Dossier HHJ M 2 Teil 2: Technische Beschreibung und Daten


Technische Beschreibung


Allgemeine Auslegung:
Der Triebwagen HHJ M 2 war zweiteilig aufgebaut. Die Maschinenanlage, bestehend aus Motor und Generator, war im kürzeren Fahrzeugteil untergebracht, das auf einem starren Plattenrahmen mit drei Laufachsen aufgebaut war. Das längere Fahrzeugteil war als Fahrgastbereich ausgeführt und war an einem Ende gelenkig mit dem Maschinenteil verbunden. Am gegenüberliegenden Ende ruhte das Fahrgastteil auf einem dreiachsigen Drehgestell, dessen beiden äußeren Achsen jeweils durch einen elektrischen Fahrmotor angetrieben wurden. Diese eigenwillige Konstruktion glich einem Sattelschlepper mit Auflieger und sollte den Fahrgastraum vor Lärm, Vibrationen und Geruchsbelästigung durch die Maschinenanlage schützen. Mit der Trennung der Maschinenanlage von den Fahrmotoren wurde eine gleichmäßigere Gewichtsverteilung erreicht. Außerdem galten die Frichs-Dieselmotoren als berüchtigte Ölschleudern, von denen die Fahrmotoren besser ferngehalten wurden.

Die Zug- und Stoßkräfte zwischen dem Fahrgast- und dem Maschinenteil wurden durch eine gefederte Kurzkupplung übertragen, ähnlich wie sie auch zwischen einer Dampflok und einem Schlepptender verwendet wurde. Bei HHJ M 2 war diese Kupplung allerdings längere Zeit gebrochen, ohne daß dies bemerkt wurde. Die senkrechte Abstützung des Fahrgastteils erfolgt auf jeder Fahrzeugseite mittels eines kardanischen Gelenkes auf zwei große Blattfederpakete, die ihrerseits außen am Rahmen des Maschinenteils gelagert waren. Auch die Aufhängungen der Blattfederpakete am Maschinenteil waren unterdimensionert und zeigten deutliche Verformungen.

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Maschinenanlage
Die Maschinenanlage bestand aus einem 4-Takt Dieselmotor FRICHS Typ 6215 CL mit sechs Zylindern sowie aus einem direkt mit dem Motorschwungrad verbundenen Gleichstromgenerator. Der Erreger war platzsparend auf dem Generatorgehäuse montiert und wurde über einen Keilriemen angetrieben. Der Generator diente auch als Anlasser, allerdings reichte die mitgeführte Batteriekapazität nicht aus, so daß zum Starten eine externe Spannungsquelle benötigt wurde. Die Batterien selbst waren in Kästen unter dem Fahrgastteil angeordnet.

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Kühlanlage:
Die Motorwärme wurde über Kühler auf dem Dach des Maschinenteils abgeführt. Die Kühlelemente waren in zwei von Hand zu regelnden Kreisläufen angeordnet, eine Thermostatregelung gab es nicht. Die ursprüngliche Kühlanlage war unterdimensioniert, so daß innerhalb der ersten beiden Betriebsjahre ein weiteres Kühlelement nachgerüstet wurde. Dieses wurde lediglich durch die Kühlwasserrohre gehalten und "schwebte" über dem Dach des Fahrgastteils. Zusätzlich wurde das Dach und die Frontseite des Maschinenteils über den Fenstern durchbrochen, um den Fahrtwind besser zur Belüftung der Kühler auszunutzen.

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Treibdrehgestell:
Das dreiachsige Treibdregestell war mit einem kräftigen Plattenrahmen aufgebaut, alle Achsen waren rollengelagert. Die beiden querliegenden Fahrmotoren wirkten über eine einfache Untersetzung jeweils auf eine der äußeren Achsen. Die Kühlung der Fahmotoren erfolgt durch Lüfter. Die Kühlluft wurde über Öffnungen in der Wand des Fahrgastteils angesaugt und durch lederne Faltenbälge zu den Motoren geleitet. Die hochgesetzten Lüfteröffnungen am Wagenkasten sollen das Ansaugen von Staub und Sand aus dem Schienenbett verhindern.

