Die DSB setzte bereits Ende der 1930er Jahre auf die Zukunft der Dieseltraktion, mußte
diese Pläne aber wegen der Treibstoffrationierung unter der
deutschen Besetzung zurückstellen. Stattdesen erbat man 1942 bei
Frichs ein Angebot über eine neue Schnellzug-Dampflok als Ersatz
für die Baureihe E. Bei Frichs wurden allerdings keine
entsprechenden Aktivitäten aufgenommen, da die DSB zuvor schon
nicht auf die Frichs-Vorschläge zur Aufrüstung der Reihe
P auf den Typ
PR
eingegangen war. Schließlich machte sich der bei
Frichs beschäftigte Ingenieur William Bay in seiner Freizeit an
einen entsprechenden Entwurf und legte im Januar 1945 seine Projektbeschreibung vor.
Willian Bay entwarf eine imposante Lok mit Stromlinienverkleidung, wobei er
sich offensichtlich von der britischen "Coronation"
inspirieren ließ, die er 1938 auf einer Fahrt von London nach Glasgow erlebt hatte. Ihm
war durchaus bewusst, daß eine Stromlinienverkleidung auf den
relativ kurzen und langsamen Strecken Dänemarks kaum effektiv
sein konnte, er verwies aber auf das "modernere"
Erscheinungsbild. Bei der Auslegung seiner Lok begrenzte Bay den
maximalen Achsdruck auf 18 t und verwendete zahlreiche Standardteile
aus DSB-Beständen. Die Abmessungen hielt er im bisherigen
Rahmen, damit Infrastruktur wie Werkstätten, Depots,
Drehscheiben, Wasserkräne etc. unverändert weiter nutzbar
blieben. Das Laufwerk mit der Achsfolge 1' D 1' "Mikado" sollte eine
Drillings-Dampfmaschine mit einfacher Expansion erhalten.
Die vordere Laufachse war als Krauss-Helmholtz Drehgestell, die
hintere als Adamsachse ausgelegt. Das allseitig geschlossene
Führerhaus war geräumig entworfen und verfügte links
in der Stirnwand über eine Tür, durch die das rundum
gezogene Umlaufblech betreten werden konnte. Für die
elektrische Beleuchtung von Führerstand, Triebwerk und
Scheinwerfern war ein Turbodynamo vorgesehen. Der Tender war
ebenfalls mit Stromlinienverkleidung entworfen. Das Tender-Fahrwerk war ganz in
dänischer Tradition mit vier Achsen im starren Hauptrahmen
angelegt, wobei die erste und dritte Achse nach dem Gölsdorfschen System
mit Seitenspiel versehen waren.
Bedauerlicher Weise wurde William Bays ergeiziges Projekt nie weiter verfolgt. Zum Einen
war nach der Befreiung Dänemarks die Einführung der Dieseltraktion
absehbar und ein neuer Dampfloktyp überflüssig. Andererseits gab es bei der DSB sicher Zweifel,
ob Frichs eine derartig anspruchsvolle Konstruktionsaufgabe bis hin zu verläßlichen
Serienmaschinen realisieren könnte. Schlußendlich bestellte die
DSB für den Reisezugdienst weitere Nachbauten der Dampfloktype
E
und beschaffte für ihre Güterzüge einige gebrauchte
Loks der deutschen Baureihe 50 als Typ N. Der Durchbruch für die
Dieselloks gelang bei der DSB 1954 mit der Einführung der
legendären
MY-"Rundnasen".
Technische Daten DSB Projekt William Bay, 1945: |
Anzahl |
- |
Hersteller |
- |
Baujahre |
- |
Bauart, Steuerung |
1' D 1' h3, Heusinger |
Länge über Puffer |
22.300 mm |
Rostfläche |
4,7 m² |
Verdampfungsheizfläche |
248,0 m² |
Überhitzerfläche |
116,0 m² |
Kesselüberdruck |
15 atm |
Zylinder-Ø |
530 mm |
Kolbenhub |
670 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.866 mm |
Laufrad-Ø vorn / hinten |
950 mm / 1.250 mm |
indizierte Leistung |
- PS |
Zugkraft |
- t |
Höchstgeschwindigkeit |
120 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok |
93,0 t / 72,0 t |
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht |
4 / 70,0 t |
Vorrat: Wasser / Kohle |
32,0 m³ / 10,0 t |
Abbildungen:
Quellen:
Bay, William (1945): Projekt til 3-cylindret 1-D-1 eksprestogslokomotiv. Reprint 1989: JMJKs forlag, Århus.
Christiansen, Asger (1992): Damp eller diesel. Jernbanen 3/92: 69-71.
Nørgaard Olesen, Thomas (2005): Lokomotivfabrikken Frichs. København: Dansk Jernbane Klub.
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