Steckbrief DSB ET / SJ X31K 4301-4411 "Øresundstog"


Mit der Eröffnung der Øresundbrücke 2000 vereinbarten die Anrainer DSB und SJ, die beiden Küstenregionen mit einem gemeinsamen Regionalverkehr zusammen zu führen. Auf dänischer Seite betraf dies mit der "Kystbane" zwischen Kopenhagen und Helsingør die am stärksten frequentierte Relation der DSB sowie die Anbindung des Flughafens Kastrup. Auf der schwedischen Seite gehörte zunächst die Verbinding Malmö-Helsingborg dazu, ab 2002 erweiterte sich das Einzugsgebiet auf ganz Südschweden mit den Destinationen Kalmar, Bleckinge und Göteborg. Für den grenzüberschreitenden Verkehr beschafften die Bahngesellschaften gemeinsam elektrische Triebzüge, die mit den beiden Stromsystemen AC 25 kV, 50 Hz (DK) und AC 15 kV, 16,67 Hz (S) sowie mit den ATC-Zugsicherungssystemen beider Länder kompatibel waren. Der Auftrag ging an "Adtranz Sweden AB", die den dreiteiligen Typ "Contessa" entwickelte, der allgemein als "Øresundstog" bzw. "Öresundståg" bekannt wurde. Wie bei der dänischen Fahrzeugfamile "Flexliner", waren die Führerstände mit-"Gumminasen" versehen, die bei gekuppelten Einheiten die gegenüberliegenden Stirnseiten miteinander abdichteten und den Übergang durch die unbenutzten Führerstände gestatteten. Trotz dieser Parallele waren die neuen Züge keine "Flexliner" wie die DSB-Baureihen ER und MF, da die Wagenkästen nicht als Aluminium-Leichtbau, sondern aus rostfreiem Stahl ausgeführt wurden, die einzelnen Wagen waren auch nicht durch Jakobsdrehgestelle verbunden. Bis zu 5 Einheiten konnten in Mehrfachtraktion gefahren werden, allerdings nicht in Kombination mit anderen Flexliner-Produkten. Der Antrieb erfolgte auf alle Achsen der Endwagen, der Mittelwagen lief auf antriebslosen Drehgestellen und trug die Pantografen auf dem Dach. Die Fahrgastbereiche waren als Großraum mit 2+2 Sitzteilung und Mittelgang eingerichtet. Die beiden Endwagen unterschieden sich in ihrer Einrichtung und wurden entsprechend als Einheit A (1. und 2. Kl.) und B (nur 2. Kl.) differenziert. Der zentrale Abschnitt des Mittelwagens war als Niederflur-Funktionsraum mit Platz für Fahrräder, Kinderwagen, Rolstühle etc. ausgeführt und verfügte über ein rollstuhlgerechtes WC. Die DSB führte die Endwagen A als ET 43xx/44xx, die Endwagen B als ET 45xx/46xx und die Mittelwagen als FT 47xx/48xx. Bei der SJ wurden die Triebzüge als Reihe X31K geführt. Die Betriebsnummern waren für beide Betreiber einheitlich und identisch mit den Werksnummern der Waggons. 2002 beschaffte die SJ 7 Triebzüge, die für den innerschwedischen Fernverkehr mit 2+1 Sitzteilung in der 1. Kl. sowie einer Küchenzeile im Mittelwagen eingerichtet waren. Diese Züge erhielten die Baureihe X32K, wurden aber 2007 an den X31K-Standard angeglichen. Das Adtranzwerk Kalmar übernahm die Fertigung der Wagenkästen für die ET/X31K, die am Standort Västerås (vorm. ASEA) endmontiert wurden, die Gumminasen lieferte der Standort Randers (vorm. Scandia). Nach anfänglichen Problemen wurden die Züge erfolgreich eingesetzt und es erfolgten mehrere Nachbestellungen. Die Produktion des Modells Contessa wurde beim Verkauf von Adtranz durch Bombardier 2001 mit übernommen, die letzten Exemplare entstanden am Standort Hennigsdorf. In den Jahren 2000-12 wurden insgesamt 104 ET/X31K sowie 7 X32K ausgeliefert, bevor Bombardier das Modell einstellte. Von den insgesamr 111 Zügen erhielt die DSB 34, die 77 anderen gingen an schwedische Betreiber.

