A/S Frichs
Das Auftragsvolumen der
A/S Frichs umfaßte 6 Schnellzugloks (RSR 551-556),
1 Doppellok für Güterzüge (RSR 601) sowie 6 Triebwagen für den Nahverkehr (RSR RM 11-16).
Alle Fahrzeuge erhielten eine dieselelektrische Transmission mit Dieselmotoren von Frichs
und elektrischen Komponenten von der schweizer "Maschinenfabrik Oerlikon".
Besondere Anforderungen stellte das tropische Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und
Temperaturen von bis zu 40 °C, was insbesondere die Kühlung betraf. Die fertiggestellten
Loks und Triebwagen wurden auf dem Werksanschluß in Aarhus erprobt, wo mit einer dritten
Schiene eine Teststrecke in 1.000 mm Spurweite auf rund 700 m eingerichtet wurde. Anschließend
wurden die Fahrzeuge zerlegt und in Kisten als Seefracht nach Siam geschickt, wo die
Endmontage erfolgte. Insgesamt war A/S Frichs nach dem Eingeständnis des Direktors Due-Petersen
mit dem Auftrag allerdings ziemlich überfordert: Keines der bestellten Muster war je zuvor
gebaut, geschweige denn erprobt worden und die eigene Konstruktionsabteilung war viel zu
klein. In aller Eile wurden neue Gebäude errichtet und Mehrschichtbetrieb eingeführt, aber
trotz allem kam es zu Lieferverzögerungen von bis zu einem Jahr. Letztendlich endete der
Auftrag für A/S Frichs als Verlustgeschäft auf Grund der veränderten internationalen
Wechselkurse. Allerdings verfügte das Unternehmen nun über die Erfahrungen und Kapazitäten,
mit denen man für die kommenden Aufträge der 1930er Jahre gut aufgestellt war.
A/S Frichs Lokomotiven und Triebwagen: |
Betriebsnummer |
No. 551-556 |
No. 601 |
RM 11-16 |
Anzahl |
6 |
1 |
6 |
Baujahre |
1931 |
1932 |
1932 |
Achsfolge |
2' Do 2' |
2' Do + Do 2' |
Bo1 2' |
Länge über Puffer |
16.780 mm |
21.470 mm |
19.770 mm |
Motor |
2 x Frichs 628C, 6 Zylinder |
2 x Frichs 831C, 8 Zylinder |
Frichs 617, 6 Zylinder |
Leistung |
2 x 368 kW (500 PS) bei 600 U/min |
2 x 607 kW (825 PS) bei 600 U/min |
132 kW (180 PS) bei - U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
dieselelektrisch |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
75 km/h |
45 km/h |
50 km/h |
Dienstgewicht |
86,0 t |
132,0 t |
46,4 t |
Einrichtung |
- t |
- t |
2 Abt., 1 WC, Packr. in Maschinenteil |
Die
Schnellzugloks RSR 551-556 waren für den Paradezug der RSR
"The International Express" bestimmt, der Bangkok mit dem gut
1.100 km entfernten Prai in Malaysia verband und Schiffsreisenden aus Europa einige Tage
Reisezeit auf dem Weg nach Bangkok ersparte. Die Loks wurden mit vier einzeln angetriebenen Achsen im
Hauptrahmen und zwei endständigen Drehgestellen ausgeführt, die Maschinenanlage bestand
aus zwei Motor-Generator-Einheiten. Im Einsatz war eine Fahrstrecke von
2.500 km ohne Nachfassen von Kühlwasser oder Kraftoff vorgesehen. Auf Grundlage dieses Konzeptes
wurden auch die regelpurigen Loks
DSB MX 131-132
bestellt, die allerdings mit elektrischen Ausrüstungen von der A/S Titan versehen wurden.
Die
Güterzuglok RSR 601 war ebenfalls zweimotorig, aber mit höherer Leistung als die
Schnellzugloks konzipiert und wurde daher als Doppellok ausgeführt mit je einem Motor-Generatorsatz
pro Lockteil. RSR 601 zählte zum Zeitpunkt ihrer Lieferung zu den stärksten Dieselloks weltweit
und wurde meist vor Personenzügen auf steigungsreichen Strecken eingesetzt.
Das wesentliche Merkmal der
Triebwagen RSR RM 11-16 bestand in der Trennung von
Maschinenanlage und Fahrgastbereich in zwei gelenkig verbundenen Wagenkästen. Damit
sollte die Übertragung von Lärm und Vibrationen des Motors reduziert werden.
Scandia A/S fertigte den Fahrgastteil, der sich mit einer Gelekverbindung auf das
Maschinenteil stützte und am anderen Ende auf einem zweiachsigen Laufdrehgestell ruhte.
Für die Fahrgäste gab es Holzbänke mit 56 Sitzplätzen in 2 Abteilen, an beiden Enden
der Fahrzeuge waren Führerstände eingerichtet. Dieses zweiteilige Konzept verwandte
A/S Frichs in Dänemark auch für den regelspurigen Triebwagen
HHJ M 2, wurde aber aus Kostengründen nicht beibehalten.
