Die Aachener Waggonfabrik Talbot präsentierte 1995 ein modulares
Konzept für einen modernen Leichttriebwagen unter dem Akronym
"TALENT" (Talbot leichter Niederflur-Triebwagen). Nach
der Übernahme durch die Bombardier Eurorail Gruppe im selben
Jahr wurde das Projekt fortgesetzt und 1996 ein Prototyp vorgestellt.
Das Fahrzeug bestand aus zwei Wagenkästen, die über ein
Jacobsdrehgestell durchgängig miteinander verbunden waren. Im
Bereich der Enddrehgestelle war je eine Antriebsanlage unter Flur
angeordnet, im Mittelbereich waren die Fahrzeuge als Niederflurwagen
ausgelegt. Die Wagenkästen bestanden aus einer tragenden
Stahlkonstruktion, die mit Kuststoffteilen beklebt waren. Die
aerodynamisch gestalteten Kopfenden wurden durch Formteile aus
glasfaserverstärktem Kunststoff gebildet und waren mit
Scharfenbergkupplungen ausgerüstet. Der Prototyp wurde ausgiebig
in Deutschland und im europäischen Ausland
vorgeführt, wobei zahlreiche Bestellungen für verschiedene
Varianten erfolgten. Je nach Kundenwunsch konnten zwei
Antriebseinheiten durch ein oder zwei unmotorisierte Mittelwagen
ergänzt werden, wobei sich alle Gelenke im Verband auf
Jacobsdrehgestelle stützten. Für die Antriebsanlage standen
verschiedene Dieselmotoren mit mechanischer, elektrischer oder
hydraulischer Tansmission sowie rein elektrische Varianten zur Wahl.
Durch den angenähert ovalen Querschnitt war auch die Verwendung
von Neigetechnik machbar. Die Steuerung erlaubte eine
Mehrfachtraktion mit bis zu drei Einheiten.
Zum Kundenkreis des TALENT zählten verschiedene Privatbahnen sowie
die DB Regio AG mit den Baureihen 643 (dieselhydraulisch) und 644
(dieselelektrisch). Weitere Kunden konnten mit der NSB mit der
Baureihe Bm 93 mit Neigetechnik, der ÖBB mit den Reihen 4023 und
4024, der MÁV mit der Reihe 5342 sowie mit der kanadischen “OC
Transpo“ und der NS gewonnen werden. Insgesamt wurden 780
TALENT-Einheiten gebaut (Stand 2009). 2008 wurde eine überarbeitete
Version als TALENT 2 mit elektrischem Antrieb vorgestellt, die bei
der DB Regio AG als Baureihe 442 erstmals an die Nürnberger
S-Bahn ausgeliefert wurde.
Der TALENT Prototyp machte 1996 bei der Überführung nach
Norwegen einen Zwischenstop in Dänemark und wurde dabei auf der
Hornbækbanen (HHGB) vorgeführt. Letzendlich entschieden sich die dänischen
Betreiber bei der Modernisierung ihrer Triebwagenbestände aber
für Muster anderer Mitbewerber.
Technische
Daten "TALENT" (Prototyp): |
Anzahl |
1 |
Hersteller |
Siemens Duewag |
Baujahr |
1996 |
Achsfolge |
B' 2' B' |
Länge über Kupplung |
30.710 mm |
Motor |
2 x - |
Leistung |
2 x 228 kW (2 x 310 PS) bei - U/min |
Kraftübertragung |
diesel - |
Höchstgeschwindigkeit |
140 km/h |
Dienstgewicht |
45,0 t |
Sitzplätze 2. Kl. |
80 |
Abbildungen:
TALENT (Prototyp):
TALENT anderer Betreiber:
TALENT 2:
Fahrzeugliste TALENT (Prototyp): |
Hersteller |
Fabriknr. / Baujahr |
Betriebsnr. |
|
Talbot |
188707+188708 / 1996 |
PEG VT 643.07 |
1996 Talbot Vorführfahrzeug
2001 an PEG verkauft
|
PEG = Prignitzer Eisenbahn Gesellschaft
Quellen:
Hertwig, Roland (1997): Privatbahn-Lexikon 1997. Eisenbahn Kurier-Spezial 45.
Regionalverkehr 1-1997: Die TALENT-Familie von Talbot. www.regionalverkehr.de
Richter, Kai Arne & Ringler, Georg (2005): Privatbahnfahrzeuge. München: GeraMond Verlag
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