Steckbrief H. C. Millings 1' C 1'
Im Zuge des Eisenbahn-Anlagegesetzes von 1908 wurde u.a. die Gleise der Odense
Kerteminde Martofte Jernbane (OKMJ, vorm. OKDJ) verlängert und
die Nordvestfyenske Jernbane (OMB) neu angelegt. Die Konstruktionen des
rollenden Materials stammten vom SFJ-Maskininspektør
J. C. Milling,
dessen Entwürfe sich durch eine eigene, elegante
Linienführung auszeichneten. Charakteristische Merkmale
waren dabei die Ausformung des Führerhauses, die rundkuppeligen
Dome sowie die nach vorne abgeschrägten Wasserkästen. Die Bahnen
entschieden sich für eine Tenderlok mit der Achsfolge 1' C 1' und
einem 2-Zylinder Heißdampftriebwerk.
Die Fertigung der OMB- und OKDJ-Loks erfolgte bei der Firma Henschel,
die bei einer internationalen Ausschreibung das günstigste
Angebot eingereicht hatte. 1910 wurde die erste Maschine nach J. C. Millings
Plänen mit der Werknummer 10022 ausgeliefert und als
OKDJ 4 in Dienst gestellt
(ab 1951
OKMJ 14). 1911 folgten die Loks
OMB 1-6 mit geringfügigen
technischen Änderungen und schließlich beschaffte auch die
Thisted-Fjerretslev Jernbane (TFJ) in Nordjütland ab 1916 insgesamt
vier weitgehend baugleiche Loks. Letztere waren mit größeren
Kesseln ausgestattet und erhielten die Betriebsnummern
TFJ 5-8.
Die Maschinen wurden zunächst vor Personenzügen eingesetzt, bis sie
in den 1930er Jahren durch die zunehmende Motorisierung in den
Güterzugdienst verdrängt wurden. Die letzten Loks dieser Bauart
wurden 1966 ausgemustert, als ihre Heimatstrecken im
Norden Fünens stillgelegt wurden. OMB 2 war während der
deutschen Besatzung ungewöhnlich intensiv von Kampfhandlungen
betroffen: 1944 geriet die Lok beim schwersten alliierten Luftangriff
auf dänische Bahnen unter MG-Beschuß durch amerikanische
Flieger, wobei der Lokführer und drei Passagiere starben. 1945
stürzte die Maschine bei einer Sabotageaktion des dänischen
Widerstandes von den gesprengten Gleisen.
Museal erhaltenes Fahrzeug:
NSjV: OKMJ 44
Technische Daten zu H. C. Millings 1' C 1': |
|
OKDJ 4, OMB 1-6 |
TFJ 5-8 |
Anzahl |
7 |
4 |
Hersteller |
Henschel |
Henschel |
Baujahre |
1910, 1911 |
1916, 1919, 1925 |
Bauart, Steuerung |
1' C 1' h2T, Heusinger |
1' C 1' h2T, Heusinger |
Länge über Puffer |
9.620 mm |
9.620 mm |
Rostfläche |
1,0 m² |
1,1 m² |
Verdampfungsheizfläche |
41,6 m² |
61,1 m² |
Überhitzerheizfläche |
11,4 m² |
14,1 m² |
Kesselüberdruck |
12 atm |
12 atm |
Zylinder-Ø |
340 mm |
340 mm |
Kolbenhub |
550 mm |
645 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.300 mm |
1.200 mm |
indizierte Leistung |
- PS |
- PS |
Höchstgeschwindigkeit |
60 km/h |
50 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht |
38,0 t / 24,6 t |
38,1 t / 24,0 t |
Vorrat Wasser / Kohle |
4,0 m³ / 1,0 t |
4,0 m³ / 2,0 t |
Abbildungen:
OKDJ 4, OMB 1-6:
TFJ 5-8:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Poulsen, John, Hrsg. (1997): Privatbanerne gennem 150 år. Smørum:
bane bøger.
Viinholt-Nielsen, Lars (1997): Syv lokomotiver til fynske privatbaner. Jernbanen 2/97: 38-41.
Viinholt-Nielsen, Lars (2009): 1909: Millings lokomotiver. Jernbanehistorisk årbog '09: 15-25. Smørum: bane bøger.
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