Die "Waggonfabrik Uerdingen" lieferte 1950 an die DB
eine Serie Prototypen eines neuartigen Schienenbusses. Die Fahrzeuge
entstanden in Leichtbauweise und waren als günstige Alternative
für den unrentablen Dampfbetrieb auf Nebenstrecken vorgesehen.
Der selbstragende Wagenkasten bestand aus einem geschweißten
Stahlgerippe mit Leichtmetallbeplankung und einem Wagenboden aus
Wellblech. An beiden Enden befand sich ein Steuerstand, der
Fahrgastbereich war in 2+3 Sitzteilung und Mittelgang eingerichtet.
Die Lehnen der Sitze waren schwenkbar ausgeführt, so daß
alle Fahrgäste immer in Fahrtrichtung blickten. Je Wagenseite
gab es diagonal versetzt einen Einstieg mit Falttür, was sich
aber bald als unzureichend erwies. Der Wagenkasten war mittels
gummigelagerter Pendelgehänge im Fahrzeugrahmen
schwingungsgedämpft aufgehängt, die beiden Achsen der
Fahrzeuge waren mit Blattfederung versehen. Der Antrieb erfolgte
mittels eines Lkw-Dieselmotors von Büssing über ein elektromagnetisch
geschaltetes Getrieb mit 6 Gängen, das auf 1 Achse wirkte. In entsprecheder
Bauform wurden darüber hinaus Beiwagen mit gleichen Abmessungen
gefertigt. Es gab keine regulären Zug- und Stoßvorrichtungen,
die Verbindung von Trieb-und Beiwagen erfolgte über einfache
Mittelpufferkupplungen. Die Fahrzeuge erschienen ab Werk in rot (RAL
3004) mit silbernem Dach, der untere Kastenrand und das Untergestell
waren schwarz gehalten.
Die DB beschaffte von den Uerdinger Prototypen 11 Triebwagen als
VT 95 901-911 und 6 Beiwagen als VB 140 701-706. Ein weiterer
Triebwagen VT 95 912 folgte in verlängerten Ausführung mit
insgesamt 4 Einstiegen. 1951 folgten weitere Trieb- und Beiwagen in
ähnlicher Ausführung, von denen je 10 an die
Luxemburgischen Eisenbahnen (CFL) gingen. Auch die "Tecklenburger
Nordbahn" (TN) erhielt 2 sowie die "Hohenzollerische
Landesbahn" und die "Lübeck-Seegeberger Eisenbahn"
je 1 Triebwagen. Die Triebwagen der DB wurden landesweit erprobt und
bis Mitte der 1960er Jahre vorwiegend an Privatbahnen abgegeben. VT
95 906 wurde 1964 zu einem Indusi-Meßwagen umgebaut und als
Baureihe 724 geführt. Das Fahrzeug gehört heute der
"Vulkan-Eifel-Bahn Betriebsgesellschaft mbH" (VEB), wo
seine Aufarbeitung begonnen wurde. Insgesamt flossen die
Betriebserfahrungen mit den Uerdinger Prototypen in die Entwicklung
der Schienenbusreihen VT 95 und VT 98 ein, die mit fast 1.500
Triebwagen und ebensovielen Beiwagen für Jahrzehte das Bild auf den
DB-Nebenstrecken prägten.
1951 wurde das seit Kriegsende stillgelegte nördliche Ende der "Marschbahn"
zwischen den Grenzbahnhöfen Tønder und Süderlügum
wieder eröffnet. Wegen ihres schlechten Zustandes wurde die
Strecke lediglich für eine Geschwindigkeit von 45 km/h
zugelassen. Die Traktion übernahm eine DB V 20, als Waggons wurden ein zweiachsiger
DB-Packwagen sowie ein DSB CP eingesetzt. Ab 1954 wurde ein DB VT 95
(Uerdinger Prototyp) eingesetzt und später durch einen DSB MO +
CQM ersetzt. Bereits ab 1961 wurde der Streckenabschnitt mit Bussen bedient.
Technische Daten DB VT 95 901-911 (Uerdinger Prototyp) |
Anzahl in DK |
- |
Hersteller |
Uerdingen |
Baujahr |
1950 |
Achsfolge |
A 1 |
Länge über Kupplung |
10.798 mm |
Achsstand |
4.500 mm |
Rad-Ø |
900 mm |
Motor |
Büssing U 9, 6 Zylinder |
Leistung |
81 kW (110 PS) bei 1.800 U/min |
Kraftübertragung |
dieselmechanisch |
Höchstgeschwindigkeit |
90 km/h |
Dienstgewicht |
10,5 t |
Sitzplätze |
41 + 13 Klapps. |
Einrichtung |
1 Fahrgastr., 1 WC |
Abbildungen:
Quellen:
Bruun-Petersen, Jens & Poulsen, John (2002): Internationale tog via Jylland. Smørum: bane bøger.
N.N. (1951): En tysk skinnebus. Dansk Lokomotivtidende 51 årgang Nr. 17: 200.
Obermayer, Horst J. (1979): Taschenbuch Deutsche Triebwagen. Stuttgart: Franckh´sche Verlagsbuchhandlung.
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