Transitland Dänemark
Die Handelswege zwischen Schweden und Kontinentaleuropa erforderten seit jeher die
Querung der Ostsee, wobei der "Danmarksvej" mit Dänemark
als Korridor schon immer eine große Rolle spielte. Die Bedeutung dieser
Route wuchs mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnfähre
Gedser-Warnmünde 1903 und dem Brückenschlag über den
"Storstrøm" zwischen Seeland und Falster 1937.
Beim Bahnverkehr zwischen Dänemark
und Schweden etablierten sich die Seewege Helsingborg-Helsingør
sowie in geringerem Umfang Malmö-Kopenhagen.
Die beiden dänischen Häfen waren über
die "Ringbanen" an den Güterbahnhof Kopenhagen
(København G) angebunden, wo die Waggons vor bzw. nach der
Trajektierung gesammelt und neu zusammengestellt wurden. Der weitere
Anschluß nach Süden erfolgte über die
"Vogelfluglinie" mit Trajektierung zwischen Rødby
Færge auf Lolland und Puttgarden auf Fehmarn.
Als Flaschenhals erwiesen sich die Fähren der Øresundquerung, die
lediglich 80 m Schienenlänge für Güterzüge
mit einer Länge von bis zu 800 m boten. Zusätzlich konkurrierten
Kfz um die begrenzte Stellfläche an Deck. Für diese schwer
kalkulierbaren Verhältnisse entstand der Begriff des "U-Boot
Verkehrs". D.h. der Kunde verabschiedete sich von seinen Waggons auf
der einen Seite des Øresundes und wartete, daß sie am
Zielort irgendwann wieder auftauchten. Die Aussagekraft des
Fahrplanes erlangte dabei eher die Bedeutung einer
"Absichtserklärung", wie spitze Zungen behaupteten.
Die DanLink-Idee
Ende der 1970er Jahre wurde von Seiten der schwedischen Industrie die Forderung nach
einer schnellen Güterverbindung zwischen Skandinavien und Zentraleuropa laut, wobei das
Territorium der DDR umgangen werden sollte. Nach mehrjährigen
Verhandlungen der drei Betreiber "Statens Järnvägar"
(SJ), "Danske Statsbaner" (DSB) und "Deutsche
Bundesbahn" (DB) wurde am 05. April 1984 das Abkommen "DanLink"
unterzeichnet. Zweck des Vorhabens war die Einrichtung einer
regelmäßigen Bahnverbindung vom schwedischen Helsingborg
über Kopenhagen, Rødby und Puttgarden bis Maschen,
Europas größtem Rangierbahnhof, südlich von Hamburg
gelegen. Täglich waren 10 Züge pro Richtung vorgesehen, die
nach einem festen Fahrplan in weniger als 24 Stunden ihr Ziel
erreichen sollten. Durch die garantierten Transportzeiten ließ
sich die Verbindung für den Kunden als rollendes Lager nach dem
"Just-in-Time-Prinzip" kalkulieren.
Die Einrichtung der DanLink-Route
Die Einrichtung der DanLink-Route erforderte erhebliche
infrastrukturelle Maßnahmen:
Für die Etappe über den Øresund wurden in Schweden
der Hafen von Helsingborg und in Dänemark der Kopenhagener
Freihafen (Københavns Frihavn) ausgewählt. Damit ergab
sich eine relativ lange Seestrecke, aber beide Häfen verfügten
über genügend Freiflächen für die notwendigen
Baumaßnahmen. So entstanden hier jeweils neue Hafenbecken mit
zweigleisigen Laderampen. Im Kopenhagener Freihafen wurden fünf
neue Aufstellgleise und zwei Übergabeanschlüsse zur Station
Østerport angelegt. Dabei wurde die Kalkbrænderihavnsgade
mit einem beschrankten Bahnübergang gekreuzt, was regelmäßig
zu erheblichen Behinderungen des Straßenverkehrs führte.
Auch bei der Station Østerport waren einige Gleisarbeiten
notwendig, um die DanLink-Züge nach Norden auf die
"Godsringbanen" zu führen. Die nächste Station
war der im Stadtteil Nørrebro gelegene Rangierbahnhof Lersøen,
wo die aus Süden kommenden DanLink-Züge für die
Verschiffung neu zusammengestellt wurden. Von hier aus verlief die
Route südlich über die "Vogelfluglinie" bis
Rødby Færge auf Lolland, wo ebenfalls neue Gleisanlagen
erforderlich waren. Mit einer weiteren Trajektierung über die
Ostsee wurde die Verbindung nach Puttgarden auf Fehmarn und der
Anschluß nach Maschen hergestellt.
Das erhöhte
Verkehrsaufkommen der DanLink-Verbindung bedingte auch gesteigerte
Schiffskapazitäten, die von den Reedereiabteilungen der
beteiligten Bahngesellschaften gestellt wurden. Auf der
Øresundquerung wurden zwei neue, fünfspurige
Eisenbahnfähren mit einer jeweiligen Gleislänge
von über 800 m (entsprechend 50 zweiachsigen Waggons) eingesetzt: Die
Reederei "DSB Færger" erwarb ein RoRo-Schiff, das
zunächst auf der "Nakskov Skibsværft"
verlängert und umgebaut wurde und als "M/F Trekroner"
in Dienst ging. Die Reederei "SJ Färjetrafik" stellte
den Neubau "M/F Öresund" in Dienst.
Auf der Ostseeroute zwischen Rødby Færge und Puttgarden
operierte "DSB Færger" mit den Schiffen "Dronning
Margrethe II", "Prins Henrik" und "Prinsesse
Benedikte", die DB stellte die "Theodor Heuss"
sowie den Neubau "Karl Carstens".
DanLink-Info
Für die
Steuerung des Verkehrs wurde in Kopenhagen das Rechenzentrum "DanLink
Info" eingerichtet, das jeden einzelnen Waggon erfaßte und
von Start bis Ziel überwachte. Dieses System war das Erste
seiner Art in Europa und betreute auch andere internationale
Güterverbindungen. Hierzu zählten der "Volvo toget"
nach Gent, die Ganzzugverbindung der schwedischen "Svensk Stål AB"
(SSAB) nach Sheffield durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal sowie ab 1992
die Verbindung "
Grand Danois"
zwischen Kolding und Le Bourget bei Paris.
Einführung
Teil 1: Die DanLink-Route
Teil 2: DanLink Betrieb