich poliertem Mahagoni, Seidentapeten und vergoldeten Ornamenten ausgeführt. Die äußere Farbgebung orientierte sich an den Farben des Hauses Glücksburg, wobei der Wagenkasten in rotbraun mit einem gelblichen Fensterband erschien. Die Flächen waren mit gelben Kassettenlinien verziert und in der Wagenmitte unter den Fenstern war das vergoldete königliche Wappen angeordnet. Der neue Salonwagen wurde unter der Betriebsnummer Sa 8 eingereiht und 1903 als S 8 umgezeichnet.

Zu den Einrichtungen des S 8 zählten eine dampfbetriebene Heizung sowie eine elektrische Beleuchtung. Beide Systeme wurden von dem Packwagen EK 2250 aus versorgt, der als Begleitwagen für den Salomwagen fest vorgesehen war. Die Fahrzeuge waren mit eisenbahnüblichen Anschlüssen ausgestattet und brauchten daher im Zugverband nicht direkt aneinander gekuppelt zu werden. Bei offiziellen Reisen wurden die Wagen meist durch den Salonwagen DSB S 9 sowie weitere Reisezug- und Gepäckwagen ergänzt. Der Salonwagen S 8 fand häufige Verwendung, da in seiner Einsatzzeit das dänische Herrscherhaus zahlreiche Gäste aus dem Hochadel empfing und verschiedentliche Feierlichkeiten zur Einweihung neuer Bahnstrecken und Hafenanlagen besuchte. Insbesondere der junge König Christian X und seine Gemahlin Königin Alexandrine nutzten den Wagen ab 1912 für verschiedentliche Besuche in den skandinavischen Ländern und zu Reisen nach Cannes an der französischen Riviera, wo die königliche Lustyacht ankerte. Darüber hinaus fand S 8 Verwendung in "Det kongelige båretog" bei Trauerfällen der königlichen Familie 1906 und 1912.

1937 wurde S 8 durch den neuen Salonwagen S 1 abgelöst, der in Ganzstahlbauweise den technischen Anforderungen seiner Zeit entsprach und in internationale Züge eingestellt werden konnte. S 8 wurde 1939 ausgemustert und letztendlich im Bestand von Danmarks Jernbanemuseum museal bewahrt.


Technische Daten:
Anzahl 1
Hersteller Scandia
Baujahr 1900
Länge über Puffer 17.990 mm
Drehzapfenabstand 12.200 mm
Achsstand im Drehgestell 2.100 mm
zul. Höchstgeschw. - km/h
Dienstgewicht 38,0 t
Einrichtung 2 Salons, 2 Schlafabt., 2 WC


Abbildungen:

DK9807 DK8132 DK12893 DK12894

DK8327 DK8328 DK8329

DK4225 DK10010 DK7349 DK4237

DK10012 DK10013 DK10014 DK10015

DK10011 DK12457


Quellen:
Bruun-Pedersen, J. (1991): DSB Kongevogn S 8. Signalposten 1991/2: 71 (inkl. Zeichnungssatz S. 67-70).
Danmarks Jernbanemuseum: www.jernbanemuseet.dk
Nørregård, Georg (1961): Vognfabrikken Scandia Randers 1861-1961. Randers: Scandia.
Thestrup, Poul (1992): Danske kongevogne. Roskilde: bane bøger.


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