Scandia A/S
Scandia A/S fertigte für "The International
Express" 4 Drehgestell-Schlafwagen
mit Seitengang, deren tropentaugliche Wagenkästen aus eigens importiertem Teakholz
aufgebaut waren. In 8 Abteilen gab es insgesamt 16 Schlafgelegenheiten, zzgl. waren
an beiden Wagenenden ein WC sowie mittig ein Duschraum eingerichtet. Wer 1. Kl. buchte,
bekam ein Abteil für sich allein, darüber hinaus gab es keine Unterschiede in der
Einrichtung. Die Waggons wurden als
RSR G, H, J, K eingereiht und später als
RSR 7-10 umgezeichnet. Neben den Schlafwagen fertigte Scandia A/S auch die
Fahrgastteile für die Triebwagen RSR RM 11-16 (s.o.).
Scandia Schlafwagen: |
Betriebsnummer |
G, H, J, K |
Anzahl |
4 |
Baujahre |
1931 |
Länge über Puffer |
19.000 mm |
Drehzapfenabstand |
- mm |
Achsstand im Drehgestell |
2.000 mm |
zul. Höchstgeschwindigkeit |
- km/h |
Dienstgewicht |
32,0 t |
Bettplätze 1./2. Kl. |
16 |
Einrichtung |
8 Abt., 1 Duschr., 2 WC |
Christiani & Nielsen
Das dänische Bauingenieurbüro "Christiani & Nielsen" galt als Pionier
des Stahlbetonbaus und war weltweit vorwiegend mit Projekten der Infrastruktur beschäftigt.
1930 eröffnte man eine Dependance in Bangkok und errichtete als ersten Auftrag ein Depot
und Werkstätten für die neuen Dieseltriebfahrzeuge der RSR. Die Bauten blieben mindestens
bis in 1990er Jahre in Nutzung.
Sulzer AG
Die "Sulzer AG" im schweizerischen Winterthur einen Auftrag über die
6 Drehgestell-Dieselloks RSR 501-506, für deren geringere Leistung ein einzelner
Motor-Generatorsatz ausreichte. Die Sulzer AG selbst beschränkte sich auf Lieferung
des Motors, der Fahrzeugteil wurde von Henschel gefertigt (Werksnummern: 21852-21830),
die elektrische Ausrüstung stammte von der "Maschinenfabrik Oerlikon". Die erste
Lok der Serie wurde ausführlich auf den Gleisen der "Rhätischen Bahn" erprobt,
der Versand nach Siam erfolgte als Seefracht.
Sulzer Lokomotiven: |
Betriebsnummer |
No. 501-506 |
Anzahl |
6 |
Baujahre |
1931-32 |
Achsfolge |
(Ao1Ao)' (Ao1Ao)' |
Länge über Puffer |
13.654 mm |
Motor |
Sulzer 8LV25, 8 Zylinder |
Leistung |
331 kW (450 PS) bei 700 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
60 km/h |
Dienstgewicht |
60,0 t |
Einsatz
Alle neuen Diesel-Triebfahrzeuge der RSR erfüllten die gesetzten Erwartungen, wobei
insbesondere die Schnellzugloks RSR 551-556 auf den langen Strecken beeindruckten. So
wurde nicht nur der Fahrplan zuverlässig eingehalten, es war auch eine Verkürzung der
Reisezeit möglich, da das langwierige Wechseln der Dampfloks entfiel. Die Betriebskosten
der Loks betrugen nur 50% gegenüber den Dampfloks durch Einsparungen bei Personal- und
Treibstoffkosten sowie durch verringerten Wartungsaufwand. Allerdings kam es schon bald zu
Rissbildungen an Motorblöcken, Zylinderköpfen etc. (Frichs und Sulzer), die immer
wieder zu längeren Ausfällen führten. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges erreichten
die Loks jährliche Laufleistungen von bis zu 80.000 km.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen und dem Abzug der japanischen Besatzungstruppen
wurden umfangreiche Ersatzteilbestellungen aufgegeben die verbliebenen Maschinen ab
1951 instand gesetzt. Ihre weitere Einsatzgeschichte bei der heutigen
"State Railway of Thailand" (SRT) ist nur lückenhaft belegt und endete wohl
Anfang 1960er Jahre. Einige Loks entgingen der Verschrottung, ihr weiterer Bestand
allerdings ist fraglich. Bei Lieferung hatten die Loks ein braunes Farbschema in
Dunkelbraun, ab 1951 erschienen sie in Hellblau mit roter Linie unter dem Fensterband.
Museumslok RSR 555
Als einzige Lok der Pionierjahre 1931-32 blieb RSR 555 museal erhalten und wurde als
Denkmal südlich des "King Mongkut Memorial Park of Science and Technology"
im Landkreis Amphoe Mueang Prachuap Khiri Khan der Provinz Prachuap Khiri Khan aufgestellt.
Die Lok erhielt dabei das seinerzeit aktuelle gelb/orange Design der SRT, das sie
während ihrer Betriebszeit nie führte. Die folgende Bilderkollektion wurde am 27. April 2008
von Leo Brosig angefertigt und über die Sammlung von Martin Kayser für www.sebtus.de
zur Verfügung gestellt - herzlichen Dank!
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Übersicht
Teil 1: Hintergrund, Geschäft
Teil 2: Die Lieferungen
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