Die neue Diesellokreihe
V 200
der DB zeigte sich den steigenden
Anforderungen im schweren Reise- und Güterzugdienst schon bald
kaum noch gewachsen. Daher erhielt Krauss-Maffei 1960 den Auftrag,
ein leistungsfähigeres Muster nach den gleichen
Konstruktionsvorgaben zu entwickeln. Das Mehrgewicht durch die
stärkere Antriebsanlage wurde durch die Verwendung von
Leichtbaumaterialien und den Einbau eines leichteren Dampferzeugers
ausgeglichen. Äußerlich waren die als V 200.1 (ab 1968
Baureihe 221) geführten Loks an den stumpferen Fronten mit rund
gefaßten Signalleuchten erkennbar. 1962-65 lieferte
Krauss-Maffei die V 200.1 in insgesamt 50 Exemplaren. Weitere
Beschaffungen unterblieben, da die fortschreitende Elektrifizierung
den Bedarf an Dieselloks begrenzte und mittler Weile auch einmotorige
Loks mit vergleichbarer Leistung verfügbar waren.
Die V 200.1 war wie die Vorläuferreihe V 200 mit zwei voneinander
unabhängigen Antriebsanlagen ausgerüstet. Unter den
hochgesetzten, endständigen Führerständen waren die
Strömungsgetriebe angeordnet, die über Gelenkwellen das
jeweils darunter befindliche, drehzapfenlose Drehgestell antrieben.
Hinter den Führerständen lagen die Motoren und darauf
folgend die Kühlanlagen sowie die Behälter für das
Kesselspeisewasser. In der Fahrzeugmitte lag schließlich der
Dampferzeuger, die Kraftstoff- und Heizölbehälter waren
unterflur zwischen den Drehgestellen angeordnet. Der Unterrahmen der
Loks war in Stahlleichtbauweise ausgeführt, der Fahrzeugkasten
war selbstragend und fest mit dem Rahmen verschweißt.
Der Einsatz der
V 200.1 erfolgte zunächst bundesweit im hochwertigen
Reisezugverkehr, später waren sie dann vor Zügen aller Art
zu sehen. Zum Ende der 1970er Jahre waren alle Maschinen in
Norddeutschland stationiert, die letzten V 200.1 wurden 1988
ausgemustert. Bei Auslieferung trugen die Loks das charakteristische
Farbschema Purpurrot (RAL 3004) / Schwarzgrau (RAL 7021), sie erhielten später
mehrheitlich eine Lackierung in
Ozeanblau (RAL 5020) / Elfenbein (RAL 1014).
Eine größere
Anzahl von ausgemusterten V 200.1 wurde über die "Elisabeth
Layritz GmbH" an verschiedene Betreiber veräußert,
darunter 20 Loks an die griechische Staatsbahn OSE. Diese Maschinen
wurden 2002 durch die "Prignitzer
Eisenbahngesellschaft" (PEG) zurückgekauft und vereinzelt im
privatwirtschaftlich betriebenen Instandsetzungswerk Neustrelitz
aufgearbeitet. Die in Würzburg ansässige "EBW
Eisenbahn-Bewachungs-GmbH"
hält in ihrem Lokbestand drei ehemalige V 200.1 (221 105, 106,
134), die als Baureihe "V 270" geführt werden. Die
Loks werden u.a. für Bauzugdienste vermietet. Im Oktober 2008
führte die "Leonhard Weiss GmbH" Gleisbauarbeiten in
der Gegend um Randers durch und setzte dabei die V 270.06 "Lady"
der EBW ein.
Technische Daten DB V 200.1 |
Anzahl |
50 |
Hersteller |
Krauss Maffei |
Baujahr |
1962-65 |
Achsfolge |
B' B' |
Länge über Puffer |
18.440 mm |
Drehzapfenabstand |
11.500 mm |
Achsstand im Drehgestell |
3.200 mm |
Motor |
Daimler Benz MB 835 Ab (MTU MB 12 V 652 Ta)* |
Leistung |
2 x 993 kW (1.350 PS) bei 1.500 U/min* |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Höchstgeschwindigkeit |
140 km/h |
Dienstgewicht |
78,0 t |
* = EBW V 270.06 wurde mit zwei Motoren Typ KHD TBD 620 V12 mit je 990 kW (1.346 PS) ausgerüstet.
Abbildungen:
Rollout der EBW V 270.06:
Auf der Innotrans 2004 in Berlin präsentierte die "Ostmecklenburgische
Bahnwerk GmbH" (OMB) als Betreiberin des Instandsetzungswerkes
Neustrelitz die ehemalige DB 221 106. Die Lok wurde für die "EBW
Eisenbahn-Bewachungs-GmbH" aufgearbeitet und neu motorisiert.
Die Inbetriebnahme der Maschine durch EBW erfolgte im Oktober
2004, wobei sie die Betriebsnummer V270.06 und den Namen "Lady" erhielt.
V 200.1 bei der DB:
1974-78 wurden die V 200.1 u.a. auf der Vogelfluglinie zwischen Hamburg
und Puttgarden vor dem TEE "Merkur"
eingesetzt.
V 200.1 anderer Betreiber:
Fahrzeugliste DB V 200.1 in Dänemark |
Hersteller |
Fabriknr. / Baujahr |
Betriebsnr. |
|
KM |
18998 / 1963 |
DB V 200 106 DB 221 106
OSE 412
EBW V 270.06 "Lady" |
1963 von DB in Dienst gestellt
1968 umgezeichnet
1987 ausgemustert
1989 an OSE über Layritz verkauft
2002 von PEG erworben
2004 an EBW verkauft und modernisiert
2008 Einsatz in Dänemark
|
Quellen:
EBW Eisenbahn-Bewachungs-GmbH: www.ebw-online.com
Englmann, Max & Ludwig, Herbert (1963): Handbuch der Dieseltriebfahrzeuge der
Deutschen Bundesbahn. Frankfurt a.M.: Vermögensverwalter der
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivbeamten und Anwärter GmbH.
Glatte, W. (1981): Diesellokomotiven deutscher Eisenbahnen. Düsseldorf: Alba Buchverlag.
Obermayer, Horst J. (1993): Die Baureihe V 200. Eisenbahn Journal Special 5/93.
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