Die Duewag AG stellte 1993 ihr
innovatives Konzept des "Regional-Verbrennungstriebwagen"
(RVT) für Nebenstrecken vor, das später als "RegioSprinter"
vermarktet wurde. Dabei wurden nach Möglichkeit Komponenten und Baugruppen
aus der Bus- und Straßenbahn-Großserienfertigung übernommen.
Das Fahrzeug bestand aus zwei motorisierten
Endwagen, die sich gelenkig auf einem gemeinsamen Mittelwagen
stützten. Die Antriebsstränge der Endwagen wirkten auf
einachsige Lenkdrehgestelle an den Fahrzeugenden, der Mittelwagen
ruhte auf zwei Laufachsen. Die Wagenkästen waren aus einer
selbsttragenden Aluminiumkonstruktion aufgebaut, die Fahrzeugköpfe
bestanden aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Zwischen den
beiden Lenkachsen lag ein Niederflurbereich mit einer Einstiegshöhe
von nur 530 mm über der Schienenoberkante, die großen
Fenster vermittelten einen weiträumigen Eindruck. Beide Endwagen
waren im Niederflurbereich mit einem Einstiegsraum versehen, der
beiderseitig über zweiflügelige Schwenkschiebetüren
betretbar war. An den Einstiegen waren Flächen für
Kinderwagen, Fahrräder etc. vorgesehen, der übrige
Fahrgastraum war in 2+2 oder 2+3 Sitzanordnung eingerichtet. Die
RegioSprinter waren mit Puffern und Regelkupplungen ausgestattet, eine Mehrfachzugsteuerung
erlaubte den gemeinsamen Betrieb von bis zu 4 Einheiten.
Die konsequente Leichtbaukonstruktion
verlieh dem RegioSprinter gute Beschleunigungs- und Umweltwerte. 17
Fahrzeuge gingen an die Dürener Kreisbahn GmbH (seit 2003
Rurtalbahn GmbH & Co. KG), 18 weitere RegioSprinter erwarb die
Vogtlandbahn GmbH. Als einziger Exporterfolg konnten 5 RegioSprinter
an die "Nærumbanen" (LNJ) abgesetzt werden, auf
eine Vorstellung der Fahrzeuge in Kanada erfolgte dagegen keine
Bestellung. 1999 ging die DUEWAG AG in der Siemens Duewag
Schienenfahrzeuge GmbH auf, einer 100 %-igen Tochter der Siemens AG.
Die weitere Produktion und Entwicklung des RegioSprinters wurde
zugunsten des
Desiro eingestellt.
Bei den dänischen Privatbahnen kam
der RegioSprinter als Nachfolger der allgegenwärtigen Lynetter
(Y-tog) ins Gespräch. Zunächst beschaffte die Nærum
Banen (LNJ) 1996 einen Triebwagen als Lm 21, der zwei Wochen lang bei
einer "Tour de Regio Danmark" landesweit auf Privatbahn-
und DSB-Strecken erprobt wurde. 1998 wurden vier weitere Fahrzeuge
bestellt, die wegen Problemen bei der Finanzierung erst 1999
ausgeliefert wurden. Zuvor wurde jedoch Lm 21 zerstört, als der
Y-tog Ym 20 am 12. Oktober 1998 auf Grund einer falsch gestellten
Weiche im Depot auf den RegioSprinter prallte. Die LNJ-Regiosprinter
erhielten gegenüber den Deutschen Fahrzeugen eine gedrosselte
Höchstgeschwindigkeit und waren mit einer 2+2 Sitzanordnung
räumlich großzügiger eingerichtet. Seit 2001 ist die
LNJ Bestandteil der "Lokalbanen A/S" (LB). Bei Lieferung führten
die LNJ RegioSprinter ein blaues Farbschema, nach der Übernahme
durch die LB erhielten sie 2009/10 deren Design in gelb/lichtgrau. 2015
wurden Betreibergesellschaften Lokalbanen und Regionstog zur "Lokaltog"
zusammengelgt, was sich zunächst aber nicht auf die äußere Erscheinung der
betroffenen Fahrzeuge auswirkte,
Technische
Daten "RegioSprinter": |
Anzahl |
5 |
Hersteller |
Duewag |
Baujahre |
1996, 1998 |
Achsfolge |
A + 2 + A |
Länge über Puffer |
24.800 mm |
Motor |
2 x MAN D 2865 LUH 07, 5 Zylinder, EURO II |
Leistung |
2 x 228 kW (310 PS) bei 2.000 U/min |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Höchstgeschwindigkeit |
80 km/h |
Dienstgewicht |
33,1 t |
Sitz- / Stehplätze |
58 + 9 Klappsitze / 107 |
Ausstattung |
2 Traglastenräume, kein WC |
Abbildungen:
Besuch bei den Regiosprintern der
Nærumbanen, Juni 2010
Die Nærumbanen ist wohl die kürzeste aber sicher eine der
schönsten Strecken der dänischen Privatbahnen und
schlängelt sich durch das waldige Flußgebiet Mølleåen.
Hier standen in den Kindertagen der Industriellen Revolution einige
Mühlenwerke, die Maschinen antrieben (Hammerwerke etc). Die
eingleisige Strecke hat an einigen Haltepunkten Ausweichstellen zur
Zugkreuzung, die Weichen sind hier mit federnden Zugen ausgeführt, so
dass kein Stellwerk erforderlich ist.
Regiosprinter anderer Betreiber:
Zum Verbleib der einzelnen Triebwagen s. Fahrzeugliste.
Quellen:
Lötzgen, Moritz: Der RegioSprinter, www.baureihe654.de.tl
N. N. (1997): Der Siemens-regio-Sprinter. Regionalverkehr 1-1997: www.regionalverkehr.de
Plum, Ole-Chr. M. (1996): Tour de Regio Danmark. Jernbanen 5/96: 124-127
Poulsen, John (2016): Motor Materiel 4.2: Letbyggede motortog fra Uerdingen / Duewag. Smørum: bane bøger
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