Der österreichische Konstrukteur
Rudolf Klima patentierte 1925 ein Schneepflugsystem,
das eine situationsabhängige Räumung der Strecke mit pneumatisch verstellbaren
Räumschilden ermöglichte. Die Räumschilde waren in der Mitte geteilt und einzeln
beweglich, so daß die Räumbreite sowie die Auswurfrichtung auf eine oder beide
Seiten reguliert werden konnte. Erste Klima-Schneepflüge waren als Anbaueinheiten
für Lokomotiven konzipiert. Letztendlich bewährten sich fest auf einem Fahrzeug
montierte Ausführungen, wofür überzählige Schlepptender oder ausrangierte Lokomotiven
genutzt wurden. Neben den Räumschilden und der Hydraulik erhielten die antriebslosen
Fahrzeuge einen Bedienstand sowie ggf. Mannschafts- und Technikräume. Die besten
Räumergebnisse wurden bei einer Schneehöhe von unter 60 cm erreicht, die Geräte
waren aber auch bei Schneehöhen von bis zu 1,5 m bedingt einsetzbar. Zusätzlich
konnte mit einem absenkbaren Spur-Innenräumer auch zwischen den Gleisprofilen bis
zu 80 mm unter Schienenoberkante geräumt werden. Die Bedienung der Klima-Schnnepflüge
erfolgte durch einen streckenkundigen Fahrleiter und einen Bediener der Schneepflugmechanik.
Anweisungen an die Schublok wurden über Lichtsignale bzw. in späteren Ausführungen mittels
einer Gegensprechanlage übermittelt.
Bei der DSB erwiesen sich die alten Schneepflüge als zu leicht und instabil für die
immer kräftigeren Lokomotiven und so reiste 1955 eine Delegation nach Garmisch-Partenkirchen,
um die Klima-Schneepflüge der DB im Einsatz zu begutachten. Man bestellte bei Henschel 2
Teilesätze Modell "Linz 1943", bestehend aus:
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Frontaggregat und Führerhaus |
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Spur-Innenräumer mit Absenkmechanik |
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Steuer- und Anzeigegeräte |
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Druckluftzylinder mit Gestänge |
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beweglicher Suchscheinwerfer |
Aus den Teilesätzen und den Rahmen der ausrangierten Dampfloks
D 887
(Schwartzkopff: 7262 / 1920) und
D 884 (Baldwin: 52571 / 1919)
wurden 1957 in den DSB-Zentralwerkstätten Århus 2 Klima-Schneepflüge aufgebaut. Jeweils
die mittlere Kuppelachse wurde entfernt, die Räumschilde wurden am Fahrzeugende mit der
vormaligen Tenderkupplung montiert. Der Aufbau war in einen Bedienstand, einen
Mannschafts- und einen Technikraum gegliedert, die über die Dampfversorgung von der
Schublok beheizt wurden. Die Räume waren zur Isolierung innen mit Holz verkleidet, der
Aufenthaltsraum war darüber hinaus mit einem Kachelofen ausgestattet. Ein dampfbetriebener
500 W-Generator lieferte 24 V Gleichspannung für den Betrieb von Scheinwerfern,
Innenbeleuchtung und der Armaturen. Die Fahrzeuge wurden als
DSB Sneplov 98-99 eingereiht
und in Nęstved bzw. Aalborg stationiert. Ihr letzter Einsatz erfolgte 1978/79, bevor sie
1982 ausrangiert wurden.
Technische Daten DSB Sneplov 98-99: |
Anzahl |
2 |
Hersteller |
Henschel, Ar Cvk |
Baujahre |
1957
|
Achsfolge |
2 1' |
Länge über Puffer |
8.950 mm |
Achsstand |
6.500 mm (2.500 mm + 4.000 mm) |
zul. Höchstgeschw. |
50 km/h |
Dienstgewicht |
36,0 t |
Box: Klima-Schneepflüge bei DB und DR
Klima-Schneepflüge wurden ab 1926 zuerst in Österreich und ab 1929 auch bei der DRG
eingesetzt. 1931 erwarb Henschel die Lizenz und fertigte bis 1965 rund 250
"Henschel-Klima"-Schneepflüge, von denen etwa 100 zur DB gelangten.
Die DR beschaffte ebenfalls Klima-Schneepflüge in einer eigenen Ausführung
unter Verwendung von Rahmen und Drehgestellen ausgemusterter Schlepptender
des Typs 2' 2' T32. 4 Prototypen wurden im RAW Halberstadt entwickelt, das RAW
Meinigen fertigte 1968-81 insgesamt 105 Exemplare. Die erste Lieferserie
"Schneepflug Meiningen" nutzte eine Lichtsignalanlage zur Kommunikation
mit der Schublok, die folgende Serie "Schneepflug Meiningen W" verfügte
über eine Wechselsprechanlage. 1994 gelangten 104 Schneepflüge beider
Lieferserien in den Bestand der "Deutschen Bahn AG", die 1999 noch 30
Exemplare im Fuhrpark gelistet hatte.
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Quellen:
Dresler, Steffen (1999): Efterfølgerne til DSBs træsneplove. Jernbanemussets venner 1998: 28-31.
N.N. (2012): Klimasneplove. Lokomotivet 107: 22-23.
Nielsen, Torben (1992): Klima sneplove DSB 98 og 99. Jernbanemussets venner 1991: 15-19.
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