Esbjerg Jernstøberi & Maskinfabrik

Der Beschluß vom 1868, die Stadt Esbjerg als Dänemarks neuen Nordseehafen zu errichten, veranlaßte den Schmiedemeister Frantz Lund Møller, sich hier niederzulassen. Tatsächlich waren seine Werkstatt und sein Wohnhaus die ersten Gebäude der künftigen Stadt. 1876 stieg Niels Jørgen Poulsen als Kompagnon in das Unternehmen ein und man erweiterte sich um eine Maschinenwerkstatt sowie eine Eisengießerei. Der Betrieb beschäftigte 18 Mitarbeiter und firmierte als "Esbjerg Jernstøberi & Maskinfabrik". Gefertigt wurden u.a. Dampfkessel und Windräder, die als "Esbjerg-vindmotorer" zum Betrieb von Pumpen und Maschinen dienten. 1896 übernahmen die Ingenieure Lehde B. Jensen und Holger Olsen den auf mittler Weile 60 Mitarbeiter angewachsenen Betrieb und modernisierten diesen mit einer zeitgemäßen Gießerei. Das Sortiment wurde durch Stahlkonstruktionen für Bauvorhaben und durch Gasbehälter für Gaswerke erweitert. Im maritimen Bereich gab es ab 1930 schwimmende Sandpumpen für die Küstenschutzbehörde "Vandbygningsvæsenet" und in späteren Jahren Kutter und kleinere Schiffe. Zu letzteren zählte die Motorfähre "M/S SØNDERHO", die 1962 mit der Bau-Nr. "2" vom "Post & Telegrafvæsenet" für die Route Esbjerg-Fanø beschafft wurde. Das Schiff wurde auf dem Werksgelände gebaut und per Schwerlasttransport auf der Straße zum Stapellauf gebracht.

Das Unternehmen wuchs bis 1907 auf rund 150 Mitarbeiter und wurde 1928 in eine Aktiengesellschaft gewandelt. Später firmierte man als "A/S Dan-Thor" und erklärte Mitte der 1960er Jahre Konkurs. Die Liegenschaften wurden an die Warenhauskette "Føtex" veräußert, die hier 1966 die gesamte Bausubstanz für einen Neubau abtrug.

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Lokomotivbau bei der Esbjerg Jernstøberi & Maskinfabrik
Ab 1902 fanden sich im Angebot der Esbjerg Jernstøberi & Maskinfabrik auch Feldbahnlokomotiven. Die Tenderloks der Bauart "Meyer" liefen auf 2 zweiachsigen Drehgestellen der Spurweite 610 mm, die jeweils von einer eigener Dampfmaschine angetrieben wurden. Die Kessel waren elektrogeschweißt und wurden von "A. Leineweber & Co." in Schlesien geliefert, die Dampfleitungen waren mittels Kugelgelenken durch die Drehzapfen geführt. 1902 wurden 2 Loks gebaut, von denen eine an das Torfwerk in Pindstrup ging. 1918 folgten 4 weitere, von denen 2 nach Schweden geliefert wurden, wo sie bis in die 1950er Jahre verwendet wurden. Die beiden übrigen Loks gingen an das Torfwerk von Johan Sternberg in Moselund/Egesvang. Da der Kunde nicht zahlungsfähig war, wurden die Loks retourniert und mangels anderer Interessenten verschrottet. Im Zusammenhang mit den Loks findet sich in der Literatur gelegentlich die Bezeichnung "Esbjerg Lokomotivfabrik", die aber nie der tatsächlichen Firmierung des Unternehmens entsprach.


Quellen:
Guldvang, S. A. (1998): Danmarks Smalsporede Industribaner. Smørum: Bane Bøger.
Jensen, Leif E.: Esbjerg Jernstøberi & Maskinfabrik. www.perbenny.dk/1943.html
Hansen, Bent & Völz, Ulrich (1994): Die Torfbahnen in Dänemark - Die Torfbahnen von Pindstrup Mosebrug. Bahn-Express 70: 123-130.


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