Für die Anlage
der Streckenverlängerung der "Sjællandske
Jernbane-Selskab" (SJS) nach Korsør wurde das britische
Unternehemen "Fox, Henderson & Co." beauftragt, das
auch für die Beschaffung neuer Lokomotiven zuständig war.
Die entsprechenden Bestellungen wurden auf die deutschen Hersteller
"Alfred Borsig, Tegel bei Berlin" und die "Maschinenfabrik
Esslingen" sowie auf die britische "R.
& W. Hawthorn Ltd, Newcastle-upon-Tyne" verteilt. Alle neuen
Loks wurden nach dem Patent des britischen Ingenieurs Thomas Russell
Crampton
(* 1816, † 1888) ausgeführt. Diese Bauform
zeichnete sich durch eine deutlich hinter dem Kessel gelagerte
Antriebsachse mit großen Rädern aus, wodurch gute
Laufeigenschaften und hohe Endgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h
erreichbar waren.
Die Cramptons von
Hawthorn erhielten bei der SJS die Namen "ROESKILDE","RINGSTED",
"SORØ" und "SLAGELSE". Die Loks erhielten die
Betriebsnummern 12-15 und wurden in der
Literatur als "ROESKILDE"-Klasse bekannt. Obwohl die
Werkschilder die Loks als Hawthorn-Produkte des Jahres 1854
auswiesen, handelte es sich wahrscheinlich um vier Vorführloks,
die bereits 1849 bei "Tulk & Ley" für Mr. Crampton
gebaut worden waren und bei Hawthorn lediglich instand gesetzt
wurden. Wie die von Borsig gelieferten Cramptons, waren die Loks mit
doppelten Längsträgern aufgebaut, zwischen denen die
Zylinder lagen und die Radsätze mit dem Gestänge liefen.
Die Treibachse war im Innenrahmen gelagert, die Laufachslager waren
im Außenrahmen angeordnet. Der Führerstand war offen und
wurde seitlich durch Handläufe sowie durch die Radkästen
der Treibachse begrenzt. Der Rahmen und die Kesselverkleidung war
grün lackiert, die Rauchkammer und der Tenderaufbau waren in
schwarz gehalten. Das Speisewasser für den Kessel wurde von einer
Dampfpumpe mit Schwungrad gefördert. Die Betriebsstoffe wurden in
einem dreiachsigen Schlepptender mitgeführt. 1860-61 wurde ein
Dampfkondensator der Bauart "Kirchweger" nachgerüstet,
bei dem der Abdampf teilweise über eine Regelklappe in der
Rauchkammer zum Tender geführt werden konnte. Hier wurde der
Dampf durch zahlreiche kleine Öffnungen in den Wasservorrat
entlassen und entwich letztendlich durch einen zweiten Schornstein
auf dem Tender. Durch die Rückgewinnung des kondensierten
Wassers sollte der Bildung von Kesselstein vorgebeugt und Kohle durch
das Vorwärmen des Speisewassers gespart werden.Im Betrieb zeigten die Loks
sehr schnell Verschleißerscheinungen und erforderten kostspielige
Reparaturen. Sie wurden daher bereits 1867-71 ausgenustert und verschrottet.
Technische Daten SJS Roeskilde-Klasse: |
Anzahl |
4 |
Hersteller |
Hawthorn |
Baujahre |
1854 |
Bauart, Steuerung |
2A n2, Stephenson |
Länge über Puffer |
12.892 mm |
Rostfläche |
1,3 m² |
Verdampfungsheizfläche |
77,5 m² |
Kesselüberdruck |
7 atm |
Zylinder-Ø |
381 mm |
Kolbenhub |
559 mm |
Treibrad-Ø |
1.829 mm |
Laufrad-Ø |
1.022 mm |
indizierte Leistung |
- |
Zugkraft |
- t |
Höchstgeschwindigkeit |
- km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok |
25,9 t / 11,2 t |
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht |
3 / 20,0 t |
Vorrat: Wasser / Kohle |
6,0 m³ / 3,0 t |
Abbildungen:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
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