Steckbrief DSB  Køf 251-290


Die DSB entschloß sich 1963, ihren bunten Zoo von Kleinloks durch ein neues Standardmuster mit dieselhydraulischer Kraftübertragung zu ersetzen. Im Zentrum der Überlegungen stand die bewährte "Köf II ", von der das Neubauexemplar Köf 6645 bei der DB entliehen wurde. Die mehrmonatige Erprobung erfolgte 1964 und wurde von DSB-Mitarbeitern durchgeführt, die zuvor im Bw Neumünster geschult worden waren. Die Ergebnisse fielen positiv aus und so wurde eine Serie von 20 entsprechenden Maschinen bei A/S Frichs bestellt. Da die Rechte für das Original bei der DB lagen, wurde offenbar auf eine formale Lizenzvereinbarung verzichtet. Die Fahrzeuge wurden in Dänemark allgemein als "Køf" bezeichnet, ein vergleichbarer Entwurf von Frichs fand dagegen keine Berücksichtigung. Damit hatte die DSB einmal mehr das Haus Frichs zu einem reinen Montagewerk degradiert und mangelndes Vertrauen in dessen eigene Konstruktionen gezeigt. Tatsächlich sollten die Køf die letzten von Frichs gebauten Neufahrzeuge mit Dieselmotor sein.

Der allgemeine Aufbau der dänischen Køfs wurde weitgehend von der deutschen Vorlage übernommen: Der Rahmen erhielt im Bereich des Führerhauses eine Aussparung, so daß der Fahrzeugführer leicht aufsteigen und zwischen den Seiten wechseln konnte. Der Antriebsstrang wurde vollständig aus importierten Komponenten zusammengestellt: Den Motor lieferte Leyland, das hydraulische Getriebe Typ "L33u" stammte von Voith und das Wendegetriebe kam von Gmeinder. Dagegen wurden die Aufbauten von Frichs neu gestaltet: Das endständige Führerhaus erhielt an den Stirnseiten größere Fenster für eine bessere Streckensicht, die seitlichen Türen waren offen und konnten mit einer Plane verhängt werden. Die Maschinenanlage war in einem schmalen, halbhohen Vorbau untergebracht, der durch seitliche Einsteckbleche für Wartungszwecke zugänglich war. Weitere Modifikationen fanden sich mit der leicht nach vorn geneigten Front des Vorbaus sowie an den seitlichen Tritten für den Rangierer, die im vorderen Bereich auf das Rahmenniveau hochgesetzt waren. 1968-69 folgte eine zweite Serie von 20 Køfs, von denen die letzten acht rundum geschlossene Führerstände und vier Türflügel an jeder Seite der Motorvorbauten erhielten. Diese Neuerungen wurden auch bei den älteren Maschinen nachgerüstet. Alle dänischen Køfs waren neben den üblichen Schraubenkupplungen mit automatischen Kupplungen von der "Bergische Stahl Industrie" (BSI) ausgestattet. Diese wurden nur im Rangierbetrieb verwendet und waren bei Streckenfahrten hochzuklappen. Für längere Überführungen verfügte die DSB über eigene Køf-Transportwagen. In späteren Betriebsjahren erfolgte die Verlegung der Køfs bevorzugt per Tieflader auf der Straße.

Ursprünglich waren alle Køfs grün, einige erhielten später das rot/schwarze DSB-Farbschema. Anscheinend gab es hierzu aber nie eine offizielle Vorlage und so entstanden zahlreiche Varianten. Bei einigen Maschinen wurde die Betriebsnummer in übergroßen Ziffern zusätzlich auf dem Dach des Führerhauses als sogenannte "Flyvernummer" (Fliegernummer) angebracht, um sie von den Stellwerken aus leichter identifizieren zu können. In den 1980er Jahren erhielten die Køfs orange Blinkleuchten und das Auspuffrohr wurde über das Dach des Führerhauses bis zum Fahrzeugende hin geführt. Ab 1988 verbesserten eine geräuschdämmende Auskleidung des Führerhauses sowie eine kühlwasserbetriebene Heizung die Arbeitsverhältnisse auf den Loks.

Der Einsatz der Køfs erfolgte landesweit im Rangierbetrieb, vereinzelt übernahmen sie auch leichte Güterzüge im Streckendienst. Mit der Übernahme der Gütersparte "DSB Gods" durch "Railion DK" gelangten 2001 insgesamt 26 Køfs zum neuen Betreiber, 13 verblieben bei der DSB. Die Railion-Køfs wurden unverändert weiter betrieben und lediglich durch aufgeklebte Schriftzüge gekennzeichnet. Køf 286 erhielt 2003 bei der Instandsetzung ein an die Baureihe MK angelehntes Farbschema: Aufbauten gelb, Dach und Oberseite des Vorbaus grau, Fahrwerk schwarzgrau. Auf Grund der abnehmenden Rangierleistungen wurden einige Railion-Køfs längerfristig an große Güterkunden wie "Kommunekemi" oder "DLG" sowie an "Banedanmark" vermietet. Auch bei der DSB sank der Bedarf an Rangierfahrzeugen und konzentrierte sich schließlich auf den Werkstattbetrieb. Aus dem Überbestand endeten einige Köfs als Ersatzteilspender, andere wurden von verschiedenen Privatbahnen und Gleisbauunternehmen erworben, 5 weitere Køfs blieben museal erhalten. Die veräußerten Køfs wurden bei den neuen Betreibern in Stand gesetzt und erstrahlten in einem bunten Strauß neuer Farbschemata.

