Steckbrief DSB N 201-210


Nach 1945 plante die DSB die vollständige Umstellung auf Dieseltraktion, wobei sich in der Übergangszeit eine Beschaffung neuer Dampflokmuster nicht lohnte. Die Lösung fand sich im Ankauf gebrauchter Loks der Baureihen 50 / 50 ÜK / 52, die unter dem Zwang der deutschen Besetzung von belgischen Unternehmen gebaut worden waren und nun als Überschuß angeboten wurden. Die DSB erwarb 1951 insgesamt 12 belgische Loks der Bauart 50 ÜK, die aus diversen Lieferserien verschiedener Herstellern stammten und dementsprechende Abweichungen bei verschiedenen Merkmalen zeigten. Die Loks erhielten 1952-54 eine Revision in den DSB-Zentralwerkstätten Kopenhagen, wobei 10 Loks als Reihe N 201-210 aufgebaut wurden und die 2 übrigen als Ersatzteilspender dienten. Abweichend von den bauarttypischen Werten, wurde bei der Reihe N der Kesseldruck auf 15 at beschränkt und die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h reduziert. Neben der Behebung von Mängeln der Kriegsproduktion, erhielten die Loks dänische Modifikationen, die ihr Erscheinungbild prägten. Das Trittblech unter der Rauchkammer reichte über die gesamte Fahrzeugbreite und schloß nach oben mit einem schrägen Abdeckblech an die Umlaufbleche an. Weitere Änderungen betrafen die neue Rauchkammertür mit Zentralverschluß, den für das dänische Lichtraumprofil gekürzten Schornstein sowie neue Windleitbleche, vergleichbar der Bauart "Witte". Am Tender wurde der Kohlenkasten durch ein Schott und ein Abdeckblech verkleinert, was den Kohlevorrat auf 6,5 t und damit das Gesamtgewicht reduzierte. Als DSB-typische Merkmale wurden das schwarze Farbschema (ohne die ab 1951 entfallenen Kassettenlinien) angewendet, das rot-weiß-rote Schornsteinband und das asymmetrische Zweilicht-Spitzensignal angebracht und die gewölbten Schneepflüge montiert. Allerdings verzichtete man auf das aus Messing gegossene Nummernschild an der Rauchkammertür und ersetzte es durch eine Blechplatte mit Schiebebild-Ziffern. Auch nach der Revision behielten die Loks individuelle Unterschiede, wie 2 oder 4 seitliche Fenster am Führerhaus, 1 oder 2 Dampfdome, Laufachse mit Speichen- oder Scheibenrädern sowie Oberlichtern im Dach des Führerstandes oder eben auch nicht.

Alle Loks der Reihe N wurden in Fredericia stationiert und bedienten ausgewählte Strecken auf Jütland und Fünen, die für die relativ hohe Achslast der Loks ertüchtigt waren. Der Einsatz erfolgte vorwiegend vor Güterzügen, vereinzelt aber auch vor Reisezügen. Ab Ende der 1960er Jahre gingen die Einsätze zurück und schließlich führte N 207 am 30. Mai 1970 den letzten planmäßigen Dampfzug der DSB. Die Lok war zunächst für Danmarks Jernbanemuseum reserviert, wurde aber 1977 verschrottet.


Technische Daten DSB N 201-210:
Anzahl 10
Hersteller Société Anonyme des Forges, Haine-St.-Pierre
Usines Métallurgiques du Hainaut, Couillet
Société Anonyme des Ateliers de Construction de la Meuse, Liège
Les Ateliers Métallurgiques S.A., Nivelles, Ateliers de Tubize
Société Anonyme Anglo-Franco-Belge, La Croyére
Baujahre 1943
Bauart, Steuerung 1' E h2, Heusinger
Länge über Puffer 22.940 mm
Rostfläche 3,9 m²
Verdampfungsheizfläche 177,6 m²
Überhitzerfläche 64,1 m²
Kesselüberdruck 15 atm
Zylinder-Ø 600 mm
Kolbenhub 600 mm
Treib- und Kuppelrad-Ø 1.400 mm
Laufrad-Ø 850 mm
indizierte Leistung 1.600 PS
Zugkraft - kg
Höchstgeschwindigkeit 70 km/h
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok 83,0 t / 60,0 t
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht 4 / 56,0 t
Vorrat: Wasser / Kohle 26,0 m³ / 6,5 t


Abbildungen:

DK13053 DK13054 DK13052 DK12986

DK13228 DK13048 DK13049 DK3218

DK3210 DK12462 DK13050 DK13051


Als letztes Artefakt der Baureihe N blieb der Tender N 201 als "DSB Specialvogn 338" in Fredericia erhalten, wo er als Belastungsgewicht von 65 t für den Schienendrehkran "DSB Kørekran 146" diente und schließlich 1999/2000 vom DJK übernommen wurde.

DK14521 DK13123


Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste


Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Dresler, Steffen (1990): DSB litra N. Lokomotivet 21: 20-34.
Dresler, Steffen (1998): DSB litra N og T. Næstved: Lokomotivet's forlag.
Weisbrod, Manfred, Müller, Hans & Petznick, Wolfgang (1976): Deutsche Dampflokomotiven, Dampflok Archiv 2, Baureihe 41-59. Düsseldorf: Alba Buchverlag GmbH + Co. KG.


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