Die erste Buslinie der DSB wurde als Zubringer zwischen der Malmöfähre im kopenhagener
Freihafen und dem Hauptbahnhof eingerichtet (gemeint ist der 2. Hauptbahnhof, nahe
der heutigen Station Vesterport). Hierfür wurden 1905/06 zwei Elektrobussen bei der
"Jacob Lohner & Co." in Wien beschafft. Die Fahrzeuge boten 14 Sitzplätze
und erreichten eine Geschwindigkeit von 18 km/h. Die wiederaufladbaren Batterien
leisteten 121 Ah bei 220 V. Für die einfache Fahrt benötigte man 14 Minuten und halbierte
damit Fahrtzeit der bisherigen Pferdeomnibusse. Die Linie bestand noch 1913, das Ende des
Einsatzes und der Verbleib der Busse ist nicht bekannt.
Als der DSB-Generaldirektor Peter Knutzen 1931 seinen Posten antrat stand er vor
der Aufgabe, den defizitären Staatsbetrieb umfassend zu modernisieren. Als eine der
getroffenen Maßnahmen nahm die DSB den Kraftverkehr mit "Rutebilern"
(Linienbussen) auf. So sollten unrentable Bahnverbindungen ersetzt und der Konkurrenz
durch private Busbetreiber begegnet werden. Gleichzeitig konnte die DSB ihre Präsenz
in der Fläche ausweiten und einen gewinnbringenden Geschäftsbereich aufbauen. Im
Sommer 1932 eröffnete die DSB ihre erste Buslinie, als die "Amtsbanerne på Als"
den Betrieb einstellten und die DSB deren Verkehrsleistung übernahm. Es wurden 4
neue Busse mit jeweils 20 Sitzplätzen beschafft, wobei verschiedene Hersteller
erprobt und gleichzeitig das dänische Gewerbe unterstützt wurde. 2 der Fahrzeuge
hatten ein Büssing/NAG-Chassis mit einer Karosserie von DAB, die anderen beiden
hatten ein DfA-Chassis mit Aufbauten von der Sorø Karosserifabrik.
Die DSB übernahm zügig landesweit weitere Linien und verfügte 1940 über eine
Flotte von 225 Bussen und 72 Routen mit einer Gesamtlänge von fast 3.000 km.
Gegen den Protest von Unternehmerseite wurden privatwirtschaftliche Linien
geschluckt, oft bei gleichzeitiger Übernahme von Fahrzeugen und Personal, um sich
die lokalen Ortskenntnisse zu sichern. Der Betrieb der Linien erfolgte durch lokale
Verwaltungen, die im Gegensatz zum Bahnbetrieb mit größerer Eigenständigkeit
agieren konnten. Zunächst gab es keine zentralen Werkstättten, die Wartung der
Fahrzeuge erfolgte bei ortsansässigen Schlossereien. In wenigen Fällen
unterhielt die DSB die übernommenen Linien gemeinsam mit einer Privatbahn.
Die Vorgaben für den DSB-Busbetrieb wurden im "Omnibusregulativet"
niedergeschrieben. Demnach hatten die Rutebiler in roter Farbgebung zu erscheinen
und waren unter den Fenstern mit einem umlaufenden, grauen Streifen zu versehen,
in einigen Fällen wurde das Grau auch über die Abdeckung der Motorvorbauten
ausgedehnt. Auf den umlaufenden Streifen waren seitlich die Endstationen der
zu bedienenden Route anzuschreiben - eine Vorgabe, die erst 1962 formell
aufgehoben wurde. Neben dem Personenverkehr konnten mit den Rutebilern auch
Pakete und kleinere Stückgutsendungen bis in die 1980er Jahre versandt werden.
Darüber hinaus spielte die Beförderung von Post eine wichtige Rolle: So waren
die Busse bis in die 1950er Jahre mit einem Briefkasten ausgestattet und bis
Ende der 1990er Jahre wurden auch die Briefkästen an der Strecke durch den
Busfahrer geleert. In einigen Fällen wurde Postgut in größeren Mengen
zwischen den an der Route liegenden Postämtern transportiert.
Die Flotte der DSB-Rutebiler startetet mit einer großen Typenvielfalt,
die der Übernahme von lokalen Busbetrieben mit ihren Fahrzeugen
geschuldet war. Hier fanden sich Busse der Hersteller Audi, Reo,
Ford, Federal, Studebaker, Oldsmobile, GMC, Triangel und NAG. Bei den folgenden
Neubeschaffungen bemühte man sich um eine Vereinheitlichung des Fuhrparks.