Zur Verlängerung der Lebensdauer setzte die DSB 2020 in der Werkstatt Fredericia Køf 253, 263, 273 und 290 instand (die zusätzlich beabsichtigte Moderisierung von Køf 270 wurde nicht ausgeführt). Motor, Getriebe und Bremsanlage wurden überholt, die elektrischen Leitungen wurden erneuert und alle Luftkomponenten erhielten eine Revision bei der "Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling" in Hattingen. Auch die Scheinwerfer wurden erneuert, wobei Leuchten mit integrierten roten LED-Ringen aus den zeitgleich verschrotteten MR-Triebzügen verwendet wurden. Bei der Neulackierung mit schwarzem Rahmen und grünen Aufbauten wählte das Werkstattteam einen vergleichsweise hellen Grünton, angelehnt an das "British Racing Green". Die Innenräume der Führerstände blieben ohne Renovierung. Insgesamt überschritt das Projekt die bewilligten Ressourcen an Arbeitszeit und Budget deutlich. Weitere Køf-Instandsetzungen wurden ausgeschlossen, da die Werkstatt in Fredericia geschlossen wurde und das beteiligte Personal in Rente ging.


Museal erhaltene Fahrzeuge:
Jysk Veterantog (DJK): Køf 251
MHVJ (DJK): Køf 274
Danmarks Jernbanemuseum: Køf 256, 261
DSB Museumstog: Køf 288
Veteranbanen Bryrup Vrads (VBV): Køf 257

Zum Verbleib der Fahrzeuge s. Fahrzeugliste.


Technische Daten Køf 251-290:
Anzahl 40
Hersteller Frichs
Baujahre 1966, 1968-1969
Achsfolge B
Länge über Puffer 6.400 mm
Achsstand 2.500 mm
Motor Leyland UE 680, 6 Zylinder
Leistung 94 kW (128 PS) bei 1.800 U/min
Kraftübertragung dieselhydraulisch
Höchstgeschwindigkeit 45 km/h
Dienstgewicht 17,0 t


Abbildungen:

Lieferzustand 1. Serie:

DK11841 DK11842 DK12063

DK4047 DK4048


DSB, Ralion DK, DB Schenker Scandinavia:

DK0568 DK1787 DK2116 DK2117

DK2988 DK2989 DK2990 DK0322

DK1967 DK1968 DK6948 DK4856 DK6744

DK1977 DK9521 DK5783 DK12918

DK11161 DK12415


DSB Køf 271 "KT NIELSEN":
Køf 271 hat eine eigene Geschichte: Die Lok war dem kopenhagener Bahnbetriebswerk "Bv Lok Øst" zugeteilt, wurde aber zum großen Ärger des Personals immer mal wieder von anderen Dienststellen "ausgeliehen". So entstand 1989 die Idee, Køf 271 wie ein Bahndienstfahrzeug gelb zu lackieren. Die Arbeit wurde allerdings vom Fahrdienstleiter K. T. Nielsen unterbunden, nachdem bereits die Vorderseite des Führerhauses umlackiert war. Als dann 1990 die Lok schließlich das rot/schwarze Design-Farbschema erhielt, revanchierte sich das Personal: Herrn Nielsen wurde bei einer obligatorischen Flasche Bier die frischlackierte Køf präsentiert, die nun den Namenszug "KT NIELSEN" trug. Diesmal fand das eigenmächtige Vorgehen Beifall und das Betriebswerk hatte endlich eine personalisierte Køf.

DK5774 DK0853 DK0854


Museal bewahrte DSB-Køfs:

DK4115 DK4159 DK12095


ex DSB Køf bei Privatbahnen und Industrie:

DK2044 DK2047 DK2991 DK2992

DK7604 DK8415 DK4840 DK7664

DK5180 DK9024


ex DSB Køf in Schweden:

DK7151


Quellen:
Andersen, Torben (1996): DSBs trækkraft anno 1995/96, 2. del. Lokomotivet 43: 4-10.
Andersen, Torben (2012): Köf, köf. köf... nu kommer traktoren. Lokomotivet 110: 16-20
Dressler, Steffen (20--): Efterkrigens rangertraktorer ved DSB 1945-1969. Spor 1 NYT: https://spor1nyt.dk
Lundstrøm, Jan (2004): Køf - de små slidere. Jernbanen 2/2004: 24-35.
Nørgaard Olesen, Thomas (2005): Lokomotivfabrikken Frichs. København: Dansk Jernbane Klub.
Oakley, W. (1966): DSBīs nye rangertraktor. Vingehjulet 23. årgang nr. 4: 37-39.
Pedersen, Erik V.: Persönliche Mitteilung.
Poulsen, John (2019): Motor Materiel 9 - Ragertraktorer. Smørum: bane bøger.
Riepelmeier, Garrelt (2021): Köf 6645 macht rüber. EisenbahnGeschichte 107: 36-45.
Riepelmeier, Garrelt (2021): »We dontīt want this oleī shit no more!«. EisenbahnGeschichte 108: 64-73.

Der Artikel "Køf - de små slidere" ist in deutscher Übersetzung als pdf-Datei erhältlich unter:
www.deutsche-kleinloks.de/download/kleinloks_daenemark.pdf.



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