Vestre Gasværk 1857-1928
Das "Vestre Gasværk" wurde 1857 als Kopenhagens erstes
Gaswerk auf dem Gelände zwischen Halmtorv und Ingerslevsgade eröffnet
einen eigenen Kohlehafen am Kalvebod Strand. Diese günstige
Topographie änderte sich mit Anlage des neuen Güterbahnhofs
ab 1895, dessen Fläche weitgehend durch aufgeschüttete
Hafenbereiche gewonnen wurde. Als neuer Kohlekai wurde die "Kalvebod
Brygge" errichtet, von der aus das Gaswerk mit einer aufgeständerten Lorenbahn
über das Bahngelände hinweg versorgt wurde. Die Brücke wurde als
Fachwerkkonstruktion in Stahl ausgeführt, die Waggons wurden mittels
Drahtseilen durch elektrische Winden bewegt.
Das Vestre Gasværk lieferte anfänglich ca. 8.500 m³
pro Tag und wurde mehrfach erweitert. 1927 wurde das Werk geschlossen
und das Gelände 1931-34 mit den neuen städtischen
Schlachthöfen "Den Hvide Kødby" bebaut. Als letzter Rest
des Gaswerks verblieb lediglich noch das Gittertragwerk der
Kohleförderanlage über dem Bahngelände. Die Konstruktion wurde
genutzt, um die Fernwärmerohre des Heizkraftwerkes "H.C. Ørsted
Værket" über die Gleise zu führen. 2015 wurde das Tragwerk
schließlich entfernt und die Leitungen in einen Tunnel unter das Bahngelände
verlegt, um eine freie Baufläche zu schaffen.
Østre Gasværk 1878-1969
Das "Østre Gasværk" wurde 1877-78 im Stadtteil
Østerbro angelegt, als das "Vestre
Gasværk" den Bedarf der Stadt allein nicht mehr
decken konnte. Das neue Werk wurde im nördlichen Stadtgebiet
direkt an der Küstenlinie gebaut, so dass die Kohleschiffe am
werkseigenen Pier direkt entladen werden konnten. Dies änderte
sich 1897 mit der Anlage der Trasse für die "Kystbane",
die Kopenhagen mit Helsingør verband. Die Kohleschiffe wurden
nun im Nordbassin des Freihafens gelöscht, von wo aus der
Brennstoff durch eine regelspurige Werksbahn zum Gaswerk geliefert
wurde. Die eingleisige Strecke unterquerte die Kystbanetrasse zwischen
Vordingborggade und Århusgade und führten dann auf eine
Rampe, von der aus die Waggons in die Kohlebunker des Werkes entleert
wurden. Die Loks liefen aufwärts schiebend, um im Falle eines
Kupplungsbruchs das Ablaufen der Waggons zu verhindern. Es wurden
zwei Züge mit jeweils sechs Waggons und einer Kapazität von 36 t eingesetzt.
Das "Østre Gasværk" wurde im Laufe seiner
Geschichte mehrfach umgebaut und die anfängliche Kapazität
durch Erweiterungen vervierfacht. 1969 wurde das Werk stillgelegt,
wobei die Pumpstation und die Gasbehälter bis 1974 in Betrieb
blieben. Die Bausubstanz wurde abgetragen bis auf die Einfassung des
zweiten Gasbehälters. Hier ist seit 1979 das "Østre
Gasværk Teater" (Nyborggade 17) untergebracht. Das
Werksgeländes konnte auf Grund von austretenden Gasen aus dem
stark kontaminierten Boden nicht neu bebaut werden und wird heute
teilweise durch Fußballplätze belegt.
