Die MYs wurden landesweit auf Hauptstrecken eingesetzt und verdrängten schrittweise die Dampftraktion.
Im Personenverkehr konnten Reisezeiten verkürzt werden und auch die Triebzüge der Baureihe
MK/FK wurden als "Sorte Lyntog" (Lyntogverbindung ohne Triebzug der Baureihen MS, MB oder MA)
abgelöst. 1962-63 führten MY die durchgehenden Wagen der Verbindung Aalborg-Köln bis Hamburg Hbf als Ausgleichsleistung
für die im "København-Express" eingesetzten DB VT 08.5. Im Güterverkehr führten die
MY bevorzugt Eilgüterzüge, darunter ab 1961 die TEEM-Güterzüge auf dem dänischen Abschnitt der
Verbindung Bologna-Stockholm/Oslo. Im grenzüberschreitenden Güterverkehr erreichten die MYs ab 1965
Flensburg Weiche mit dem "Nordpilen". 1967-69 erfolgte die erste Lieferung der stärkeren Nachfolgebaureihen
MZ und ab 1981 ME, mit denen die Verdrängung der Reihe MY aus dem schweren Reisezugdienst eingeleitet
wurde. Diverse Lieferverzögerungen erforderten aber noch über viele Jahre die Leistungen der MYs. Die
MYs mit dem schwächeren Motor Typ GM 567B wurden 1968 zeitweilig als Baureihe
MV umgezeichnet.
Abgesehen von dem 1972 neu eingeführten rot/schwarzen "Design"-Farbschema, führten veränderte
Betriebsvorgaben gelegentlich zu Anpassungen bei den MY: Ab 1966 wurden die "Togførervogne"
(Güterzugbegleitwagen) aufgegeben und stattdessen die Führerstände der MY (und MX) mit einer 2. Sitzgelegenheit
versehen. So konnte der unbesetzte Führerstand als Zugführerabteil genutzt werden bis zum Ende des
Zugführerdienstes 1972. Im Zuge des 1974 gestarteten Konzepts "K74" zur Neuorganisation des
Reisezugverkehrs erhielten die MY eine neue Rolle mit Wendezügen im Regionalverkehr auf Seeland,
wofür sie mit der ITC-Wendezugsteuerung ausgestattet wurden. Allerdings zeigten sich erste
Altersschwächen bei den MY, die als Streckenloks mit den häufigen Bremsvorgängen im Nahverkehr
stark belastet wurden. In Jütland blieben die MY dagegen bis Mitte der 1980er Jahre als Vorspann
im schweren Reisezugdienst, bis auch die letzten UIC-Wagen auf elektrische Zugheizung umgestellt
waren. Eine weitere Neuerung waren ab 1979 die untergehängten Schneepflüge unter den Pufferbohlen,
nachdem der Katastrophenwinter "Snestormen 1978/79" weite Teile des Bahnverkehrs über viele Tage
unterbrochen hatte. Um 1990 manifestierte sich ein deutlicher Mangel an Zugkraft und so beschloß
die DSB 1993, insgesamt 25 Loks der beiden letzten Lieferserien einer "Miljørenovering" zu
unterziehen. Dabei handelte es sich um Maßnahmen zur Verlängerung der Lebenszeit der Loks und zur Verbesserung
der Arbeitsbedingungen für das Personal. Die Loks wurden technisch überholt, die Lokkästen wurden entrostet und neu
lackiert, in den Führerständen wurde der Schallschutz verbessert. Ab 1994 erhielten alle in Betrieb
verbliebenen MY über den Puffern Rangierplattformen und auf dem Dach orange Blinkleuchten, um als
"Stræknings-rangerlokomotiver" auch in ungesicherten Hafenbereichen sicher rangieren zu können.
Die DSB begann 1985 mit der Ausrangierung der MY, die 1998 abgeschlossen sein sollte, sich aber wegen
des allgemeinen Mangels an Lokomotiven bis 2001 hinzog. Der letzte MY-Einsatz auf Seeland erfolgte am
27. September 1997 mit MY 1127, in Jütland beendeten MY 1159 und 1101 den Planbetrieb am 15. Juni 2001
auf der Strecke Herning-Århus.
Einzelne MY wurden Mitte der 1995 als Bahndienstfahrzeuge
umgewidmet und teilweise mit auffälligen Farbgebungen versehen. MY 1105 und 1111 erhielten
Scharfenbergkupplungen und wurden zum Verlegen der neuen IC4-Triebzüge der Baureihe ER verwendet,
MY 1108 stand der Abteilung "DSB laboratoriet" für Testfahrten zur Verfügung. MY 1126
wurde nach dem Abschluß der ATCS-Probefahrten vorwiegend für Sonderaufgaben verwendet und stand meist dem
"Hjælpevognstjenesten" in Århus zur Verfügung. Zuletzt wurde 1999 MY 1135 als Bahndienstlok umgewidmet und
erhielt ein blaues Farbschema, in dem sie u.a. mit dem königlichen Salonwagen DSB S 001
eingesetzt wurde. MY 1107, 1115 und 1116 wurden als Objekte für Feuerwehrübungen in Fredericia und
Herning abgegeben und bald darauf verschrottet.
