Zu den Zeiten, als sich der Klimawandel sich noch nicht bemerkbar machte, stellte der
Winterbetrieb die dänischen Eisenbahnen vor beachtliche Herausforderungen.
Zunächst behalf man sich mit Schneepflug-Aufsätzen zu behelfen, die bei Bedarf an dafür
eingerichtete Loks und Wagen montiert wurden. Desweiteren versuchte man, die Ausbildung
von Schneewehen durch Zäune und Hecken zu verhindern und experimentierte mit dem Neigungswinkel
der Flanken an den Bahndämmen. Trotz aller Bemühungen blieben
aber immer wieder Züge in meterhohen Schneeverwehungen stecken und blockierten die Strecken tagelang.
War ein Zug festgefahren, wurden Arbeitskräfte angeheuert um den Zug freizuschaufeln. Die
Grenzen dieses Systems zeigten sich im Schneewinter 1866/67, als allein die SJS 3.000
Hilfskräfte rekrutierte und zu deren Transport 8 Loks mit zahlreichen Wagen bereit stellte.
Trotz des erheblichen Aufwandes und der Kosten kam es zu wochenlangen Betriebsausfällen
und Schäden durch meterhohe Schneeverwehungen. Damit wurde die Beschaffung von
Schneepflügen in Form der
Træsneplove unvermeidbar.
Im Lauf des 20. Jhdts. wurden mit den
Klimaschneepflügen,
den
Tender- / Scandiapflügen und schließlich
den
Schneefräsen die Mittel zur Schneeräumung modernisiert.
Schienenräumer
Um 1910 begann die DSB, die Schienenräumer ihrer Triebfahrzeuge mit Schneeschiebern in Forn
schräggestellter Platten zu bestücken. Mit der Übernahme der SJ-Baureihe F (DSB E) lernte
man ab 1937 dann die schwedische Ausführung der Schienenräumer mit gewölbten
Pflugscharen zu schätzen. 1939 beschloß man, alle Triebfahrzeuge mit Druckluftbremse mit
entsprechenden Pflugscharen auszustatten. Dies galt auch für die ab den 1950er-Jahren beschafften
Steuerwagen der MO-Triebwagen.
Winter 1978/79
Ein einschneidendes Ereignis war das Extremwetter um Neujahr 1978/79, das in
Norddeutschland und im südlichen Skandinavien als "Schneekatastrophe 1978/79"
bzw. als "Snestormen 1978/79" in Erinnerung blieb. Der 3 Tage lang anhaltende
Schneefall mit Starkwind brachte den Verkehr zum Erliegen und setzte zahlreiche
Personen in eingeschneiten Kfz und Zügen fest. In Dänemark waren vor allem die
Inseln Lolland und Falster sowie Südjütland betroffen, wo sich Schneewehen von bis
zu 5 m Höhe auftürmten und es mehrere Tage brauchte, um den letzten festgefahrenen
Zug zu befreien. Im Nachgang führte das Ereignis bei der DSB zu einer völligen
Neuorganisation der Schneevorsorge, wobei man sich insbesondere an den Wintererfahrungen
der norwegischen und schwedischen Bahnen orientierte. Neben organisatorischen Verbesserungen
und der Einführung von beheizten Weichen, betrafen diese Maßnahmen vor allem das rollende Material.
Untergehängte Schneepflüge
Ab 1979 stattete die DSB ihre Fahrzeuge mit untergehängten Keilpflügen
vom Typ "Norrlandsplove" nach norwegischem Vorbild aus, die sich bei moderater
Schneehöhe als völlig ausreichend erwiesen. Deren Pflugschare
waren gewölbt und deckten die gesamte Fahrzeugbreite ab. Entsprechend wurden alle Streckenloks und
die Steuerwagen der Reihe Bns umgerüstet, die Triebwagen der Reihen MA und MR folgten später
wegen des höheren konstruktiven Aufwandes. Dagegen blieben die Altbaureihen MO und deren Steuerwagen
sowie alle anderen Triebfahrzeuge unverändert. Auch die Neubeschaffungen der folgenden Jahre waren
entsprechend ausgestattet, sofern sie nach den Vorgaben der DSB konstruiert worden waren. Dies änderte
sich ab den 2000er Jahren als man begann, Standardmuster verschiedener Hersteller zu beschaffen wie die
Reihen MQ, EB, ES und die Doppelstock-Steuerwagen ABs. Die Stirnseiten dieser Fahrzeuge waren auch
schneeabweisend ausgeformt, es wurde aber auf die dezidierten Keilpflüge verzichtet. Auch für
den grenzüberschreitenden Verkehr waren untergehängten Schneepflüge ungeeignet, da sie
das deutsche Lichtraumprofil überragten. So erhielten die 10 nach Deutschland verkauften Loks
der Reihe MY neue Schneepflüge, bevor sie dort als Baureihe V 170 zugelassen wurden.
Schneevorsorge in den 2000ern
Die 1979 im Hinblick auf den vergangenen Katastrophenwinter getroffenen Maßnahmen
zur Schneevorsorge wurden auf längere Sicht wohl als überdimensioniert bewertet.
Nach dem baldigen Aus für die Schneeschleudern, wurde langfristig auch die Zahl
der Schneepflüge reduziert. Mit der endgültigen Ausrangierung der Reihe MY war
die DSB zum weiteren Betrieb ihrer Schneepflüge auf Mietloks angewiesen. Zum Räumen
von Betriebsgeländen gab es Anbau-Schneefräsen, die u.a. von Zweiwege-Kfz eingesetzt werden konnten.
Bei den Privatbahnen waren Anbauschneepflüge weit verbreitet, die bei Bedarf an
eigens dafür eingerichtete Loks und Wagen montiert wurden. Auch hier fanden sich
bei verschiedenen Loks und Triebwagen Schienenräumer mit Schneeabweisern oder
untergehängte Keilschneepflüge.
Quellen:
Andersen, Torben (2023): DSB specialvogne ca. 1933-1975. Lokomotivet årsskrift 2023: 4-28.
Christiansen, Asger (1985): De sjællandske Jernbaners første sneplov. Jernbanen 85/6: 144-146.
Christiansen, Asger (1992): Den første sneplov. Jernbanen 92/6: 164-165.
Dressler, Steffen (1997): DSB træsneplove. Jernbanemuseets venner 1996: 3-9.
Gösta Svensson, Gustav (2021): Bliver det hvidt jul? 50 ton sneplove står klar. Ingeniøren, https://ing.dk
N.N. (2012): Klimasneplove. Lokomotivet 107: 22-23.
OH (1979): DSB bliver bedre rustet til de kommende vintre. DSBbladet Nr. 9/1979: 13.
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