Als erste dänische Bahngesellschaft beschafften "De Jydsk-Fyenske Jernbaner"
(JFJ) einen Schneepflug auf eigenen Achsen, der 1867 in den JFJ-Werkstätten gefertigt
wurde. Bei der zweiachsigen Konstruktion orientierte man sich an Bauformen, wie sie u.a.
in Österreich und den USA gebräuchlich waren. Die Funktion des geschobenen Fahrzeugs
beruhte auf Keilwirkung, wobei ein waagerechter Keil zunächst die Schneedecke anhob,
die dann durch einen senkrechten Keil geteilt und seitlich abgeworfen wurde. Der Aufbau
bestand aus einer stabilen Holzkonstruktion von 3 m Höhe, bei der die Gleitflächen
für den Schnee mit Eisen- oder Kupferblech beplankt waren. An der Rückseite des
Aufbaus gab es eine Luke, durch die Ballast zugeladen werden konnte. Diese Bauform
erzielte brauchbare Räumleistungen und wurde mehrfach nachbeschafft, meistens bei
Hvide Mølle bzw. Scandia. Allerdings behinderte die Höhe der Schneepflüge die
Streckensicht von der Schublok, sodaß der Schneepflugführer auf dem Tender platziert
wurde, von wo aus er mit dem Lokführer kommunizierte. Bei den folgenden Schneepfluglieferungen
wurde daher die Oberkante des senkrechten Keils nach vorne hin abfallend ausgeführt. Die
Ausformung der Keile war bei den einzelnen Lieferserien uneinheitlich, da eine
optimale Lösung noch gesucht wurde. Die Länge der Fahrzeuge variierte um 8 m, das
Gewicht inkl. Ballast lag bei 16 t. Aufgrund ihrer Bauart waren die Fahrzeuge allgemein
als
Træsneplove (Holzschneepflüge) bekannt.
"Det Sjællandske Jernbaneselskab" (SJS) beschaffte ab 1869 ebenfalls
Træsneplove bei verschiedenen Herstellern, wählte aber eine Bauform mit einem führenden,
zweiachsigen Drehgestell. Diese Modifikation versprach eine bessere Kurvengängigkeit
und nahm die Schneelast gleichmäßiger auf. Spätere SJS-Schneepflüge wurden mit einem
niedrigeren Aufbau beschafft, was die Streckensicht von der Schublok aus verbesserte.
Die Betriebsergebnisse dieser Bauform überzeugten und so beschaffte auch die JFJ ab
1882 Schneepflüge mit Drehgestell, behielt aber den hohen Aufbau bei. In einigen Fällen
wurde im Laufe der Betriebsjahre die Form und die Höhe des Aufbaus geändert. Die dänischen
Privatbahnen beschafften ihrerseits Schneepflüge in verschiedenen Bauformen,
entsprechend der technischen Lösungen von JFJ und SJS. Mit der Zusammenführung von
JFJ und SJS in der DSB wurden die Schneepflüge in "Hovedtype" (Haupttypen)
kategorisiert und erhielten eine einheitliche Nummerierung:
 |
Hovedtype I, DSB Nr. 1-28: 2-achsige Bauformen der JFJ |
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Hovedtype II, DSB Nr. 29-47: Drehgestell-Bauformen der JFJ |
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Hovedtype III, DSB 48-71: Drehgestell-Bauformen der SJS mit niedrigem Aufbau |
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Hovedtype IV, DSB Nr. 72-75: Schneepflüge der SFJ, die 1949 übernommen wurden |
Die Træsneplove wurden landesweit stationiert und bei Bedarf in Betrieb genommen. Fuhr sich
ein Pflug fest, half nur Schaufeln. Das Ganze barg durchaus Gefahren, wie das Unglück bei
Hansted 1876 zeigte, als ein Zug mit Hilfskräften auf ein feststeckendes Schneepflug-Gespann
auffuhr und 9 Menschen getötet sowie 26 verletzt wurden. Insgesamt erwiesen sich die
Træsneplove als erstaunlich langlebige Bauart und standen über 100 Jahre in Gebrauch.
Die DSB erhielt 1920 die letzten 3 Schneepflüge und 1944 wurde das wohl letzte Exemplar
an "De Bornholmske Jerbaner" als DBJ Sneplov 1 geliefert. Anfänglich erschienen
die Træsneplove in dem für Güterwagen üblichen Rotbraun mit weißen Gleitflächen,
ab 1929 erhielten sie ein Farbschema im Grau der Bahndienstfahrzeuge mit dunkelroten Streifen
und schwarzen Anschriften. Der RHJ-Lokführer Jens Sørensen erfand 1938
eine Modifikation mit senkrecht stehenden Stahlprofilen an der Vorderkante des Schneepfluges. Diese brachen
die anlaufenden Schneemassen auf und wirkten so dem Festfahren entgegen. Das System wurde
von anderen Privatbahnen und vereinzelt auch von der DSB übernommen. Das Ausrangieren
der Træsneplove begann in den 1960er Jahren und zog sich bis in die 1970er. Danmarks
Jernbanemuseum bewahrte
DSB Sneplov 8 (Hovedtype I, Scandia 1869)) aus Beständen der Privatbahnen
blieben beim DJK
SB Sneplov 1 (Marslev) und
RHJ Sneplov 1 (Handest) erhalten.
Technische Daten DSB "Træsneplove": |
|
Hovedtype I, DSB Nr. 1-28 |
Hovedtype II, DSB Nr. 29-47 |
Hovedtype III, DSB Nr. 48-71 |
Hovedtype IV, DSB Nr. 72-75 |
Anzahl |
28 |
19 |
23 |
4 |
Hersteller |
JFJ, Scandia |
Kockum, Scandia, Skabo |
Scandia, Bergslund |
Scandia, SFJ |
Baujahre |
1867-77
| 1882-1900
| 1869-1920
| 1876-1910
|
Achsfolge |
2 |
2' 1 |
2' 1 mm |
2 mm |
Länge über alles |
8.680 mm |
7.515 mm |
7.210 mm |
8.900 mm |
Achsstand |
3.912 mm |
3.960 mm |
3.670 mm |
3.950 mm |
zul. Höchstgeschw. |
40 km/h |
40 km/h |
40 km/h |
45 / 60 km/h |
Eigengewicht ohne Ballast |
12,5 t |
12,0 t |
12,5 t |
10,2 / 12,9 t |
Bei den dänischen Privatbahnen versuchte man es gelegentlich auch mit mehr oder weniger
überzeugenden Keilschneepflügen aus den eigenen Werkstätten.
Quellen:
Andersen, Torben (2023): DSB specialvogne ca. 1933-1975. Lokomotivet årsskrift 2023: 4-28.
Christiansen, Asger (1985): De sjællandske Jernbaners første sneplov. Jernbanen 85/6: 144-146.
Christiansen, Asger (1992): Den første sneplov. Jernbanen 92/6: 164-165.
Djursland Jernbanemuseum: Sneplov - RHJ. www.djbm.de
Dresler, Steffen (1997): DSB træsneplove. Jernbanemuseets venner 1996: 3-9.
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