Der Alssund trennt die Insel Alsen von der Halbinsel Sundeved und hat bei Sønderborg lediglich
eine Breite von gut 200 m, die anfänglich mit Kabelfähren überwunden wurde.
Historische Bedeutung erlangte der Sund im Deutsch-Dänischen Krieg
1864, als preußische Truppen überraschend nach Alsen übersetzten und den dänischen
Verteidigern die entscheidende Niederlage beibrachten. Der Anschluß des Gebietes an das Eisenbahnnetz
erfolgte während der Zugehörigkeit Nordschleswigs zum Deutschen Reich: Ab 1898 wurde Alsen
von der 1.000 mm-Schmalspurbahn "Alsener Kreisbahnen" (AKrB) erschlossen, die Sundevedseite
wurde 1902 an das regelspurige Netz der preußischen Bahnen angebunden mit dem Endbahnhof
"Sonderburg H". Als Folge der Volksabstimmung von 1920 über die Zugehörigkeit
Nordschleswigs (dänisch: Sønderjylland) wurde die Region dänisches Staatsgebiet.
Die Kreisbahnen wurden zu kommunal betriebenen "Amtsbaner" wie die AKrB, die zur
"Amtsbanerne på Als" (ABA) gewandelt wurde. Dänemark unternahm große
Anstrengungen, um die rückständige Region zu fördern und investierte hier bis 1940
massiv in verschiedene Infrastrukturprojekte.
Kong Frederik den VII's Bro 1856
Mit der "Kong Frederik den VII's Bro" wurde 1856 eine erste Brückenverbindung zwischen
Sønderborg und Sundeved geschlagen, die gegen Entrichtung einer Maut passiert werden durfte. Es
handelte sich um eine Pontonbrücke, die sich in der Mitte teilen ließ, um die Schiffspassage freizugeben.
Kong Christian den X's Bro 1930
Im Zuge der Investitionen in die Infrastuktur nach 1920 lebte auch die alte Idee eines Verkehrsweges
von Flensburg über Sønderborg (Alsen), Fåborg-Nyborg (Fünen) nach Kopenhagen
(Seeland) wieder auf, beginnend mit der Einrichtung der Fährlinie Mommark-Fåborg 1922.
Vor diesem Hintergrund wurde die bisherige Pontonbrücke in Sønderborg durch eine feste
Brücke ersetzt, die 1930 als "Kong Christian den X's Bro" eingeweiht wurde. Die
Brücke bestand aus 3 Pfeilern und 2 Widerlagern, wobei die Fjordmitte von einer Stabbogenbrücke
aus Stahl überspannt wurde und die ufernahen Abschitte als Kastenbrücke ausgeführt waren.
In den beiderseitigen Zufahrtsrampen ermöglichten Durchbrüche das Kreuzen von Fahrwegen an
der Uferlinie. Für den rollenden Verkehr bot die Brücke 2 Fahrspuren und ein Gleis, die
Schiffspassage wurde auf der Sundevedseite durch eine zweiflügelige Klappbrücke ermöglicht.
Zunächst erreichte das regelspurige Gleis der Kong Christian den X's Bro auf der Alsseite nur
den Hafen und die hier angesiedelten Industriebetriebe. Da einige Anschlußgleise in 1.000 mm
Spurweite angelegt waren, gab es hier auch Vierschienengleise und eine Übergabegrube für
Rollböcke. 1933 übernahm die DSB die Strecke zur Fähre in Mommark und rüstete diese
auf Regelpur um. Gleichzeitig wurde die gesamte ABA stillgelegt und der Verkehr von
DSB-Rutebilern übernommen mit dem vormaligen Bahnhof Sønderburg als
Knotenpunkt. Durch das Ende der ABA entfiel auch der Schmalspurbetrieb im Hafen Sønderborgs. Lediglich die Stichstrecke vom Kohlekai
im Hafen zum südlich gelegenen Gaswerk wurde mit der ehemaligen Dampflok
ABA 8
(Vulcan 2444 / 1908) aufrecht erhalten. 1950 wurden die Kohletransporte auf Lkw umgestellt und das Gaswerk 1966 geschlossen.
Dagegen setzte die DSB den Betrieb über die Kong Christian den X's Bro fort, wobei die Auslastung der Route hinter den
Erwartungen zurück blieb, da sich die Verbindung über Fredericia und die Lillebælt-Brücke
immer stärker durchsetzte. Der Personenverkehr auf der Mommark-Verbindung endete 1968 mit der Verlegung des
Fährhafens nach Fynshav, der Güterverkehr wurde 1998 eingestellt. Seither wird die Brücke nur noch
vom Straßen- und Fußgängerverkehr genutzt, sie gibt den Wasserweg tagsüber stündlich frei,
zusätzliche Öffnungen können angefordert werden. Die Gleisanlagen im Hafen wurden entfernt oder mit
Straßenbelag überdeckt, lediglich am "Havnekontor" in Sønderborg wurden ein paar Meter Gleis
als Denkmal offen gelassen.
Alssundbroen 1981
Ab 1981 entlastete die Straßenbrücke "Alssundbroen" den Verkehr in
Sønderborg und führte den Kfz-Verkehr nördlich an der Stadt vorbei zum Fährhafen Fynshav.
Besondere Ereignisse
2021 wurde der Straßenverkehr auf der Alssundbroen wegen Wartungsarbeiten für eine Woche
eingestellt, stattdessen diente "M/S Rødsand" tagsüber als Fähre
für Fußgänger und Radfahrer.
Bei der "Tour de France 2022" war Sønderborg das Ziel der 3. Etappe. Aus diesem
Anlaß wurde die Alssundbroen für den 100 Tage-Countdown mit gelbem Stoff verkleidet,
finanziert von der "Bitten & Mads Clausen Stiftung". Das Material sollte im
Anschluß recycelt und zu Tragetaschen verarbeitet werden.
Technische Daten "Kong Christian X's bro": |
Koordinaten / Ort |
54°54'40"N 9°47'2"E / Sønderborg |
Querung |
Alssund |
Anzahl Gleise |
1 |
Anzahl Fahrspuren |
2 |
Bauart |
Klappbrücke, Stabbogenbrücke |
Material, Konstruktion |
Stahl, Balkenbrücke |
Länge |
331 m |
Breite |
12,6 m |
Lichte Weite |
30 m |
Lichte Höhe |
- m |
Eröffnung |
1938 |
Bahnbetrieb |
1930-98 |
Zustand |
Straßenbrücke |
Quellen:
Bak, Lars H. (2001): 1951: Sønderborgs gasværksbane lukker. Jernbanehistorisk årbog '01: 50-53. Smørum: bane bøger.
Bak, Lars H. (2008): 1933: Mommarkbanen overtages og ombygges af DSB. Jernbanehistorisk årbog '08: 24-36. Smørum: bane bøger.
Lange, Henrik: Portræt af Kong Christian den X's Bro. www.highways.dk
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