Steckbrief DRG 50 / 50 ÜK / 52


Im Programm der Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) stand u.a. eine mittelschwere Güterzuglok als Baureihe DRG 50 für Strecken mit leichterem Oberbau. Es handelte sich um eine Lok mit einer 2-Zylindermaschine und der Achsfolge 1' E, deren vergleichsweise große Feuerbüchse auch den Betrieb mit minderwertiger Kohle erlaubte. Diese Eigenschaften ließen weitsichtige Zeitgenossen folgern, daß dieses Muster für den Einsatz jenseits der östlichen Grenzen des Deutschen Reiches gedacht war. Die ersten Exemplare wurden 1939 von Henschel geliefert, alle weiteren Bestellungen wurden auch auf andere Hersteller verteilt. Die Konstruktion erwies sich als geglückt und war universell einsetzbar. Die anfängliche Planung sah gut 3.000 Loks dieser Baureihe vor, der von Deutschland begonnene 2. Weltkrieg erforderte dann aber eine beschleunigte Auslieferung und höhere Stückzahlen. So wurden nahezu alle in den besetzten Gebieten verfügbaren Lokomotivfabriken verpflichtet, Loks der Reihe 50 zu bauen. Zugleich wurde das Muster in der Konstruktion und Fertigung zunehmend vereinfacht, wobei die Änderungen fließend in die Produktion eingingen und zahlreiche Varianten entstanden. Ab 1942 wurden diese modifizierten Loks als Baureihe 50 ÜK (Übergangs-Kriegslokomotive) bezeichnet und Borsig stellte eine nochmals simplifizierte Ausführung als Baureihe DRG 52 vor. Gegenüber dem Ausgangsmuster hatte man mit über 400 Änderungen rund 4.000 Teile, 6.000 Arbeitsstunden, rund 3,5 t Gewicht sowie reichlich Buntmetall eingespart. Anstatt des bei den Einheitsloks üblichen Barrenrahmens, wurden nun einfacher zu fertigende Blechrahmen verwendet. Im Hinblick auf die Anforderungen der Ostfront wurden viele dieser Loks frostgeschützt ausgeführt, das Führerhaus war rundum geschlossen und durch einen Faltenbalg mit einem Wannentender verbunden, das Farbschema war Feldgrau. Unter der Einbeziehung von 21 Herstellern entstanden bis 1948 insgesamt 3.164 DRG 50 / 50 ÜK sowie rund 6.300 DRG 52.

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Technische Daten DRG 50 / 50 ÜK / 52:
DRG 50 DRG 52
Anzahl 3.164 ca. 6.300
Hersteller diverse diverse
Baujahre 1939-48 1942-51
Bauart, Steuerung 1' E h2, Heusinger 1' E h2, Heusinger
Länge über Puffer 22.940 mm 22.975 mm
Rostfläche 3,9 m² 3,9 m²
Verdampfungsheizfläche 177,6 m² 177,6 m²
Überhitzerfläche 74,1 m² 68,9 m²
Kesselüberdruck 16 atm 16 atm
Zylinder-Ø 600 mm 600 mm
Kolbenhub 660 mm 660 mm
Treib- und Kuppelrad-Ø 1.400 mm 1.400 mm
Laufrad-Ø 850 mm 850 mm
indizierte Leistung 1.625 PS 1.620 PS
Zugkraft - kg - kg
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h 80 km/h
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok 88,2 t / 76,73 t 84,0 t / 75,7 t
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht 2' 2' / - t 2' 2' / - t
Vorrat: Wasser / Kohle 26,0 m³ / 8,0 t 30,0 m³ / 10,0 t


Eine Sonderform blieben die Loks der Reihe 52 mit Kondenstendern, die von Henschel ab 1943 in insgesamt 278 Exemplaren geliefert wurden. Die Kondenstender wurden zunächst 5-achsig, später in einer 4-achsigen Ausführung gebaut. Der Abdampf trieb an der Lok eine Turbine für das Saugzuggebläse zur Feueranfachung an und wurde anschließend im Tender wieder zu Speisewasser kondensiert. Die Loks eigneten sich für Einsatzgebiete mit unzureichender Wasserversorgung und waren durch das Fehlen der auffälligen Abdampffahne für alliierte Flieger schwerer als Ziel auszumachen. Nach 1945 wurden die Loks bald ausrangiert oder auf die Normalausführung rückgebaut, da der technische Aufwand ihren Nutzen überwog. 2 Kondenstender wurden 1961 für das Bundesbahn Zentralamt Minden als Prüfwagen für stationäre Dampferzeuger umgebaut, wovon der vormalige Tender 52 1972 im Deutschen Dampflokmuseum (DDM) erhalten blieb.