In den ersten Jahren betrieben DSB und SJ den Öresundverkehr gemeinschaftlich, wobei das Depot Helgoland in Kopenhagen die Wartung und Reparaturen übernahm. Unabhängig von den Eigentümerverhältnissen, erschienen die Züge in Lichtgrau mit einem dunkelblau abgesetzten Fensterband, das im Niederflurbereich des Mittelwagens auf dunkelgrün wechselte. Die EU-weite Liberalisierung des Eisenbahnmarktes führte aber schon bald zu unübersichtlichen Betreiber- und Eigentumsverhältnissen. So übernahmen die schwedischen Provinzen die Verantwortung für ihren Regionalverkehr und schrieben diesen öffentlich aus, zeitgleich wurde auch der dänische Teil des Öresundnetzes ausgeschrieben. Zu den Bietern zählte das Joint Venture "DSBFirst", bestehend aus DSB (70%) und der britischen "First Group" (30%), das die Ausschreibung vollständig gewann. Offensichtlich ging man die Aufgabe aber etwas überambitioniert an und erlaubte sich illegale Querfinanzierungen durch die DSB. Der daraufhin abgelehnte Jahresabschluß 2010 wies anstatt des ursprüglich angegebenen Gewinns von DKK 173 Mio. nach der Überarbeitung einen Verlust von DKK 551 Mio. aus. Gleichzeitig prognostizierte ein Gutachten des Beratungsunternehmens KPMG weitere Verluste bei Fortführung des Betriebes. In Folge dieses Skandals zog sich die First Group zurück, die DSBFirst wurde 2011 als "DSB Øresund" neu aufgestellt und betrieb nur noch die dänische Seite des Verkehrsverbundes, die ET-Triebzüge verblieben bei der DSB. Den schwedischen Teil des Netzes übernahm die "Veolia Transport Sverige AB". Die X31K- und X32K-Züge blieben im Besitz der Betreibergesellschaften Skånetrafiken, Blekingetrafiken AB, Kalmar Länstrafik, Länstrafiken Kronoberg, Hallandstrafiken AB, Västtrafik AB sowie der SJ. 2022 übernahm "Skånetrafiken" den Øresundverkehr und erwarb die bei der DSB verbliebenen Fahrzeuge, ab Ende 2025 war die "VR Sverige AB" (eine Tochter der Finnischen Staatsbahn) für den Øresundverkehr zuständig.

Technische Daten DSB ET / SJ X31K 4301-4411 "Øresundstog":
Anzahl 104 ET/X31K + 7 X32K
Hersteller Adtranz / Bombardier
Baujahre 2000-12
Achsfolge Bo' Bo' + 2' 2’ + Bo' Bo'
Länge über Kupplung 78.900 mm
Drehzapfenabstand 19.000 mm
Achsstand im Antriebs- / Laufdrehgestell 2.700 / 2.700 mm
Rad-Ø - mm
Spannungssystem AC 25 kV, 50 Hz / AC 15 kV, 16,67 Hz
Leistung 2.300 kW (8 x 287,5 kW)
Anfahrzugkraft 170 kN
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Dienstgewicht 156,0 t
Sitzpl. 1. / 2. Kl. 20 / 174 + 35 Klapps.
Einrichtung 1 Funktionsr., 1 Dienstabt., 2 WC




Fahrzeugdaten DSB ET / SJ X31K 4301-4411 "Øresundstog":
ET 43xx/44xx (A) FT 47xx/48xx ET 45xx/46xx (B)
Anzahl 104 104 104
Hersteller Adtranz / Bombardier Adtranz / Bombardier Adtranz / Bombardier
Baujahre 2000-12 2000-12 2000-12
Länge über Puffer/Kupplung - mm - mm - mm
Dienstgewicht - t - t - t
Sitzpl. 1. / 2. Kl. 20 / 56 + 3 Klapps. - / 18 + 21 Klapps. - / 80 + 6 Klapps.
Einrichtung 1 Großr. 1. Kl., 1 Großr. 2. Kl., 1 WC 2 Großr. 2. Kl., 1 Funktionsr., 1 Dienstabt., 1 WC 2 Großr. 2. Kl.


Abbildungen:

ET/X31K:

DK14731 DK4332 DK4333 DK4342 DK4344 DK14660 DK4341 DK4343

DK4334 DK4335 DK4336 DK4337 DK14580 DK4331 DK14579 DK14663

DK14589 DK14590 DK14591


Werbefolierungen:

DK14581 DK14582 DK14583 DK14584 DK14585 DK14586


X32K:

DK14587 DK14588


Zum Verbleib der einzelnen Triebzüge s. Fahrzeugliste


Quellen:
Bombardier Transportation: https://bombardier.com
Christensen, Lars Bjarke (2023): Jernbanernes udvikling i Danmark 1997-2022. Jernbanehistorie 2021-2022: 23-180.
Järnväg.net: www.jarnvag.net
Jonsen, Erik B. (1999): Øresundtoget - den nye rejseoplevelse i Øresundsregionen. Jernbanen 6/99: 18-19.
Knudsen, Benny (2016): IC3. Smørum: Bane Bøger.
VR Sverige: www.vrsverige.com




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