* 5. Mai 1866, † 9. Mai 1938: Unternehmer
Thomas Barfoed Thrige wurde 5. Mai 1866 in Odense geboren und wuchs in einfachen,
aber nicht ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der Schulzeit
und einer Schlosserlehre besuchte er entsprechend seiner technischen
Interessen diverse Abendkurse an der "Tekniske Skole" in
Odense und Kopenhagen und arbeitete u.a. in der für ihre
Präzision bekannten Zentrifugenproduktion bei B&W. Ende der
1880er Jahre begab er sich auf Studienreisen nach Frankreich,
Deutschland und in die USA, wo er 1888 eine Stellung im Unternehmen
seines Idols Thomas Alva Edison annahm und anschließend bei
General Electric arbeitete. So erwarb T. B. Thrige sein
Wissen in den Bereichen Elektrotechnik und industrieller Fertigung,
auf dem sein zukünftiger Erfolg beruhen sollte. 1893 kehrte er
nach Odense zurück und gründete hier im Folgejahr seinen
Betrieb
Thomas B. Thrige (TBT). Der Betrieb
war in einer gemieteten Werkstatt untergebracht und beschäftigte eine
kleine Zahl von Mitarbeitern. Anfänglich reparierte und baute er
Fahrräder, aber schon bald lag der Schwerpunkt bei
Elektroinstallationen und der Herstellung elektrischer Maschinen.
1898 wurde ein neues Quartier am Tolderlundsvej in Odense
erworben, das in den folgenden Jahrzehnten durch Zukäufe zum
"Thrige Firkanten" (Thrige Viereck) anwuchs. TBT fertigte
elektrische Ausrüstungen für Kraftwerke und Gewerbe, ab
1906 wurde Strom aus einem eigenen Kraftwerk geliefert. T. B. Thrige
experimentierte auch mit Kraftfahrzeugen und gründete 1909 seine
"Automobilfabriken Thrige", die 1918 in
De forenede
Automobilfabriker A/S (DfA) aufging. Letztere wurde für ihre
Nutzfahrzeuge und Triebwagen bekannt, die unter dem Handelsnamen
"Triangel" in Dänemark große Verbreitung fanden. Schließlich
enstand in den 1920er Jahren ein weiterer Produktbereich mit
elektrisch betriebenen Ausrüstungen für die Seefahrt.
T. B. Thrige wurde von seinen Zeitgenossen als kühl-reserviert beschrieben und
hielt sich wohl nicht groß mit Eitelkeiten auf. So war seine
1906 auf dem Werksgelände errichtete Villa durchaus stattlich,
aber keinesfalls protzig. Er verbat sich auch, daß die Stadt
Odense noch zu seinen Lebzeiten eine Straße nach ihm benannte -
tatsächlich geschah dies erst 1970. Als Unternehmer trat er
weniger als genialer Erfinder hervor, sondern als fähiger
Geschäftsmann und Organisator, der die Zeichen der Zeit erkannte
und wirtschaftlich zu nutzen wußte. So wurde das Zeitalter der
Elektrifizierung auch zu seiner persönlichen Erfolgsgeschichte,
die ihn Anfang der 1930er Jahre zu Dänemarks wohlhabensten
Industriellen machte. Zu seinem sozialen Engagement zählten die
Förderung verschiedener Bildungseinrichtungen sowie die
Schenkung einer Gedenkhalle für den Dichter Hans Christian
Andersen in Odense anläßlich dessen 125. Geburtstages 1930.
Mit der fortschreitenden Industrialisierung Dänemarks wuchs der
Kokurrenzdruck der jeweiligen Unternehmen im Lauf der 1920er Jahre.