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Nach 1945 fanden sich Loks der Reihen DRG 50 / 50 ÜK / 52 überall in Europa und wurden intensiv weiter genutzt. Die größten Bestände führten die deutschen Bahnen DB und DR, weitere Loks fanden sich in Österreich, Sowjetunion, Polen, Tschecheslowakei, Belgien, Norwegen, Frankreich, Luxemburg, Türkei, Ungarn, Bulgarien und Jugoslawien. Andere Staatsbahnen erwarben überzählige Loks wie Dänemark mit der Baureihe DSB N oder beschafften Nachbauten wie Rumänien und die Volksrepublik China.


DRG 50 / 50 ÜK / 52 bei der DB:
Größter Betreiber der Baureihen 50 / 50 ÜK / 52 war die DB, wo die Loks als zahlenstärkstes Muster vor Zügen aller Art eingesetzt wurden. Die Reihe 52 wurde auf Grund des verwendeten, nicht alterungsbeständigen Stahls bis 1963 ausrangiert, die übrigen Loks wurden als Baureihe 50 modernisiert und verschiedentlich umgebaut. Die augenfälligsten Änderungen betrafen 734 Tender, die mit einer Zugführerkabine ausgestattet wurden sowie 31 Loks, die als Unterreihe 50.40 neue Kessel mit "Franco-Crosti" Rauchgasvorwärmer erhielten. Alle 50er der DB wurden mit Windleitblechen der Bauart Witte ausgestattet. Bei der Umstellung auf das EDV-Nummernsystem 1968 standen noch über 1.400 Exemplare im Dienst der DB, so daß die nun dreistelligen Ordnungsnummern nicht mehr ausreichten und neben der Reihe 050 die Unterreihen 051, 052, und 053 eingeführt wurden. Die letzten Loks dieser Baureihen wurden 1977 ausgemustert.

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DRG 50 / 50 ÜK / 52 bei der DR
Auch bei der DR stellten die Baureihen 50 / 50 ÜK / 52 die zahlenstärkste Bauart dar, obwohl eine nennenswerte Anzahl als Reparationsleistung abgegeben worden war. Eine Weiterentwicklung wurde 1956-60 in 88 Exemplaren vom "VEB Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg" als Unterreihe DR 50.40 neu gebaut, 208 Altloks erhielten 1957-62 als "Reko-Lokomotiven" der Unterreihe 50.53 eine Aufwertung mit neukonstruierten Kesseln. Auch die Kriegsloks der Reihe 52 blieben in Betrieb, wobei zunächst 69 Loks eine "Generalreparatur" erhielten, bei der die kriegsbedingten Vereinfachungen revidiert wurden. Schließlich wurden 1960-67 weitere 200 52er im Raw Stendal als Reko-Loks der Unterreihe DR 52.80 umfassend modernisiert und mit Neubaukesseln versehen. In späteren Betriebsjahren wurden einige Loks auf Öl- oder Kohlenstaubfeuerung umgestellt. Lokomotiven der Reihen 50 / 52 blieben bei der DR bis zum Ende der Dampflokzeit 1988 im Einsatz.

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DRG/DB 50 / 50 ÜK / 52 in Dänemark
Während der deutschen Besetzung Dänemarks 1940-45 wurden DRG-Einheitslokomotiven der Baureihen 50 / 50 ÜK / 52 regelmäßig im Bereich der DSB mit Militärtransporten eingesetzt. Die Maschinen waren in norddeutschen BWs beheimatet und durften bis zu 48 Stunden in Dänemark verbleiben. Zu einer dauerhaften Leihstellung dieser Muster an die DSB kam es dagegen nicht. Nach 1945 erreichten auch gelegentlich DB-Loks dieser Baureihen dänisches Gebiet u.a. mit Sonderzügen anläßlich der Rübenkampagne 1957. Die DSB erwarb 1951 insgesamt 12 belgische Loks der Bauart 50 ÜK und reihte diese als Baureihe DSB N ein.

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Quellen:
Deutsches Dampflokmuseum: www.dampflokmuseum.de
Knipping, Andreas (2012): Das Porträt der Baureihe 50. https://lok-magazin.de
Weisbrod, Manfred, Müller, Hans & Petznick, Wolfgang (1976): Deutsche Dampflokomotiven, Dampflok Archiv 2, Baureihe 41-59. Düsseldorf: Alba Buchverlag GmbH + Co. KG.


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