Die Querungen über die Meerengen Storebælt (1998) und Øresund
(2000) öffneten Dänemark als durchgehende Verbindung
zwischen den Güterzentren im schwedischen Malmö und dem
deutschen Hamburg-Maschen. Die seinerzeit für die Güterförderung
verantwortliche DSB-Tochter "DSB Gods" (DSB Güter) setzte sich das
Ziel, den internationalen Verkehr um 50 % zu steigern, wofür
geeignete Mehrsystem E-Loks beschafft werden sollten. Hierbei wurde
eine extreme Anfahrleistung gefordert, um die steilen Tunnel- und
Brückenrampen sicher zu bewältigen. So sollte ein 2000
t-Zug aus dem Stand auf einer Steigung von 15,6 ‰ beschleunigt
werden können, selbst wenn der Antrieb eines Drehgestells
ausfiele. Die EU-weite Ausschreibung dieser Maschinen gewann Siemens
gegen Adtranz, Brush und GEC-Alsthom. Zur Erfüllung der
Anforderungen bot Siemens unter der Typbezeichnung "ES 64 F"
eine sechsachsige Mehrsystemlok an. Die Maschinen wurden als DSB
EG 3101-3113 geführt und gehörten zur
zweiten Generation der Siemens-Drehstromlok-Familie "EuroSprinter".
Die Loks der Reihe EG waren modular aufgebaut und entsprachen konstruktiv
weitgehend der DB-Baureihe 152. Die neuentwickelten
Drehgestelle ohne Drehzapfen bildeten je eine Traktionseinheit, der
Antrieb erfolgte mittels Tatzlagermotoren. Die elektrischen
Einrichtungen wurden für beide Antriebsgruppen getrennt angelegt
bis auf den Haupttransformator. Das Steuersystem war doppelt und
redundant, die Umschaltung zwischen den Stromsystemen erfolgte
automatisch beim Überfahren der Grenzen. Die Loks wurden mit den
Sicherheitssystemen INDUSI für Deutschland sowie mit den
ATC-Systemen für Dänemark und Schweden ausgerüstet.
Mittels ZWS war der Betrieb in Doppeltraktion mit Loks der DSB-Reihen
EG und EA möglich, eine Einrichtung zur Zugheizung war nicht vorhanden.
Die Reihe EG wurde 1997 in 13 Exemplaren bei Siemens bestellt und ab 1999
geliefert, eine Option auf weitere sieben Loks blieb ungenutzt. Die ursprüngliche
Planung sah eine einheitlich rote Farbgebung vor, die
Maschinen erhielten jedoch eine von "DSB Design" gestaltete,
auffällige blau/gelbe Lackierung mit großen "Gods"-Logos.
Da DSB Gods die selbstgesteckten Ziele spektakulär
verfehlte, wurde die DSB-Tochter 2001 von Railion übernommen,
die ihrerseits durch die DBAG und die NS getragen wurde. Der
Eigentümerwechsel war an den EGs äußerlich nur durch
das Fehlen der "Gods"-Logos erkennbar. Die Loks
wurden zunächst im Transitgüterverkehr zwischen Malmö
und Maschen eingesetzt, seit 2004 endeten die Touren aber bereits am dänischen
Grenzbahnhof Padborg. 2008 erhielten die Maschinen UIC-Nummern, zum Jahresende war
eine Wiederaufnahme des Verkehrs bis Maschen vorgesehen. Eine Nachbeschaffung der EG unterblieb,
stattdessen entschloß sich Railion 2007 zur Bestellung von 23
Mehrsystemloks der DBAG-Baureihe 185.2 mit "Skandinavien Paket"
aus der TRAXX-Familie von Bombardier.
2009 wurden alle EGs bei der Umwandlung
von Railion DK in die neue "DB Schenker Rail Scandinavia A/S"
übernommen. Dabei handelte es sich um ein Joint Venture der
"DB Schenker Rail Deutschland AG" sowie der schwedischen
"Green Cargo AB". Als erste der ehemaligen DSB-Loks
im Dienst der DB Schenker Rail Scandinavia A/S wurde EG 3111 im April 2010 mit
einer neuen Lackierung vorgestellt. Als Vorlage diente das seit 1997
gültige Farbschema der DBAG mit dem Fahrzeugkasten in Verkehrsrot
(RAL 3020), Dach und Rahmenwangen in Basaltgrau (RAL 7012) sowie an den
Stirnseiten einen Warnbalken in Lichtgrau (RAL 7035). Abweichend davon
erhielten die DB Schenker EG seitlich an den Führerständen zeitweilig silberne Folien
mit den Schriftzügen der Eigentümer "DB Schenker" und
"Green Cargo". Eine Aufschrift seitlich am Fahrzeugkasten erläuterte
die Zugehöhrigkeit: "DB Schenker Rail Scandinavia A/S:
a joint venture of DB Schenker Rail Deutschland AG and Green Cargo AB".
Technische
Daten DSB EG 3101-3113 |
Anzahl |
13 |
Hersteller |
Siemens AG |
Baujahre |
1999-2000 |
Achsfolge |
Co' Co' |
Länge über Puffer |
20.950 mm |
Drehzapfenabstand |
10.200 mm |
Achsstand im Drehgestell |
4.250 (2.250 + 2.000) mm |
Spannungssysteme |
25 kV / 50 Hz 15 kV / 16 2/3 Hz |
Nennleistung |
6.500 kW (Drehstrom) |
Anfahrzugkraft |
400 kN |
Höchstgeschwindigkeit |
140 km/h |
Dienstgewicht |
132,0 t |
Abbildungen:
DSB Gods:
Railion DK:
DB Schenker Rail Scandinavia A/S / DB Cargo Scandinavia A/S:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste
Quellen:
Jonsen, Erik B. (1999): Nyt superlokomotiv DSB litra EG 3100. Jernbanen 4/99: 18-21.
Siemens AG: EG 3100 - Elektrische Hochleistungslokomotiven für die dänischen Staatsbahnen.
http://references.transportation.siemens.com
Wijnakker, Simon: Railcolor. www.railcolor.net
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