Im Bereich der Elektrotechnik gelang es T. B. Thrige, hier seine
Position durch Preisabsprachen und ähnliche Maßnahmen zu
sichern. In der Kfz- und Bahnsparte sah er sich dagegen mit der
A/S Scandia einem ernstzunehmenden Konkurrenten
gegenüber. Diese hatte 1927 begonnen, Omnibusse auf Chassis verschiedener
Zulieferer zu fertigen. Demgegenüber bedrängte seine DfA das
Kerngeschäft von Scandia mit Triebwagen und
Nahverkehrswagen für die DSB. Als verantwortungsvoller
Unternehmer sorgte T. B. Thrige hier für eine tragfähige
Zukunft beider Akteure und erwarb 1930 die Aktienmajorität bei
Scandia. Er ließ sich auch hier zum Vorsitzenden wählen
und stimmte die Produktionsbereiche mit TBT und DfA ab. Da aus seiner
Familie niemand geeignet erschien seine Nachfolge anzutreten, fand T.
B. Thrige eine andere Lösung, die den Fortbestand seines
Lebenswerkes sichern sollte: Ende 1933 übertrug er seine
persönlichen Anteile an den Unternehmen TBT, DfA und Scandia an
den eigens gegründeten "Thomas B. Thriges Fond". T.
B. Thrige selbst zog sich danach gesundheitsbedingt aus dem aktiven
Geschäftsleben zurück, behielt aber die Leitung des Fonds
bis zu seinem Ableben am 9. Mai 1938.
Thomas B. Thriges Fond:
T. B. Thrige regelte seinen Nachlaß, indem er seine persönlichen
Anteile an den Unternehmen
Thomas B. Thrige (TBT),
De forenede Automobilfabriker A/S (DfA) und
A/S Scandia einem Fond stiftete. Der
"Thomas B. Thriges Fond" nahm zum 1. Januar 1934 seine Funktion auf als
Vermögensverwalter. Als Zweck des Fonds war die bestimmungsgemäße
Verwendung der Erträge festgeschrieben. Diese sollten zum Nutzen des
dänischen Wirtschaftslebens, primär von Industrie und
Handwerk, sowie zur Förderung von Wissenschaft und Ausbildung
eingesetzt werden. Der Fond stand unter dem persönlichen Vorsitz
T. B. Thriges bis zu dessen Ableben 1938, auf ihn folgte ein
fünfköpfiger Vorstand. In folgenden Jahrzehnten begleitete
der Fond die wechselvolle Geschichte seiner Unternehmen: DfA wurde
nach der Einstellung des Fahrzeugbaus bereits 1958 an den Grossisten
Jens Frederik Busk-Rasmussen veräußert. Scandia verhob
sich mit den IC3-Dieseltriebzügen und wurde 1986 von einem
Konsortium aus der "Ascan A/S", "ABB" und dem
"Lønmodtagernes Dyrtidsfond" übernommen.
Schließlich wurde 2002 auch die T-T Electric als Nachfolgerin
der TBT veräußert. Als einziger nennenswerter Besitz des
Fonds verblieb die "Terma A/S" (Stand 2020), einem in den
1980er Jahren erworbenen Zulieferer der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie.
Aus den zahllosen Förderleistungen des Thomas B. Thriges Fonds ragen
folgende Projekte heraus:
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Einrichtung des schweißtechnischen Labors
der Odense Tekniske Skole 1955. |
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Stiftung des "Thomas
B. Thriges Kollegium" 1984 nahe der "Odense Universitet"
mit Wohnraum für 48 Studenten und 2 Gastprofessoren. |
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Renovierung der "Thriges Kraftcentral" 2005,
dem Kraftwerk auf dem ehemaligen Thrige-Werksgelände "Thrige Firkanten", als
Standort der "Odense Bys Museer". |
Quellen:
Jensen, P. Koch (2011): Thomas B. Thrige. Dansk Biografisk Leksikon: https://biografiskleksikon.lex.dk
Nørregård, Georg (1961): Vognfabrikken Scandia Randers 1861-1961. Randers: Scandia.
Petersen, Jens Åge S.: Thomas B. Thrige. Historiens Hus
Odense, https://odenseleksikon.wordpress.com
Schrøder Christensen, René (2010): THRIGE - Mennesket & virksomheden. Odense: Forlaget Odense Bys Museer.
Thomas B. Thriges Fond: https://thrigesfond.wordpress.com
Thomas B. Thriges Kollegium: http://tbtkollegiet.dk
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