Steckbrief Henschel-BBC DE 2500


Durch wesentliche Fortschritte in der Leistungselektronik wurde auch die wirtschaftlich vorteilhafte Drehstromtechnik eisenbahntauglich. Ein Konsortium aus den Firmen Rheinstahl-Henschel und Brown, Boveri & Cie (BBC) Mannheim begann 1965 mit der Entwicklung einer Versuchslok und konnte 1970 die weltweit erste dieselelektrische Lok mit Drehstromgenerator, Thyristorsteuerung und Asynchron-Fahrmotoren vorstellen. Die Lok erhielt die Typbezeichnung DE 2500 und wurde 1973 durch zwei weitere Fahrzeuge ergänzt. Alle drei Loks wurden von der DB als Baureihe 202 angemietet und erhielten eine individuelle Farbgebung mit entsprechendem Spitznamen: 202 002-2 "Weißer Riese", 202 003-0 "Roter Teufel" und 202 004-8 "Blauer Engel".

Die Loks vom Typ DE 2500 konnten wahlweise mit zwei- oder dreiachsigen Drehgestellen ausgerüstet werden und wurden einem umfangreichen Erprobungsprogramm unterzogen. Nach entsprechenden Änderungen wurde auch ein rein elektrischer Antrieb sowie das Verhalten des Fahrwerks mit umkoppelbaren Antriebsmassen (Projekt UmAn) untersucht. Die Ergebnisse der Versuchsreihen flossen in verschiedene Neuentwicklungen wie die DB Baureihe 120, der weltweit ersten in Serie gebauten Drehstrom-Elektrolok.

Die DSB interessierte sich in den 1970er Jahren für Drehstromlokomotiven, bei denen sich der Dieselmotor ggf. gegen eine elektrische Anlage tauschen ließ. So sollten die Maschinen bei einer späteren Elektrifizierung der Hauptstrecken weiterhin nutzbar bleiben. Ende 1977 wurde in Dänemark die Lok 202 004-8 mit dreiachsigen Drehgestellen erprobt. Dabei überzeugte die DE 2500 trotz geringerer Nennleistung gegenüber der Reihe MZ I/II mit besseren Lauf- und Traktionseigenschaften. Diese positiven Ergebnisse führten schließlich zur Bestellung der DSB-Baureihen ME und EA.


Probefahrzeug in Dänemark, technische Daten Henschel-BBC DE 2500
Konfiguration Bo' Bo' Co' Co'
Anzahl - 1
Hersteller Rheinstahl-Henschel, BBC Rheinstahl-Henschel, BBC
Baujahr 1973 1973
Achsfolge Bo' Bo' Co' Co'
Länge über Puffer 18.000 mm 18.000 mm
Drehzapfenabstand 10.400 mm 9.600 mm
Achsstand im Drehgestell 3.200 mm 4.000 mm (2.000 + 2.000 mm)
Motor MAN V 6 V 23/23 TL MAN V 6 V 23/23 TL
Leistung 1.840 kW (2.500 PS) bei 1.500 U/min 1.840 kW (2.500 PS) bei 1.500 U/min
Kraftübertragung dieselelektrisch (Drehstrom) dieselelektrisch (Drehstrom)
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h 140 km/h
Dienstgewicht 80,0 t 80,0 t


Abbildungen:

Henschel-BBC DE 2500, Erprobung in Dänemark:

DK9324 DK9325


Henschel-BBC DE 2500:

DK4740 DK2351 DK11053


Henschel-BBC DE 2500 im Deutschen Technikmuseum Berlin:
Im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTMB) steht die Experimentallok 202 003-0 im letzten Bauzustand als Erprobungsträger für Fahrwerke mit umkoppelbaren Antriebsmassen (Projekt UmAn). Der Führerstand 1 wurde mit einer parabolischen Verkleidung zur Verbesserung der Aerodynamik versehen.

DK6155 DK6156 DK6157 DK6158


Probelok in Dänemark, Fahrzeugliste Henschel-BBC DE 2500
Hersteller Fabriknr. / Baujahr Betriebsnr.
Henschel 31405 / 1973 202 004-8 1973 ausgeliefert an Rheinstahl AG Transporttechnik
1973-83 Mieteinsatz
1977 Erprobung bei der DSB
1991 Landesmuseum für Technik und Arbeit (LTA), Mannheim
2010 von Technomuseum Mannheim übernommen



Quellen:
Christensen, Peter & Poulsen, John (1999): Motor Materiel 5: Med motor fra GM. Smørum: bane bøger.
Glatte, W. (1981): Diesellokomotiven deutscher Eisenbahnen. Düsseldorf: Alba Buchverlag.
Larsson, Tomas (2004): Danska och norska lokomotiv från tiden kring 1980. www.jernbanen.dk
Wad, Jens Chr. (1977): DE 2500 eller BR 202 (et vendepunkt hos DB). Jernbanen 1977-5: 105-108.



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