Anläßlich des 60.Geburtstages Ihrer Majestät Königin
Margrethe II von Dänemark am 16. April 2000 überreichte die DSB als
Jubiläumsgabe die Ankündigung eines neuen Salonwagens. Der
Vorläufer
S 1
von 1937 war nicht mehr zeitgemäß und
darüber hinaus mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit
von 160 km/h für die Streckennetze des benachbarten Auslandes
nicht mehr ausreichend. Als Basis für den Nachfolger war der vormalige
DSB-Gesellschaftswagen
WRm 601 vorgesehen, dessen
konstruktive Eigenschaften allen technischen Anforderungen des
internationalen Einsatzes genügten. So konnten die außen
laufenden Schiebetüren der Einstiege z.B. der Druckwelle eines
entgegenkommenden ICEs widerstehen. Der neue Salonwagen erhielt das
traditionelle weinrote Farbschema mit dem exklusiven Farbton "H.M. marron"
(Hendes Majestæts marron) und die Betriebsnummer DSB S 61 86 88-90 0 001-7. Die
Übergabe erfolgte am 14. Dezember 2001 mit einem Festakt am kopenhagener
Hauptbahnhof. Das Fahrzeug verblieb formal im Besitz der DSB und
wurde zur exklusiven Nutzung durch das dänische Königshaus bereit gestellt.
Bei offiziellen Fahrten wurden an den Wagenseiten Tafeln mit dem
Wappen der Regentin montiert. Seit 2006 steht auch der
Ledsagevogn 003 (Begleitwagen) zur Verfügung,
der aus dem vormaligen DSB-Gesellschaftswagen WRm 603 aufgebaut wurde. Das
zusätzliche Platzangebot umfaßt einen Konferenz- bzw.
einen Speiseraum sowie Abteile für 5-6 Reiseteilnehmer, eine Küche und ein Badezimmer.
Für die neue Aufgabe wurde die gesamte Inneneinrichtung des S 1 neu aufgebaut
sowie die technischen Einrichtungen ergänzt. Die Planung des
Vorhabens erfolgte unter Leitung der DSB-Chefdesignerin Pia Bech
Mathiesen, die Umbaumaßnahmen wurden in den DSB-Werkstätten
in Århus ausgeführt. Der gesamte Entwurfsprozeß
und die Auswahl der verwendeten Materialien
wurde intensiv von Königin Margrethe II begleitet, die
ihrerseits den Ruf einer anerkannten Designerin genießt. Die
Raumaufteilung wurde im Wesentlichen von dem Vorläufer S 001
übernommen: Der prominenteste Raum war der Salon, der an einem
Wagenende angeordnet war und die volle Breite des Wagenkastens
einnahm. Der übrige Teil des Wagens war mit einem Seitengang
eingerichtet, von dem aus die einzelnen Abteile betreten werden
konnten. Direkt neben dem Salon lagen die beiden königlichen
Schlafabteile, die durch einen gemeinsamen Toiletten- und Duschbereich getrennt wurden.
Daran schloß sich der Personalbereich mit Schlafabteilen, einem
Waschraum sowie ein Küchenabteil an. Die Einrichtung erfolgte
mit eigens angefertigten Möbeln aus Kirschholz in dänischen
Design und funktionaler Gestaltung. So wurde besonderer Wert auf die
Vermeidung scharfer Kanten und vorstehender Griffelemente gelegt, um
ggf. Verletzungen in Folge unerwarteter Schwankungen des Wagens
während der Fahrt vorzubeugen. Aus dem alten Salonwagen S 1 von 1937 wurden
einzig die Gemälde des Malers Helge Refn mit maritimen Motiven
übernommen (und für die Ausstellung des alten Wagens in Danmarks Jernbanemuseum
durch Kopien ersetzt). Die Beleuchtung der Räume
erfolgte indirekt über die Decke und wurde durch diverse
Wandleuchten ergänzt. Der Salon war mit moderner
Unterhaltungselektronik und Flachbildschirmen ausgestattet. Alle
Räume ließen sich individuell klimatisieren, die Baderäume
und die Küche waren zusätzlich mit Absauganlagen versehen.
Die elektrischen Anlagen wurden kompatibel zu den europäischen Netzen
ausgeführt. Alle Versorgungseinrichtungen waren so ausgelegt, daß der
Wagen auch abgestellt nutzbar blieb. So gab es neben den Batterien
einen elektrischen Generator, eine ölgefeuerte Heizung sowie
frostsichere Tanks für je 500 l Frisch- und Abwasser.
Trotz aller Annehmlichkeiten und technischen Raffinessen, kam DSB S 1 nur selten zum Einsatz
(z.B. 2015: 3 Reisen, 2016: 4 Reisen). Abgesehen von der Einweihungsfahrt 2002 verließ
der Wagen dabei auch nicht das dänische Streckennetz, da die knapp
kalkulierten Fahrpläne der internationalen Zugverbindungen das Einstellen von
Sonderwagen nicht zuließen. S 1 erscheint somit eher als eine liebgewordene Tradition oder
als ein romantischer Anachronismus denn als zeitgemäßes Reisemittel. Die Einsätze erfolgten
meist zusammen mit dem Ledsagevogn 003 im Sandwich zwischen zwei Lokomotiven. Diese Aufgabe übernahm
zunächst die Baureihe ME, die ab Apri 2021 von den neuen E-Loks der Reihe EB abgelöst wurde.
Technische Daten: |
Anzahl |
1 |
Hersteller |
LHB, DSB |
Baujahr |
2001 |
Länge über Puffer |
26.400 mm |
Drehzapfenabstand |
19.000 mm |
Achsstand im Drehgestell |
2.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
200 km/h |
Dienstgewicht |
50,0 t |
Einrichtung |
- |
Abbildungen:
Für den sicheren Ein- und Ausstieg wurde eine Rampe mitgeführt,
deren Neigung sich an unterschiedliche Bahnsteighöhen anpassen ließ.
Quellen:
Degn, Claus T. (2004): Dronningevognen fra 2001. Jernbanen 3/2004: 16-20.
Hertz, Peter (2004): En søndag med S 1. Jernbanen 3/2004: 26-27.
Jonse, Erik B. (2002): Ny salonvogn. Jernbanen 1/2002: 13.
Ring Bursche, Jens (2004): Designerens drømmeopgave. Jernbanen 3/2004: 21-25.
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