Die DSB formulierte 1928 ein Anforderungsprofil für neue dieselelektrische Loks mit
einer Leistung von 400 PS und einer maximalen Achslast von 12 t, die
eine Anhängelast von 117 t mit 67 km/h in der Ebene befördern
konnten. Die Fahrzeuge sollten mit einem Packraum sowie einem
Dampfkessel zur Zugheizung ausgestattet sein. Entsprechende
Entwicklungsaufträge über je zwei Loks wurden an Frichs als
MV 115-116 bzw. an B&W als MW 117-118 erteilt.
Mit dem Bau der Loks
MW 117-118 erweiterte B&W das Einsatzspektrum seiner
Dieselmotoren auf den Eisenbahnbereich. Der Bau von Triebfahrzeugen
war für das Unternehmen dagegen Neuland und führte zu
teilweise unkonventionellen Lösungen. B&W wählte für
die Baureihe MW eine Konstruktion mit Drehgestellen, von denen
jeweils die endständige Achse von einem Fahrmotor angetrieben
wurde. Die übrigen Achsen waren als Laufachsen ausgeführt
und mit kleineren Rädern als die Treibachsen versehen. Der
Rahmen der Loks war kräftig ausgeführt und nahm in der
Fahrzeugmitte den Motor auf, der B&W-typisch als Zweitakter
ausgeführt war. An einem Ende des Motors war der Generator und
auch der Kessel der Dampfheizung angeordnet. Da hier das größere
Gewicht lag, ruhte das darunterliegende Drehgestell auf drei Achsen.
Auf der anderen Seite des Motors war der Packraum angeordnet und das
Drehgestell zweiachsig ausgeführt. Bei der Wahl des Zulieferers
der elektrischen Einrichtungen gab es keine klaren Präferenzen:
MW 117 wurde von Thrige, MW 118 von ASEA ausgerüstet. Der
Wagenkasten war mit klarlackierten Teakholzleisten verkleidet und das
Dach mit einem Oberlichtaufbau versehen. An beiden Fahrzeugenden
waren Führerstände mit seitlichen Einstiegen und einem
Übergang an der Stirnseite eingerichtet. Die Fertigung von MW
117-118 erfolgte im B&W-Werk Christianshavn. Da dieser Standort
über keinen Gleisanschluß verfügte, wurden die Loks
mittels Schwimmkran quer durch den kopenhagener Hafen transportiert
und am Westufer auf dem Kai "Kalvebod Brygge" aufgegleist.
Im Vergleich zeigten die Loks MV 115-116 von Frichs und MW 117-118 von B&W ähnliche
Leistungen. Allerdings erreichten die B&W-Loks im regulären
Betrieb nie eine befriedigende Zuverlässigkeit. So wurden MW
117-118 schon ab 1935 praktisch nicht mehr verwendet und 1938
schließlich abgestellt. In den Jahren 1938-41 fanden die Loks
noch eine Verwendung als bewegliche Kraftstationen zur Erzeugung von
Gleichstrom, 1942 erfolgte ihre Verschrottung. Einzelne Komponenten
der Loks wurden recycelt: Die Rahmen der Loks wurden in der Mitte
quergeteilt und die Hälften mit den dreiachsigen Drehgestellen
zu dem neuen Flachwagen
TM 9991
zusammengefügt. Die zweiachsigen Drehgestelle wurden dagegen für
den Spezialwagen
TL 9999
verwendet, der durch seinen gekröpften Rahmen besonders sperrige
Ladegüter aufnehmen konnte.
Technische Daten DSB MW 117-118 |
Anzahl |
2 |
Hersteller |
B&W |
Baujahr |
1929 |
Achsfolge |
(A1)' (2A)' |
Länge über Puffer |
12.260 mm |
Drehzapfenabstand |
5.870 mm |
Achsstand im Drehgestell |
2.400 mm + 3.000 (1.380 + 1.620) mm |
Motor |
B&W 622VGL32, 6 Zylinder zweitakt |
Leistung |
294 kW (400 PS) bei 550 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
80 km/h |
Dienstgewicht |
61,0 t |
Abbildungen:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste.
Quellen:
Christensen, Peter & Poulsen, John (2005): Motor Materiel 6: Motormateriellet fra danske
fabrikker før 1932. Smørum: bane bøger.
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