Für den Betrieb der Kohlezüge standen drei B-gekuppelte Satteltankloks
von Hudswell Clarke & Co sowie 14 zweiachsige Selbstentladewagen
ØG 1-14 von Beuchelt & Co. zur
Verfügung. Der Bestand wurde 1926 durch einen Rangiertraktor mit Benzinmotor,
Typ "Vermot 2", Fabrikat "Societé Anonyme des
Ateliérs et Chantiers de la Manche", Dieppe und 1964 durch die zuvor
beim Valby Gasværk eingesetzte Dampflok VG 2 ergänzt.
Østre Gasværk Loks |
Betriebsnummern |
Hersteller |
Baujahr / Werknr. |
frühere Nr. |
Einsatz bei ØG |
ØG 1 |
Hudswell Clarke & Co |
1899 / 498 |
- |
1899-1969 |
ØG 2 |
Hudswell Clarke & Co |
1899 / 499 |
- |
1899-1969 |
ØG 3 |
Hudswell Clarke & Co |
1902 / 622 |
- |
1902-1969 |
ØG 3 |
Hanomag |
1906 / 4726 |
VG 2 |
1964-69 |
ØG Traktor |
Vermot |
1926 / 23 |
- |
1926-65 |
Sundby Gasværk (I) 1902-1937
1900 eröffnete die Kommune Sundby auf Amager zwischen Øresundvej, Strandlodsvej
und Lergravsvej ein eigenes Gaswerk. Mit der Eingemeindung Sundbys in Kopenhagen
gelangte das Werk 1902 unter die Verwaltung von Københavns
Belysningsvæsen. Wegen des steigenden Gasbedarfs erfolgte 1908 eine
deutliche Erweiterung der Anlagen und der Anschluß an die Gleise
der Amagerbanen (AB). 1937 wurde das Werk stillgelegt und abgerissen.
Lediglich der größte Gasbehälter wurde vom Gaswerk in Valby weiter
genutzt und erst 1972 abgebaut. Ein kleiner Teil des alten Gaswerkgeländes wird nach
wie vor für eine Regulatorstation genutzt, die übrige
Fläche wurde geräumt und mit der Wohnsiedlung "Sundparken" neu bebaut.
Valby Gasværk 1907-1964
Københavns Belysningsvæsen nahm 1907 ein weiteres Gaswerk an der Vigerslev
Allé im Stadtteil Valby in Betrieb. Das Werk war über eine rund 5 km lange,
regelspurige Werksbahn an die Kais der Kalvebod Brygge in kopenhagener Südhafen
angebunden, wo drei Kräne zum entladen der Kohleschiffe bereit standen. Für den
Der Betrieb auf der Kohlebahn wurde mit drei Zügen mit jeweils 10 Waggons abgewickelt.
Der Abtransport der Produktionsreste auf dem Werksgelände erfolgte über ein
eigenes 600 mm Schmalspurnetz, für das zwei Kleinloks vorgehalten wurden.
Das Valby Gasværk wurde 1964 geschlossen und der Betrieb der Werksbahnen eingestellt.
Nach der Stillegung des Werkes entzündete sich am 26. September 1964 ein Luft-Gasgemisch
in den beiden Gasometern und verursachte eine verheerende Explosion, bei der drei Todesopfer
und erheblicher Sachschaden zu beklagen waren.
Das Valby Gasværk beschaffte 1906 drei B-gekuppelte Tenderloks
von der "Hannoversche Maschinenbau AG" (Hanomag), die 1928 durch
eine B-gekuppelte Lok von "Orenstein & Koppel" (O&K) ergänzt wurden.
Weitere drei Tenderloks wurden gebraucht erworben, die ursprünglich
aus den Beständen der NFJ und der DSB stammten. Für den Kohletransport
standen wurden 1907 bei der Schwedischen "A/B Arlöfs Mekaniska Verkstad &
Waggonfabrik" 40 zweiachsige Selbstentladewagen als
VG 1-40
mit einer Tragkraft von je 10 t beschafft. Diese wurden im Lauf der folgenden Jahre mit insgesamt 22 offenen
Güterwagen unterschiedlicher Bauarten ergänzt.
