DanLink 1989-2000 - Teil 1: Die DanLink-Route


Transitland Dänemark
Die Handelswege zwischen Schweden und Kontinentaleuropa erforderten seit jeher die Querung der Ostsee, wobei der "Danmarksvej" mit Dänemark als Korridor schon immer eine große Rolle spielte. Die Bedeutung dieser Route wuchs mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnfähre Gedser-Warnmünde 1903 und dem Brückenschlag über den "Storstrøm" zwischen Seeland und Falster 1937. Beim Bahnverkehr zwischen Dänemark und Schweden etablierten sich die Seewege Helsingborg-Helsingør sowie in geringerem Umfang Malmö-Kopenhagen. Die beiden dänischen Häfen waren über die "Ringbanen" an den Güterbahnhof Kopenhagen (København G) angebunden, wo die Waggons vor bzw. nach der Trajektierung gesammelt und neu zusammengestellt wurden. Der weitere Anschluß nach Süden erfolgte über die "Vogelfluglinie" mit Trajektierung zwischen Rødby Færge auf Lolland und Puttgarden auf Fehmarn.

Als Flaschenhals erwiesen sich die Fähren der Øresundquerung, die lediglich 80 m Schienenlänge für Güterzüge mit einer Länge von bis zu 800 m boten. Zusätzlich konkurrierten Kfz um die begrenzte Stellfläche an Deck. Für diese schwer kalkulierbaren Verhältnisse entstand der Begriff des "U-Boot Verkehrs". D.h. der Kunde verabschiedete sich von seinen Waggons auf der einen Seite des Øresundes und wartete, daß sie am Zielort irgendwann wieder auftauchten. Die Aussagekraft des Fahrplanes erlangte dabei eher die Bedeutung einer "Absichtserklärung", wie spitze Zungen behaupteten.

Die DanLink-Idee
Ende der 1970er Jahre wurde von Seiten der schwedischen Industrie die Forderung nach einer schnellen Güterverbindung zwischen Skandinavien und Zentraleuropa laut, wobei das Territorium der DDR umgangen werden sollte. Nach mehrjährigen Verhandlungen der drei Betreiber "Statens Järnvägar" (SJ), "Danske Statsbaner" (DSB) und "Deutsche Bundesbahn" (DB) wurde am 05. April 1984 das Abkommen "DanLink" unterzeichnet. Zweck des Vorhabens war die Einrichtung einer regelmäßigen Bahnverbindung vom schwedischen Helsingborg über Kopenhagen, Rødby und Puttgarden bis Maschen, Europas größtem Rangierbahnhof, südlich von Hamburg gelegen. Täglich waren 10 Züge pro Richtung vorgesehen, die nach einem festen Fahrplan in weniger als 24 Stunden ihr Ziel erreichen sollten. Durch die garantierten Transportzeiten ließ sich die Verbindung für den Kunden als rollendes Lager nach dem "Just-in-Time-Prinzip" kalkulieren.

Die Einrichtung der DanLink-Route
Die Einrichtung der DanLink-Route erforderte erhebliche infrastrukturelle Maßnahmen: Für die Etappe über den Øresund wurden in Schweden der Hafen von Helsingborg und in Dänemark der Kopenhagener Freihafen (Københavns Frihavn) ausgewählt. Damit ergab sich eine relativ lange Seestrecke, aber beide Häfen verfügten über genügend Freiflächen für die notwendigen Baumaßnahmen. So entstanden hier jeweils neue Hafenbecken mit zweigleisigen Laderampen. Im Kopenhagener Freihafen wurden fünf neue Aufstellgleise und zwei Übergabeanschlüsse zur Station Østerport angelegt. Dabei wurde die Kalkbrænderihavnsgade mit einem beschrankten Bahnübergang gekreuzt, was regelmäßig zu erheblichen Behinderungen des Straßenverkehrs führte. Auch bei der Station Østerport waren einige Gleisarbeiten notwendig, um die DanLink-Züge nach Norden auf die "Godsringbanen" zu führen. Die nächste Station war der im Stadtteil Nørrebro gelegene Rangierbahnhof Lersøen, wo die aus Süden kommenden DanLink-Züge für die Verschiffung neu zusammengestellt wurden. Von hier aus verlief die Route südlich über die "Vogelfluglinie" bis Rødby Færge auf Lolland, wo ebenfalls neue Gleisanlagen erforderlich waren. Mit einer weiteren Trajektierung über die Ostsee wurde die Verbindung nach Puttgarden auf Fehmarn und der Anschluß nach Maschen hergestellt.

Das erhöhte Verkehrsaufkommen der DanLink-Verbindung bedingte auch gesteigerte Schiffskapazitäten, die von den Reedereiabteilungen der beteiligten Bahngesellschaften gestellt wurden. Auf der Øresundquerung wurden zwei neue, fünfspurige Eisenbahnfähren mit einer jeweiligen Gleislänge von über 800 m (entsprechend 50 zweiachsigen Waggons) eingesetzt: Die Reederei "DSB Færger" erwarb ein RoRo-Schiff, das zunächst auf der "Nakskov Skibsværft" verlängert und umgebaut wurde und als "M/F Trekroner" in Dienst ging. Die Reederei "SJ Färjetrafik" stellte den Neubau "M/F Öresund" in Dienst.

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Auf der Ostseeroute zwischen Rødby Færge und Puttgarden operierte "DSB Færger" mit den Schiffen "Dronning Margrethe II", "Prins Henrik" und "Prinsesse Benedikte", die DB stellte die "Theodor Heuss" sowie den Neubau "Karl Carstens".

DanLink-Info
Für die Steuerung des Verkehrs wurde in Kopenhagen das Rechenzentrum "DanLink Info" eingerichtet, das jeden einzelnen Waggon erfaßte und von Start bis Ziel überwachte. Dieses System war das Erste seiner Art in Europa und betreute auch andere internationale Güterverbindungen. Hierzu zählten der "Volvo toget" nach Gent, die Ganzzugverbindung der schwedischen "Svensk Stål AB" (SSAB) nach Sheffield durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal sowie ab 1992 die Verbindung "Grand Danois" zwischen Kolding und Le Bourget bei Paris.


Einführung
Teil 1: Die DanLink-Route
Teil 2: DanLink Betrieb