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Wagenkasten:
Die Wagenkästen beider Fahrzeugteile waren aus Profilen mit aufgenieteten Stahlblechen aufgebaut. In beiden waren Führerständen eingerichtet, die an den Stirnseiten mit Übergängen für das Zugpersonal ausgestattet waren. Im Maschinenteil schloß sich hinter dem Führerstand der Maschinenraum an. An dessen ermöglichte eine Tür den Übergang zum Fahrgastteil. Der Raum zwischen beiden Fahrzeugteilen war offen und nicht durch einen Faltenbalg o.ä. geschützt.

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Das Fahrgastteil grenzte an das Maschinenteil mit dem Packraum, der zu beiden Seiten durch Schiebetüren zugänglich war. An der Wand zum Fahrgastbereich war eine Kammer mit dem WC abgeteilt. Auf den Packraum folgte ein Einstiegraum mit nach innen versetzten seitlichen Türen. Von hier gelangte man sowohl in die Fahrgasträume als auch zum Abort und in den Packraum. Im Lieferzustand war die Toilette durch eine Klapptür zugänglich, die nach energischen Beschwerden einer wohl etwas fülligeren Dame aber bald gegen eine Schiebetür getauscht wurde. Der Fahrgastbereich war in zwei Abteile mit Mittelgang gegliedert. Das Nichtraucherabteil war in der Anordnung 2+2 mit 16 festmontierten Stahlrohrsesseln (freischwingend, mit Armlehnen) ausgestattet, was ihm den Spitznamen "Barbersaloon" eintrug. Die Sitze waren ursprünglich mit dunklem Leder bespannt, das bei der MHVJ durch weißen Stoff ersetzt wurde. Die Bänke des folgenden Raucherabteils waren dagegen gepolstert und mit schwarzem Leder bezogen. Hier waren 28 Plätze in der Anordnung 2+3 verfügbar. Beide Abteile waren mit Gepäcknetzen über den Fenstern sowie mit Gardinen ausgestattet, die Wände waren holzgetäfelt und die Decke weiß lackiert. Ungewöhnlich war die verglaste Trennwand zwischen beiden Abteilen, die einen großzügigen Raumeindruck erzeugte. Auf den Fahgastbereich folgte ein weiterer Einstiegraum mit nach innen versetzten Türen sowie der zweite Führerstand.

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Heizung und Beleuchtung:
Die Heizung wurde über einen Ofen mit Koksfeuerung unter dem Wagenboden des Packraumes betrieben. Die 65 V Beleuchtung wurde über einen Dynamo und Akkus gespeist.


Lichtsignale:
Der Hauptscheinwerfer war in einem großen Leuchtengehäuse unter dem rechten Führerstandsfenster angeordnet. Ein zweiter, kleinerer Scheinwerfer war freistehend mittig unter dem Dach montiert. Die große Leuchte diente bei Bedarf auch als Schlußlicht durch das Vorsetzen einer roten Farbscheibe .

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Zug- und Stoßvorrichtungen:
HHJ M 2 war mit geschlitzten Puffern, Schraubenkupplungen und Schienenräumern vom Typ "Kaptajn Vom" ausgestattet.

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Farbgebung:
HHJ M 2 wurde weinrot (ähnlich dem DSB-Standard) ohne Zierstreifen und mit silbernem Dach geliefert; die Beschriftung "HHJ M 2" an den Fahrzeugseiten wurde in Messingguß-Lettern ausgeführt. Später wurde ein weißer Streifen hinzugefügt, der unterhalb der Fenster um das ganze Fahrzeug lief. Ebenfalls nachträglich wurden gelbe Kassettenlinien aufgetragen, die aber um 1965 wieder entfernt wurden.

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Technische Daten HHJ M 2:
Hersteller Frichs
Baujahr 1932
Achsfolge 3 (Ao1Ao)'
Kraftübertragung dieselelektrisch
Motor FRICHS 6215 CL, 6 Zylinder
Leistung 184 kW (250 PS) bei 700 U/min
Höchstgeschwindigkeit 70 km/h
Länge über Puffer 20.000 mm
größter Achsabstand 15.990 mm
Dienstgewicht 55,3 t
max. Achsdruck 13,0 t
Kraftstoffbehälter 420 l
Schmierölvorrat 200 l
Anzahl Sitzplätze 44 (28 Raucher, 16 Nichtraucher)
Zuladung im Traglastenraum 1,0 t



HHJ M 2 Übersicht
HHJ M 2 Teil 1: Entwicklung und Einsatz
HHJ M 2 Teil 2: Technische Beschreibung und Daten


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