MY am Gebrauchtmarkt
Die Ausrangierung der Reihe MY fiel zeitlich mit der Liberalisierung des europäischen Eisenbahnmarktes
zusammen, der durch EU-Direktiven erzwungen wurde. Somit öffnete sich 1997 das dänische Schienennetz
für zusätzliche Anbieter neben der DSB. Da sich die neue DSB-Gütersparte "DSB gods" auf die wesentlichen
Frachtkorridore konzentrierte und zahlreiche lokale Güteranschlüsse nicht mehr bediente, boten sich
neue Möglichkeiten für die
dänischen Privatbahnen und andere EVUs. Man
interessierte sich zunächst für die Baureihe MX mit ihrer relativ niedrigen Achslast, erwarb dann aber auch
verschiedene MYs, als das Zugsicherungssystem ATC ab 2000 verpflichtend wurde. In Schweden hatte die Liberalisierung
des Eisenbahnmarktes bereits Anfang der 1990er Jahre begonnen und so gab es mehrere
schwedische EVUs, die begeistert ehemalige DSB MYs einkauften,
die hier als Baureihe
TMY liefen. In
Deutschland
übernahm die EuroTrac GmbH 10 MYs als Baureihe
V 170, 2 Loks gingen nach
Ungarn.
Alle Anwender schätzten die hohe Zuverlässigkeit der Loks und die robuste GM-Technik. 70 Jahre nach Einführung
der Baureihe MY stehen immer noch etliche Maschinen im aktiven Dienst - eine beachtliche Leistung!
Museale Exponate
Danmarks Jernbanemuseum übernahm MY 1101, 1135 und 1159 in seinen Bestand, MY 1159 wurde jedoch
2019 an die "Railservice Drift ApS" (RSEJ) verkauft. Die Loks waren betriebsfähig mit ATC
ausgerüstet und wurden bei "DSB Museumstog" für Museumsveranstaltungen sowie als Mietloks für
Einsätze mit Meßwagen, Schneepflügen etc. genutzt. Als statische Exponate dienten MY 1112 mit
einer geöffneten Seitenwand sowie ein Führerstand von MY 1129. Letzterer wurde Anfang 2025 an Altmark Rail verkauft
und bei der Instandsetzung der verunfallten MY 1131 verwendet. Den anderen Führerstand von
MY 1129 sicherte sich der Rundnasenfan und Gründer der "Altmark Rail GmbH" Michael Frick, der
das Objekt am Firmensitz in Oebisfelde aufstellte. Selbstverständlich spielten die Museumsloks
MY 1134 und 1101 auch bei dem 2022 eingeführten Kinderprogramm "Koblingerne" (Die Kupplungen)
mit als Zwillinge "MORTEN" und "YRSA".
MY 1101 erhielt 2005 vorübergehend eine dunkelblaue Folierung anläßlich des 200. Geburtstages
von Hans Christian Andersen. Neben dem Portrait und dem Namen des Dichters wurde sein Ausspruch
"At rejse er at leve" (Reisen ist Leben) auf dänisch, englisch, deutsch und chinesisch gezeigt.
Die Aktion wurde von verschiedenen Sponsoren finanziert, darunter die Stadt Viborg und der Kreis
"Fyns Amt", deren Wappen jeweils an einer Stirnseite und an der rechten Seite des anliegenden
Führerstandes geführt wurden. Weitere Sponsoren waren "Danmarks Jernbanemuseum" sowie die Firmen
"Skiltecentret", "Sats & Tegn" und der Modellbahnhersteller "HELJAN A/S",
der die Lok als Sondermodell herausbrachte.
Die Sektion "GM gruppen" des Vereins "Dansk Jernbane-Klub" (DJK) übernahm zunächst MY 1105,
tauschte diese aber 2002 gegen MY 1126, deren ATC-Ausrüstung den Einsatz für Ausflugsfahrten
gestattete. Zunächst plante man die Rückführung der Lok in den Lieferzustand mit dem weinroten
Farbschema, entschied sich dann aber zum Erhalt des "Grafitti"-Designs aus der ACTS-Erprobung.
MY 1107 wurde dagegen vom DJK nur als Ersatzteilspender übernommen und 2000 verschrottet.
Die norwegische Vereinigung "GM-gruppen i Norge" erwarb 1993 DSB MY 1104 und plante die
betriebsfähige Instandsetzung der Lok im Lieferzustand. Auch wenn die Rekonstruktion des weinroten
Farbschemas gelang, wurde das Projekt nie abgeschlossen. 2007 löste sich der Verein auf und die
Lok wurde von dem in Norwegen ansässigen dänischen Arzt Peter Malmqvist erworben. Dieser überführte
die Lok nach Dänemark, wo sie zunächst in einem Schuppen des Struer Museums untergestellt war. 2009
wurde die Lok nach Tønder in das geplante Eisenbahnmuseum "Tønder-Remise" verlegt und 2020 an das
Eisenbahnmuseum "Gedser Remise" abgegeben.
Einführung
Teil 1: Entwicklung
Teil 2: Einsatz
Teil 3: Technische Beschreibung
ex DSB MY in Dänemark
ex DSB MY in Schweden
ex DSB MY in Deutschland und Ungarn
Fahrzeugliste
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