Valby Gasværk Dampfloks (Regelspur) |
Betriebsnummern |
Hersteller |
Baujahr / Werknr. |
frühere Nr. |
Einsatz bei VG |
VG 1 |
Hanomag |
1906 / 4725 |
- |
1906-64 |
VG 2 |
Hanomag |
1906 / 4726 |
- |
1906-64 |
VG 3 |
Hanomag |
1906 / 4727 |
- |
1906-64 |
VG 4 (I) |
Esslingen |
1882 / 1891 |
NFJ 1 / SFJ 27 |
1918-35 |
VG 4 (II) |
Hanomag |
1883 / 1641 |
NFJ 4 |
1922-37 |
VG 5 |
O&K |
1928 / 10247 |
- |
1928-64 |
VG 6 |
Neilson |
1894 / 4751 |
DSB Hs 382 |
1932-63 |
Der Betrieb auf dem werkseigenen 600 mm Schmalspurnetz wurde mit einer B-gekuppelten Satteltanklok
von "W. G. Bagnall" sowie einer Benzollok von der "Motorenfabrik DEUTZ AG" erledigt.
Beide Loks wurden bei "Hedelands Veteranbane", Dänemarks Museum für
Schmaspurbahnen, erhalten.
Valby Gasværk Schmalspurloks |
Betriebsnummer |
Hersteller |
Baujahr / Werknr. |
frühere Nr. |
Einsatz bei VG |
- |
W. G. Bagnall |
1907 / 1845 |
- |
1907-64 |
- |
Deutz |
1928 / 8417 |
- |
1928-64 |
Reforminganlægget ved Prøvestenen 1951-1978 / Sundby Gasværk 1963-2007
Der Mærsk-Konzern des legendären Reeders A.P. Møller
begann 1951 mit dem Bau einer Raffinerie auf der ehemaligen
Festungsinsel Prøvestenen an der Nordspitze Amagers, Prags
Boulevard Ecke Amager Strandvej. Gleichzeitig vereinbarte Københavns
Belysningsvæsen die Nutzung des Abfallprodukts
Pyrolysegas als Rohstoff zur Gewinnung von Stadtgas und
errichtete zu diesem Zweck eine sogenannte Reformgasanlage. Beide
Werke nahmen 1958 den Betrieb auf und wurden 1978 bei Aufgabe
der Raffinerie stillgelegt. Zusätzlich entstand 1963-65 in
unmittelbarer Nachbarschaft das "Sundby Gasærk"
zur Gasproduktion aus leichten Mineralölfraktionen mit
Lagerbehältern und einem Kai zur Anlieferung von Rohstoffen. Die weitgehend
automatisiert arbeitende Anlage ermöglichte die Stillegung der
älteren städtischen Gaswerke und wurde in den 1970er Jahren erweitert. Mit
der Umstellung der kopenhagener Gasversorgung auf Erdgas wurde das
Sundby Gasværk 2007 als letztes Gaswerk Dänemarks stillgelegt und bis 2011
vollständig abgetragen.
Kløvermarken Gasværk 2007 & Strandvænget Gasværk 2007
Mit der Umstellung der kopenhagener Gasversorgung auf "Bygas 2" wurden 2007 zwei
automatisierte Produktionsanlagen in Betrieb genommen, die nach ihren Standorten als
"Kløvermarken Gasværk"" und "Strandvænget Gasværk" bezeichnet
wurden. In den Anlagen wird Erdgas für den Endverbraucher aufbereitet und in das
Verteilernetz eingespeist. Die gemeinsame Kapazität beider Anlagen liegt bei jährlich 5 Mio m³.
Angeschlossen sind das Stadtgebiet von Kopenhagen sowie die umliegenden Kommunen, die allesamt
ihre eingenständige Versorgung aufgegeben haben.
Københavns Belysningsvæsen (KB)
Städtische Energieversorgung in Dänemark
KB Gaswerke
KB Elektrizitätswerke