Das Breuer Lokomotor-Patent
1913 patentierten die
Breuer-Werke eine "Verschiebemaschine
gedrängter Bauart für Fabrikgleise". Das motorgetriebene
Rangierfahrzeug war denkbar einfach und klein ausgeführt, es
wurde anfänglich als "Rangierapparat", später als
"Lokomotor" bezeichnet. Die wesentlichen Merkmale des
Breuer-Lokomotors waren seine extrem kurze Bauform und das spezielle
Kupplungssystem. Das Fahrzeug verfügte mittig über eine
Säule mit einer handbetriebenen Hubspindel, die
Kupplungvorrichtung war an einem schwenkbaren Ausleger angeordnet und
ließ sich für beide Fahrtrichtungen verwenden. So war es
möglich, mit dem Lokomotor ein Stück unter den zu
schleppenden Wagen zu fahren und diesen mit der Hubspindel anzuheben.
Damit erhöhte sich der Achsdruck des Lokomotors und sorgte für
die nötigen Reibwerte zum Verschieben mehrerer Wagen.
Gleichzeitig wurde der Lokomotor durch eine Zugöse an den
Kupplungshaken des zu schleppenden Wagens gezogen. Auf Grund seines
extrem kurzen Achsstandes paßte der Lokomotor auch mit auf die
weit verbreiteten, kurzen Wagendrehscheiben. Als Antrieb diente ein
4-Zylinder Breuer-Vergasermotor, der quer zur Fahrtrichtung zwischen
den Achsen angeordnet war. Die Kraftübertragung erfolgte über
ein 3-Gang Schaltgetriebe und ein Wendegetrieb, die über eine
mechanische Kupplung beide Achsen mittels schwerer Rollenketten antrieben.
Breuer "Typ D.R.P." / "Typ I"
Die erste Ausführung der Breuer-Lokomotoren wurde ab 1914 als
"Typ D.R.P." (Deutsches Reichspatent), später als "Typ I"
angeboten. Allerdings verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs
eine größere Verbreitung der Fahrzeuge und erst ab 1920
wurde der Vertrieb wieder aufgenommen. Die Breuer-Lokomotoren
bewährten sich bei Industriebetrieben und kleineren
Bahngesellschaften, wurden von der Deutschen Reichsbahn (DRG) aber
nicht als Kleinlokomotive der Leistungsklasse I zugelassen. Einen
wesentlichen Kritikpunkt bildete dabei der völlig ungeschützte
Arbeitsplatz des Fahrzeugführers. Den Durchbruch brachte die
Präsentation eines Breuer-Lokomotors mit erhöhter Leistung
auf der "Eisenbahntechnischen Ausstellung" 1924 in Seddin,
die seine Popularität sehr beförderte.
Breuer "Typ I" in Dänemark
Die Breuer Werke wurden in Dänemark durch das Unternehmen
"Vilh. F. Hoffmann & Co" in Kopenhagen vertreten, das 1925 einen
Breuer-Lokomotor Typ D.R.P. an die DSB lieferte. Das Fahrzeug erhielt keine
Betriebsnummer und wurde mit dem zeitgleich beschafften
Locomoteur-Vermot DSB 1 an
verschiedenen DSB-Standorten sowie bei den "Syd Fyenske Jernbane"
(SFJ) erprobt. Der Vergleich fiel zu Gunsten des Mitbewerbers aus und
die DSB beschaffte keine weiteren Breuer-Lokomotoren vom Typ I.
Dagegen fiel die Beurteilung bei der SFJ positiver aus und führte
zum Kauf der beiden Lokomotoren
SFJ Nr. 2 und
OKMJ -, die den
Spitznamen "Flyvende Jernplade" (fliegende Eisenplatte)
erhielten. Das Fahrzeug der OKMJ blieb bei der "Museumsbanen
Maribo-Bandholm" erhalten.
Technische
Daten Breuer "Typ I" in Dänemark: |
Anzahl |
3 |
Hersteller |
Breuer |
Baujahre |
1925 |
Achsfolge |
B |
Länge |
1.900 mm |
Achsstand |
960 mm |
Motor |
Breuer, 4 Zylinder |
Leistung |
15 kW (20 PS) bei 1.500 U/min |
Kraftübertragung |
benzinmechanisch |
Höchstgeschwindigkeit |
15 km/h |
Dienstgewicht |
2,0 t |
Breuer "Typ II"
Ende 1924 stellte Breuer ein neues Modell mit verlängertem Achsstand und
gesteigerter Leistung vor, das als "Typ II" bezeichnet
wurde. Neu war die Trennung der Hubvorrichtung von der
Kupplungsmechanik. Die Kupplung wurde jetzt durch eine einfache
Pufferbohle ergänzt und war weiterhin auf einem schwenkbaren
Ausleger angeordnet, der auf einer mittig angeordneten Säule
drehbar gelagert war. Unabhängig von der Kupplung gab es für
jede Fahrtrichtung einen eigenen Hubmechanismus, der auf Rollen lief
und seitlich schwenkbar von einem nahe der Fahrzeugmitte gelagerten
Arm geführt wurde. Der Hubmechanismus wurde weiterhin über
ein Handrad am zentralen Kupplungsträger bedient, die
Kraftübertragung auf die Hebestempel erfolgte mittels Ketten.
Diese Änderungen ermöglichten eine radiale Bewegung
zwischen Lokomotor und einem mitgeführten Wagen beim Befahren
enger Kurvenradien. Die Produktion des Breuer Typ II endete Anfang
der 1930er Jahre zu Gunsten der folgenden Modelle.
Einführung
Teil 1: Breuer "Typ D.R.P." / "Typ I", "Typ II"
Teil 2: Breuer "Typ III"
Teil 3: Breuer "Typ IV", "Typ V"
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