Die DSB erhielt jährlich 20-30 Fahrzeuge, die in drei
Klassen unterteilt wurden: Für Routen mit geringem Fahrgastaufkommen lieferte
der Karosseriebau "J. Ørum Petersen" Busse mit 12-20 Plätzen
unter Verwendung von Chassis der Marken Bedford, Chevrolet und Opel Blitz. Rutebiler
der mittleren Größe waren typischer Weise Triangel Mignon. Die größten
Fahrzeuge stammten von dem Karosseriebau "DAB" und waren auf Chassis der Marken
Büssing-NAG, Reo und Triangel aufgebaut und wurden in 42 Exemplaren beschafft.
Allen diesen frühen Mustern war gemein, daß
sie jeweils auf einem Lkw-Chassis aufgebaut waren und von einem
Benzinmotor angetrieben wurden. Die Karosserie stammte meistens von
einem dänischen Hersteller und bestand aus einer hölzernen
Rahmenstruktur, die mit Stahlblech bekleidet war. Zur Mitnahme von
Gepäck und Traglasten waren die Busse am Heck mit einer
klappbaren Tragevorrichtung sowie einem Dachgepäckträger ausgestattet.
Ab 1938 wurden die ersten Busse mit Dieselmotoren der Hersteller Büssing, Frichs
und B&W beschafft. Auf stark frequentierten Route wie z.B.
København-Køge wurde die Kapazität dieser Busse
mit Anhängern erweitert. Dabei kamen auch zweiachsige Anhänger
für Fahrgäste und Einachsanhänger für Gepäck zum Einsatz.
Bis 1940 erhielt die DSB 95 Busse von der DFA in Odense.
Mit dem Ausbruch des
zweiten Weltkrieges wurden erste Beschränkungen im öffentlichen
Verkehrswesen wirksam und mit der deutschen Besetzung Dänemarks
1940 veränderten sich die Lebensbedingungen im Land erheblich.
Ab Ende 1940 waren keine Neubeschaffungen von Bussen mehr möglich
und es mangelte zunehmend an Betriebsstoffen und Verschleißteilen.
Dem allgemeinen Kraftstoffmangel wurde mit der Nachrüstung von
Holzvergasern begegnet, die entweder direkt an den Bussen oder auf
Anhängern montiert wurden. In Nordjütland wurde Erdgas
genutzt, das in der Region gefördert und in Druckgasflaschen auf
dem Fahrzeugdach mitgeführt wurde. Bei einigen Fahrzeugen wurde
die hintere Achse durch Doppelachsen ersetzt, die auf kleineren
Felgen mit Pkw-Reifen liefen. Letztere waren reichlich vorhanden, da
der private Kfz-Verkehr weitgehend untersagt war. Mit Maßnahmen
zur Verdunkelung suchte man alliierten Fliegerangrifen zu entgehen.
Der Bestand einsatzfähiger Fahrzeuge wurde durch
Sabotageaktionen sowie durch die Beschlagnahmung von 47 Bussen durch
die Besatzungsmacht reduziert.
Während der Besatzungszeit kam es zu ungewöhnlichen Einsätzen von
DSB-Rutebilern. Einige Fahrzeuge wurden leihweise an die dänische
Botschaft in Berlin abgegeben und in den letzten Kriegstagen zur
Evakuierung des Personals genutzt. Andere Fahrzeuge waren an einer
Rettungsaktion beteiligt die als "De hvide busser" (die
Weißen Busse) in die Historie einging. Diese Aktion
bezweckte die Rückführung von in deutschen Lagern
internierten rund 9.000 Norwegern und 6.000 Dänen. Die Leitung
übernahm der Schwede Graf Folke Bernadotte (1895-1948) in seiner
Eigenschaft als Vizevorsitzender des Schwedischen Roten Kreuzes, den
dänischen Anteil der Operation leistete das "Jyllandskorps".
Alle aktiv beteiligten Helfer meldeten sich freiwillig, die
eingesetzten Fahrzeuge stammten aus unterschiedlichen Quellen,
darunter auch 32 Busse der DSB. Die meisten Fahrzeuge wurden einheitlich weiß
gestrichen und zum Schutz vor alliierten Luftangriffen mit dem roten
Kreuz sowie der schwedischen bzw. der dänischen Nationalflagge
markiert. Zwischen Dezember 1944 und April 1945 konnte mit mehreren
Konvois eine große Zahl von Häftlingen gerettet werden,
die bis Kriegsende im neutralen Schweden versorgt wurden. Zusätzlich
wurden in letzten Kriegstagen rund 7.000 weibliche Insassen aus dem
KZ Ravensbrück nach Schweden evakuiert.
Einführung
Teil 1: Anfänge und Besatzungszeit
Teil 2: Neubeginn ab 1945
Teil 3: Erfolgreiche 1950er und 1960er Jahre
Teil 4: DSB-Designprogramm 1972
Teil 5: DSB busser a/s, Combus a/s
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