De forenede Automobilfabriker A/S (DfA) "Triangel" - Teil 1: Thrige / Anglo-Dan / JAN
Anfang des 20. Jahrhunderts beflügelte das Kraftfahrzeug die Phantasie
zahlreicher Unternehmer. So wurden auch in Dänemark verschiedene
Werke gegründet, die den Traum einer nationalen Automobilmarke
von Weltrang verfolgten. Die Produktionsstätten waren hier
allerdings von übersichtlicher Größe, die Ausführung
der Produkte richtete sich weitgehend nach den individuellen
Kundenwünschen. Es handelte sich eher um Manufakturen, denen die
Begriffe Fließband- und Serienfertigung völlig fremd
waren. Keines dieser Unternehmen konnte die vollständige
Fertigungskette leisten, vielmehr wurden entscheidende Komponenten
wie Motoren, Kühler, elektrische Ausrüstung etc. bei
ausländischen Zulieferen bezogen. Gleichzeitig standen die
Unternehmen auf ihrem heimischen Markt in lebhafter Konkurrenz zu
internationalen Anbietern. Zu diesen Pionieren zählten u.a. die
folgenden drei Unternehmen:
Automobilfabriken Thrige:
Der Unternehmer
Thomas Barfoed Thrige (1866-1938) gründete
1909 unabhängig von seiner "Thomas B. Thrige A/S" (TBT) für
elektrische Maschinen die "Automobilfabriken Thrige" in
Odense. 1913 erwarb T. B. Thrige die "Rytterkaserne"
(Reiterkaserne) in Odense, wo er seine Automobilfabrik ansiedelte.
Zunächst versuchte er sich an Elektrofahrzeugen, wandte sich
aber bald dem Verbrennungsmotor zu. Es wurden Nutzfahrzeuge für
verschiedene Zwecke gefertigt, später kamen Busse und
Personenkraftwagen hinzu. Die Aufbauten wurden nach Kundenwunsch
individuell gestaltet, die Chassis waren dagegen standardisiert. Die
wesentlichen Chassistypen wurden mit einem Buchstaben gekennzeichnet
und durch folgende Ziffern differenziert. Typ "P"
(personbil) bezeichnete leichtere Modelle wie Tourenwagen,
Kraftdroschken, kleinere Lieferfahrzeuge sowie Einsatzfahrzeuge für
Polizei und Rettungsdienste. Chassis vom Typ "L" (lastbil)
wurden für schwere Nutzfahrzeuge und größere Busse
verwendet. Alle Thrige-Fahrzeuge waren Rechtslenker, die Hebel für
Handsteuerung, Schaltung und Handbremse waren rechts außen an
der Karosserie angeordnet. Als Antrieb dienten vorwiegend nachgebaute
Ballot-Vergasermotoren mit vier Zylindern, die Kraftübertragung
erfolgte mit Kardanwelle und Schneckengetriebe auf die Hinterachse.
Bis 1918 fertigte das Unternehmen 350-380 Kfz.
Anglo-Dan:
H. C. Frederiksen (1851-1917) gründete 1890 nach einem längeren Aufenthalt in
Großbritannien eine Fahrradfabrikation in Frederiksberg. Da er
zahlreiche Teile aus britischer Produktion verbaute, nannte er
sein Unternehmen "Anglo-Dan". Ab 1905 lieferte Anglo-Dan
auch Automobile, die von "Kelecom"-Motoren der belgischen
"Société Victor Antoine Fils et Compagni"
mit einer Leistung von 4,5 PS angetrieben wurden. Eine Besonderheit
war das von H. C. Frederiksen patentierte Friktionsgetriebe, das
stufenlos geschaltet wurde. Bis zur Einstellung der Produktion 1912
fertigte Anglo-Dan rund 80 Nutzfahrzeuge, danach arbeitete das
Unternehmen nur noch als Reparaturbetrieb.
JAN:
Jan Hagemeister (1892-1976) gründete 1914 im Alter von 22 Jahren eine
Automobilmanufaktur auf Amager unter dem Namen "JAN". Das
Angebot bestand aus hochwertigen Limousinen und Sportwagen. Wegen des
geringen Eigenkapitals wurde das Unternehmen 1916 in eine
Aktiengesellschaft gewandelt und meldete 1918 konkurs an. Die
Gesamtproduktion lag in der Größenordnung von 50 (?) Fahrzeugen.
Der 1. Weltkrieg stellte die dänischen Fahrzeughersteller vor besondere
Herausforderungen durch die beschränkte Verfügbarkeit von
Materialien und Zulieferteilen. Ab 1918 wurde die Produktion von Pkw
in Dänemark schließlich unrentabel in Folge einer Schwemme
billiger Importe aus Großserienproduktion. Da die obigen
Unternehmen mit "Den Danske Landmandsbank" dieselbe
Hausbank nutzten, empfahl deren Direktor Emil Glückstadt einen
Zusammenschluß der drei zur Aktiengesellschaft "De
forenede Automobilfabriker" (DfA). Die Automobilfabriken Thrige
mit dem Werk in Odense bildete den Kern des neuen Unternehmens. Alle
Aktivitäten und Produktionsmittel der Anglo-Dane wurden hierher
verlegt, von der JAN wurde die Konkursmasse schuldenfrei übernommen.
Teil 0: Übersicht
Teil 1: Thrige / Anglo-Dan / JAN
Teil 2: DfA 1918-1927
Teil 3: DfA 1928-1940
Teil 4: DfA / Scandia 1940-1958
Teil 5: DfA Schienenfahrzeuge