Steckbrief SJS THOR-Klasse


Für die Anlage der Streckenverlängerung der "Sjællandske Jernbane-Selskab" (SJS) nach Korsør wurde das britische Unternehemen "Fox, Henderson & Co." beauftragt, das auch für die Beschaffung neuer Lokomotiven zuständig war. Die entsprechenden Bestellungen wurden auf die deutschen Hersteller "A. Borsig" und die "Maschinenfabrik Esslingen" sowie auf die britische "R. & W. Hawthorn Ltd, Newcastle-upon-Tyne" verteilt. Alle neuen Loks wurden nach dem Patent des britischen Ingenieurs Thomas Russell Crampton (* 1816, † 1888) ausgeführt. Diese Bauform zeichnete sich durch eine deutlich hinter dem Kessel gelagerte Antriebsachse mit großen Rädern aus, wodurch gute Laufeigenschaften und hohe Endgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h erreichbar waren.

Die Rahmen der Cramptons von Borsig waren mit doppelten Längsträgern aus 25 mm starken Eisenplatten aufgebaut, zwischen denen die Zylinder lagen und die Radsätze mit dem Gestänge liefen. Die Treibachse war im Innenrahmen gelagert, die Laufachslager waren im Außenrahmen angeordnet. Um einem Entgleisen vorzubeugen, wurde die vordere Laufachse mit einem höheren Federdruck belastet und war daher mit größeren Radsätzen als die Mittelachse versehen. Der Führerstand war offen und seitlich durch Handläufe sowie durch die Radkästen der Treibachse begrenzt. Der Rahmen und die Kesselverkleidung war grün lackiert, die Rauchkammer und der Tenderaufbau waren in schwarz gehalten. Die Lieferung der Cramptons von Borsig erfolgte in zwei Ausführungen: Die erste Lieferserie von 1854 umfaßte die Loks "THOR", "NJORD", "BALDUR" und "FENRIS", Betriebsnummern 6-9. Die zweite Serie von 1855 bestand aus den Loks "SKIRNER" und "VIDAR", Betriebsnummern 10-11. Beide Versionen unterschieden sich in den Raddurchmessern, die bei der zweiten Serie größer ausfielen. Die Betriebsstoffe wurden in einem dreiachsigen Schlepptender mitgeführt.

Die Cramptons von Borsig erfuhren in ihrer Einsatzzeit einige Veränderungen. So wurde der Führerstand bald nach der Lieferung durch eine Stirnwand mit runden Fenstern gegen den Fahrtwind geschützt. Das Speisewasser für den Kessel wurde anfänglich von einer Dampfpumpe mit Schwungrad gefördert. 1860-61 wurde ein Dampfkondensator der Bauart "Kirchweger" nachgerüstet, bei dem der Abdampf teilweise über eine Regelklappe in der Rauchkammer zum Tender geführt werden konnte. Hier wurde der Dampf durch zahlreiche kleine Öffnungen in den Wasservorrat entlassen und entwich letztendlich durch einen zweiten Schornstein auf dem Tender. Durch die Rückgewinnung des kondensierten Wassers sollte der Bildung von Kesselstein vorgebeugt und Kohle durch das Vorwärmen des Speisewassers gespart werden. Ab 1866 wurden die Speisewasserpumpen durch Injektoren der Bauart "Giffard" ersetzt, die nur kaltes Wasser fördern konnten, so daß die Kondensationsvorrichtungen wieder entfernt wurden.

Die Cramptons von Borsig erwiesen sich als zuverlässige Lokomotiven, die bis 1881 verwendet wurden. Alle Loks wurden verschrottet, es blieben weder Artefakte noch Fotografien erhalten. Zusammen mit 4 ähnlichen Loks für die Rheinische Bahn blieben die SJS-Maschinen die einzigen Cramptons, die jemals von Borsig gebaut wurden.


Technische Daten SJS THOR-Klasse:
THOR, NJORD, BALDUR, FENRIS SKIRNER, VIDAR
Anzahl 4 2
Hersteller Borsig Borsig
Baujahre 1854 1855
Bauart, Steuerung 2 A n2, Stephenson 2 A n2, Stephenson
Länge über Puffer 13.183 mm 13.183 mm
Rostfläche 1,1 m² 1,1 m²
Verdampfungsheizfläche 82,7 m² 82,7 m²
Kesselüberdruck 7 atm 7 atm
Zylinder-Ø 381 mm 381 mm
Kolbenhub 559 mm 559 mm
Treibrad-Ø 1.524 mm 1.829 mm
Laufrad-Ø vorn / mitte 1.072 / 942 mm 1.138 / 1.072 mm
indizierte Leistung - -
Zugkraft - t - t
Höchstgeschwindigkeit - km/h - km/h
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok 29,2 t / 13,2 t 30,0 t / 13,7 t
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht 3 / 20,0 t 3 / 20,0 t
Vorrat: Wasser / Kohle 6,0 m³ / 3,0 t 6,0 m³ / 3,0 t



Abbildungen:

THOR, NJORD, BALDUR, FENRIS:

DK10707


SKIRNER, VIDAR:

DK11375


Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste


Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.


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